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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Maulhelden und Schläger, dann hätten sie ihre Pflicht gegenüber den Leuten getan, die sie gewählt haben, statt das Land mit ihren Flinten unsicher zu machen.«
    Danby hatte sich diesen Ausbruch angehört, hatte genickt und hinab zu seinem Teller gelächelt, als sei es genau das, was er zu hören gehofft hatte.
    »Nun gut. Warum sind sie nicht nach Westminster gegangen? Die Frage hat ihre Berechtigung. Warum nicht? Die Antwort lautet: Weil sie wussten, dass es nichts genützt hätte. Was hat Parnell je erreicht? Praktisch nichts. Und Redmond? Noch weniger. Die Leute von der Sinn Féin wussten, dass sie im Parlament reden konnten, bis sie schwarz wurden, und es würde ihnen nicht das Geringste helfen. Sie mussten sich widersetzen. Nun will ich natürlich nicht die Gewalt billigen, ich bin Pazifist … ich glaube, das sind wir alle hier …« Er schaute seine Kollegen an, die bestätigend nickten. »Aber man könnte durchaus sagen, dass die Gewalt nicht von irischer Seite ausging. Die ursprüngliche und
treibende
Gewalt kam von uns Briten; seit Cromwells Zeiten, vielleicht sogar noch länger, haben wir sie unterdrückt …«
    »Reden Sie kein dummes Zeug, Junge!«, schnarrte Edward, purpurne Flecken auf seinen Wangen. »Ich erkenne einen Mörder, wenn ich einen sehe! Wenn
Sie
so lange in Irland gelebt hätten wie ich, dann würden Sie keine solchen Parolen nachplappern. Sie reden von diesen Leuten, als seien sie Patrioten, aber in Wirklichkeit sind sie nichts weiter als ein ungebildeter, hinterhältiger Pöbel, der bloß seinen eigenen Vorteil im Sinn hat.«
    »Also ich weiß nicht, ob ich Ihnen da ganz zustimmen kann«, entgegnete Danby mit einem herausfordernden Lächeln. »Sollen wir mal ein paar Beispiele durchgehen? Wie ist es zum Beispiel mit dem Oberbürgermeister von Cork?«
    »Ich weiß, wen du meinst«, flötete Hall-Smith. »Der mit diesem wunderbaren Namen. Wie hieß er gleich? MacSwiney …«
    »Genau der. Trat in Hungerstreik und hungerte sich zu Tode für die Sache, an die er glaubte. Zu behaupten, dass der nur an seinen Vorteil gedacht hätte, ist doch nun wirklich Schwachsinn, Sir, wenn ich das sagen darf.«
    »Ein Fanatiker! Die Priester hatten ihm das Hirn vernebelt. Blutende Herzen, Kruzifixe.«
    »Das klingt aber für meine Ohren arg nach Bigotterie, Sir«, schaltete sich Maitland ein und versüßte seine Impertinenz mit einem Grübchenlächeln.
    »Ich zeige dir gleich, was Bigotterie ist!«, donnerte Edward, dass die Fensterscheiben klirrten. »Wie heißt du, du ungezogener Bengel?«
    »Maitland, Sir.«
    Die Lippen fest zusammengekniffen, damit sie ernst blieben, tauschten die Studenten verstohlene Blicke. Mit zitternder Hand griff Edward nach einem Glas Wasser und trank mit lautem Gluckern. Keiner sagte ein Wort oder sah in seine Richtung. Schließlich senkte er den Blick und schien überrascht, dass er einen Teller mit Roastbeef vor sich hatte. Langsam begann er zu essen. Die Mahlzeit nahm unter Schweigen ihren Fortgang, nur das Klappern von Geschirr und Besteck war zu hören. Das Blut war aus Edwards Wangen gewichen, und deutlich hörte man seinen rasselnden Atem.
    Nach und nach setzte aber wieder ein leichtes Plaudern ein, legte sich über diesen heftigen Ausbruch wie der Mantel aus Gras und Unkraut, der ein hässliches weggeworfenes Ding überdeckt. Man sprach über das Wetter. Miss Archer ließ ganz vom anderen Ende des Tisches fragen, ob die jungen Männer bisher bei ihrem Besuch in Irland angenehmes Wetter gehabt hätten. Ja, danke, kam es zurück, alles in allem ganz anständig. Und bald ließen auch die anderen Damen ihre Fragen ausrichten, reichten sie den jungen Männern wie lavendelduftende Taschentücher, mit denen sie ihre blutigen Lippen betupfen und sie dann zurückreichen konnten. Und als damit erst einmal ein wenig die Kühle der Luft vertrieben war und die Kommunikation wegen der vielen Fragen und Antworten, die kamen und gingen, ins Stocken geriet, brachten sie ihre Fragen direkt vor. Selbst einige der Damen am anderen Tisch (wo der Major wie eine Salzsäule vor seinem Teller saß, den er nicht angerührt hatte) konnten der Versuchung nicht widerstehen, ein paar Fragen hinüberzurufen – Balsam für die Ohren dieser freundlichen jungen Herren, die noch ganz unter dem Eindruck von Edwards rüpelhaftem Ausbruch standen. Innerhalb kurzer Zeit kam ein solches Stimmengewirr auf, dass sich auch mit dieser Art der Kommunikation nichts mehr ausrichten ließ. »Wie das

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