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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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weiß nicht. Etwas von Fortnum?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, nein. Ich habe mir eins von diesen Dingern hier bestellt, für die sie in der Zeitung Werbung machen.« Er wühlte in seiner Tasche und fand schließlich einen Zeitungsausschnitt, den er dem Major reichte. Mit erhobenen Augenbrauen las dieser, dass die Wilkinson Sword Company kugelsichere Westen anbot – Stahl in Seide, nur fünfzig Pfund schwer. »Senden Sie uns die folgenden Maßangaben, und wir garantieren Ihnen ein perfekt sitzendes Kleidungsstück. Taillen- und Brustumfang, hängende oder gerade Schultern, Hohlkreuz oder runder Rücken. Entgehen Sie einer tödlichen Verwundung für nur fünf gut investierte Guineen.«
    »Würden Sie sagen, ich habe einen runden Rücken?«
    »Oh, das finde ich nicht.«
    »Schön, danke … Meinen Sie, die Dinger nützen was?«
    »Ich glaube, mir ist nie jemand begegnet, der eine trug.«
    »Dachte, ich probiere es mal. Nicht dass ich es mit der Angst zu tun bekäme oder so was. Aber wäre doch Unsinn, etwas zu riskieren, was man für ein paar Pennies auch vermeiden kann. Das ist das erste, was man in der Army lernt.«
    Fünf von den Studenten hatte Murphy treffend als junge Herrn bezeichnet, und zwar recht lautstarke und geschwätzige. Von einem Fenster im ersten Stock beobachtete der Major misstrauisch, wie sie auf den Rasen hinausschlenderten, wo Séan Murphy auf Anweisung Krockettore aufgestellt hatte. Der sechste allerdings war ein älterer Mann, verschwiegen und recht in sich gekehrt. Manchmal lachte er mit, wenn die anderen lachten, doch nie so impulsiv wie sie. Wenn er »Guter Schlag, Maitland!« rief oder »Sie sind dran, Bunny!« oder »Bravo, Hall-Smith!«, dann war es meistens nur das Echo der anderen, die ihn mit distanzierter Höflichkeit behandelten oder auch einfach nicht beachteten. Später, als sie sich zu einem eigens anberaumten Tee mit Gurkensandwiches versammelten (serviert im Jagdzimmer, um die Damen abzuhalten), erfuhr der Major, dass dieser Mann Captain Roberts hieß, und ja, er hatte »sich gemeldet«, als der Krieg kam. Und ja, es war nicht ganz leicht, wieder zu seinen Studien zurückzukehren – jedenfalls sei ihm das am Anfang so vorgekommen, fügte er mit einem gequälten Lächeln hinzu. Mittlerweile natürlich … und die traurigen, leidgeprüften Augen kehrten zu den Gesichtern seiner gutgelaunten Gefährten zurück.
    Bald nachdem die jungen Leute so unbekümmert ihren Tee getrunken und ihre Sandwiches gegessen hatten, als komme dergleichen in ihrem Leben alle Tage vor (was ja zweifelsohne auch so war), kehrten sie nach draußen zu ihrem Spiel zurück, und Captain Roberts folgte ihnen in einigem Abstand, die lebende Erinnerung an die Torheit der älteren Generation, wenn seine jungen Gefährten eine solche Erinnerung gewollt hätten (was natürlich nicht der Fall war).
    Der Major sah dem Abendessen an diesem Tag mit unguten Gefühlen entgegen. Eine gewisse Hoffnung bestand, dass Edward, der mittlerweile nur noch selten zu den Mahlzeiten erschien, nicht auftauchte. Doch da stand er hinter seinem Stuhl im Speisesaal, er war vor allen anderen eingetroffen. Beiderseits seines Platzes waren je drei Stühle für die jungen Männer reserviert: die Ehrenplätze, was natürlich die ohnehin schon aufgebrachten alten Damen auch nicht gerade beschwichtigte.
    Die Studenten kamen verspätet und ein wenig atemlos, denn nachdem sie sich zum Essen umgezogen hatten, waren sie noch durch die Gänge getollt. Sie hatten versucht, Maitland, dem Witzbold der Gruppe, die Hosen auszuziehen. Dann hatte jemand eine seiner Socken erwischt und zum Fenster hinausgeworfen, sodass er nun, als er den anderen in den Speisesaal folgte, zwei unterschiedliche Socken trug und so gutmütig kummervoll aussah, dass die anderen kaum ernst bleiben konnten.
    Doch Maitland war sofort vergessen, als Edward ihnen ungeduldig ihre Plätze anwies. Ja, sie rissen tatsächlich vor Verblüffung die Augen auf. An jedem Platz lag neben dem Silberbesteck ein … Revolver! Unglaublich! Alles, was die Leute einem über Irland erzählten, stimmte! Die Iren waren vollkommen übergeschnappt! Die jungen Männer trauten sich kaum, einander in die Augen zu sehen.
    Nur Captain Roberts, der finster die fernen, düsteren Konturen des Raums betrachtete, hatte anscheinend nichts Außergewöhnliches bemerkt. Während sie auf die Suppe warteten, griff er gedankenverloren nach dem Revolver bei seinem Besteck, ließ die leere Trommel rotieren, wog die Waffe

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