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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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einen Moment lang in der Hand, dann legte er sie beiseite und griff stattdessen nach einer silbernen Gabel. Er drehte sie kurz zwischen Daumen und Finger, dann legte er sie sorgsam wieder ab und blickte beklommen in die fröhlichen, verschmitzten Gesichter seiner drei Gefährten gegenüber. Was gab es denn jetzt schon wieder, worüber sie sich lustig machten? Nicht zum ersten Mal seit Beginn der Ferien fragte er sich besorgt, ob er seinen Sinn für Humor ganz verloren hatte.
    »Weitersagen«, flüsterte Bob Danby ihm von links ins Ohr und stöhnte vor Schmerz. »
Was
kann es als letzten Gang geben?«
    Es waren also die mit dem Besteck gedeckten Revolver, die bei seinen Kameraden diese Heiterkeit auslösten! Während er Danbys Scherz an Bunny Burdock zu seiner Rechten weitergab, tadelte er sich im Geiste, dass ihm das nicht aufgefallen war – aber es
war
ihm ja aufgefallen; er war nur einfach davon ausgegangen, dass es im Hotel Ratten gab. In den Unterständen, die ihnen in Frankreich als Offiziersmesse gedient hatten, hatten sie die Ratten während der Mahlzeiten abgeschossen – sonst hätten die Biester ihnen das Essen von der Gabel geholt. Er räusperte sich, in der Absicht, dem jungen Hall-Smith gegenüber davon zu erzählen, überlegte es sich dann aber anders. Diese jungen Burschen hörten natürlich höflich zu, wenn er ihnen vom Krieg erzählte. Bei einer Gelegenheit allerdings, als er ihnen wieder einmal eine Schlacht beschrieb, hatte Maitland gesagt: »Jetzt lass doch mal den verfluchten Krieg sein, Roberts. Der ist seit drei Jahren vorbei!« Gut, Maitland hatte ein paar Glas Bier intus gehabt, und zweifellos hatte ihn der Wunsch beflügelt, Eindruck bei den anderen zu schinden. Aber Tatsache blieb, dass all das für sie Vergangenheit war; nichts wofür man sich jetzt noch interessieren musste.
    Mittlerweile war ein Streitgespräch zwischen dem massigen Burschen mit dem kantigen Gesicht am Kopfende des Tisches, der wohl der Besitzer des Ladens war (für einen Manager war er nicht unterwürfig genug), und Danby in Gang gekommen, ihrem Sprecher in allen intellektuellen und politischen Fragen (und ein Mann, der als Kandidat für den Vorsitz beim Debattierclub galt). Und offenbar war Danby an diesem Abend in ausgezeichneter Form.
    »Aber was Sie sagen, ist nicht im Mindesten logisch«, wandte er gerade ein. »Ich will Ihnen gerne beipflichten, dass die Iren nicht gerade das intelligenteste Volk auf Erden sind, aber ich kann einfach nicht glauben, dass sie
freiwillig
Mörder und Banditen, wie Sie sie nennen, mit der Wahrnehmung ihrer politischen Interessen beauftragen würden … Also wirklich, Sir, da übertreiben Sie!«
    »Dann sagen Sie mir, was sie anderes getan haben als unbewaffneten Männern hinter Hecken aufzulauern; als unschuldige Menschen zu erschießen, als Bauern das Vieh zu stehlen und ihre Höfe zu plündern, als nach und nach das ganze Land in die Knie zu zwingen? Sagen Sie mir das!«
    »Darum geht es doch nicht«, stöhnte Danby und warf mit gespielter Verzweiflung die Hände in die Luft, und die anderen beobachteten ihn feixend (der alte Danby zog mal wieder vom Leder!). »Es geht um
Demokratie
, schlicht und einfach. Gerade erst vor ein paar Tagen hat die Sinn Féin einen triumphalen Wahlsieg errungen, genau wie schon 1919. Sie halten jeden Sitz im südirischen Parlament außer den vieren von Trinity, ohne Opposition. Ja, Sir, ich würde sogar so weit gehen zu sagen, wenn die Mehrheit des Volkes tatsächlich eine Regierung von Mördern
will
(obwohl ich nicht im Mindesten mit Ihnen übereinstimme, dass es Mörder sind), statt einer Regierung durch uns Briten, dann haben sie alles Recht dazu … schließlich ist es doch ihre Angelegenheit. Ich meine, haben Sie Rousseaus
Contrat social
überhaupt gelesen? Wir müssen doch davon ausgehen, dass die Iren im Jahr 1919 diejenigen gewählt haben, die sie an der Spitze ihres Staates sehen wollten … Warum sollten sie Leute wählen, die sie nicht wollen? Und es ist eine Tatsache, dass die Sinn Féin dreiundsiebzig Sitze errang und die Unionisten nur sechsundzwanzig … Also wenn das kein eindeutiger Ausdruck des Volkswillens ist, dann weiß ich nicht, was es sonst sein soll!«
    »Und was haben sie getan, als sie gewählt waren?«, fragte Edward, der nur mit Mühen seinen Zorn im Zaum hielt. »Sie haben ihre Sitze in Westminster nicht eingenommen! Benimmt sich so ein Mensch mit Verantwortung? Wenn sie etwas anderes gewesen wären als nichtsnutzige

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