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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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schien nicht im Mindesten entmutigt. Wie ein Kobold grinste er seine Kumpane an und sagte: »Wirklich, Sir, Sie können uns nicht einfach alle zu Feiglingen erklären. Mein Freund Captain Roberts hier zum Beispiel, der hat heldenhaft in Frankreich gedient, und ich denke, er ist mit uns anderen einer Meinung, dass die Unternehmung in der Osterwoche vollkommen gerechtfertigt war. Oder etwa nicht, Roberts?«
    Wieder folgte eine Pause, ein Schweigen, das allem Anschein nach kein Ende nahm und bei dem alle den Atem anhielten. Captain Roberts schloss die Augen, leckte sich die Lippen. Sein gesamtes, schon schütteres Studentenhaupt war in Falten gelegt, während er überlegte, was er mit der Kröte machen sollte, die sie ihm da auf den Teller gelegt hatten. Einen Moment lang fragte sich selbst Danby, ob er sich der Antwort zu sicher gewesen war. Doch schließlich räusperte sich Captain Roberts und krächzte heiser: »Vollkommen gerechtfertigt … Das fanden wir alle damals …«
    Er hatte den Mund weit aufgesperrt. Er hatte die Kröte geschluckt. »Braver Junge, Roberts!«, dachten die Studenten, und sein Nachbar Bunny Burdock drückte ihm insgeheim kameradschaftlich und aufmunternd den Arm. Doch Captain Roberts mied ängstlich den Blick des Majors.
    Ein Donnerschlag machte dem studentischen Jubilieren ein Ende. Der Schlag kam von Edwards schwerem Eichenholzstuhl, der drei Meter weit zurückgeflogen war und jetzt umgestürzt dalag. Edward stand da, sein Gesicht bleich vor Wut, die Lippen bewegten sich, und er funkelte Roberts an. Doch dann drehte er sich ohne ein Wort um und stolzierte aus dem Raum.
    Der Major, der den Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen hatte, eilte ihm nach, die Serviette in der Hand – doch als er an der Tür anlangte, überlegte er es sich anders. Er lauschte dem leiser werdenden Echo von Edwards schweren Schritten auf den Fliesen des Ganges, dann faltete er seine Serviette zusammen und kehrte an seinen Platz zurück.
    Das war der Augenblick, in dem Maitland, der einen Schluck von Murphys bitterem Gebräu probiert hatte, den Deckel von der Zuckerdose vor sich abnahm. Statt Zuckerwürfeln enthielt sie eine Anzahl matt glänzender länglicher Metallobjekte … Patronen für die Revolver! Er verzog das Gesicht, nahm eine Patrone, ließ sie in seinen Kaffee fallen und rührte mit dem Lauf des Revolvers neben seinem Teller um.
    Das war für die Studenten endgültig zuviel. Den ganzen Abend über hatten sie sich zusammenreißen müssen, damit sie nicht losprusteten. Jetzt konnten sie nur noch den Kopf in den Nacken werfen und brüllten vor Lachen, bis sie sich die Bäuche halten mussten.
    Dieser Sturm aus jugendlichem Gelächter erfüllte den Speisesaal, hallte durch die leeren, düsternen Gänge, durch all die vertrauten Salons und Wohnzimmer, still, staubig und vergessen; drang durch die Dielen hinauf zu den Hotelzimmern, die niemand mehr brauchte, zu den heruntergekommenen Badezimmern, und hinab zu den feuchten, träumenden Kellern, die nun für alle Ewigkeit still bleiben würden, von niemandem besucht als den Ratten. Es war ein so heiteres, gutmütiges Lachen, dass selbst die alten Damen lächeln mussten oder leise kicherten. Nur Captain Roberts am einen Tisch und der Major am anderen zeigten keinerlei Zeichen von Heiterkeit. Sie saßen schweigend da, das Kinn in der Hand vielleicht, oder rieben sich müde die Augen und warteten gramvoll und geduldig, dass dieses Gelächter ein Ende fand.
    Man hätte den Leichnam auch in dem Gartenschuppen liegenlassen können, wohin sie ihn zuerst getragen oder eigentlich eher gezerrt hatten und wo er auf einem Stapel alter Kartoffelsäcke gelegen hatte. Aber es war ein feuchter, zugiger Ort, der stark nach Erde und verrottendem Grünzeug roch. Gartengeräte hingen an Nägeln, manche derart verrostet, dass sie nur noch Gerippe ihres früheren Ichs waren: ein Spaten, dessen breites Blatt fast ganz abgefressen war, die Zinken eines Rechens dünn wie Nadeln – die Schuld eines Gärtners in glücklicheren Zeiten, der zu müßig oder zu vertrauensvoll gewesen war, um das Eisen mit Öl zu schützen. In jüngerer Zeit, vielleicht erst vor zwei oder drei Jahren, hatte jemand einen Haufen Gras unter die Werkbank geworfen, abgemäht von einer der Rasenflächen. Inzwischen war daraus eine gelbliche, schleimige Masse geworden, mit einem Stiefelabdruck in der harten Außenkruste.
    Der Major hatte beschlossen, dass der Gartenschuppen ein zu karger, unbequemer Ort war, um den

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