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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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dasselbe, wenn man es von der Dienerschaft machen lässt … dann wissen sie nicht, wer der Herr ist (die Hunde, meine ich). Jetzt sehen Sie sich das an. Gesund und gehaltvoll!«
    Angewidert warf der Major einen Blick in den brodelnden Sud. Zum Glück bedeckte die Oberfläche ein schmieriger grauer Schaum, der den makabren Inhalt des Kessels verbarg.
    »Sehr nahrhaft, das kann ich mir vorstellen«, meinte der Major trocken. Doch damit gab sich Edward nicht zufrieden. Er hob zwei angekohlte Stäbe auf und stocherte damit im Kessel, bis er unter der Oberfläche etwas entdeckt hatte. Im nächsten Moment hielt er dem Major einen schmalen, langen Schädel vor die Nase, mit leeren Augenhöhlen und am unteren Ende einem grinsenden Gebiss.
    »Dann haben Sie vielen Dank für die Vorführung. Ich glaube, ich mache noch einen Spaziergang, solange das Wetter hält.« Der Major blickte hinauf in den trüben Himmel, machte dabei ein paar Schritte zurück und wäre beinahe über einen massigen Hirtenhund gefallen, der hinter ihm stand. Mit festem Griff packte Edward ihn am Oberarm – ob um ihn zu stützen oder um zu verhindern, dass er ging, war nicht ganz klar.
    »Hören Sie, Major«, sagte er in versöhnlichem Ton, »wir sollten nicht zu hart zu dem Jungen sein, finden Sie nicht auch?«
    Der Major starrte ihn an, und Edward, der sein Schweigen als Widerspruch nahm, fuhr fort: »In vielem ist es meine eigene Schuld, das weiß ich. Sie hatten ihn von der Schule verwiesen, müssen Sie wissen, und ich habe ihn auf eine Paukschule geschickt. Hätte ich nicht tun sollen … das hat ihn in die Opposition getrieben. Ich war wütend, wissen Sie, und wollte nicht, dass er damit durchkommt … nicht ungestraft jedenfalls.«
    »Ripon, meinen Sie?«
    »Ja, Ripon, sicher. Sie werden sich natürlich gefragt haben, warum er sich nicht freiwillig gemeldet hat und so weiter. Nur zu verständlich, nach dem, was Sie durchgemacht haben.«
    »Glauben Sie mir, Mr. Spencer, ich kann Ihnen versichern …« Doch Edward tätschelte ihm schon anteilnehmend den Arm und sagte: »Nur zu verständlich. Jeder in Ihrer Lage würde das so sehen. Diejenigen, die aufs Schlachtfeld ziehen, und die, die zu Hause bleiben … Mädchen, die ihnen die weiße Feder zeigen, all das. Aber er ist kein Feigling, genauso wenig wie ich. Schauen Sie sich das hier an.« Er ließ die verkohlten Stöcke fallen, knöpfte seine Weste auf, und zerrte dann an seinem Hemd, bis er an der Taille ein Stück bleicher Haut freigelegt hatte. In der Mitte dieses Flecks war eine runde, weiße Narbe, so groß wie ein Halfpenny.
    »Indien, im Dienste seiner Majestät. Hätte nicht gedacht, dass ich da nochmal auf die Beine komme. Aber irgendwie ist es zwischen den Eingeweiden durchgegangen, sonst könnte ich Ihnen die Geschichte nicht mehr erzählen. Runter mit dir!« Ein Spaniel hatte versucht, an dem entblößten Stück Haut zu lecken.
    Während Edward seine Kleider wieder in Ordnung brachte, beteuerte der Major noch einmal, dass ihm jeder verächtliche Gedanke über Ripon fernliege. »Viel Lärm um nichts, was?« stimmte Edward ihm gerne zu. »Das wäre damit erledigt. Aber ich wollte nicht, dass Sie uns für eine Familie von Schwächlingen halten. Ripon hatte Angela gesagt, das erste, was Sie ihn gefragt hätten, sei gewesen, ob er im Ausland gewesen sei. Er war wütend, verstehen Sie, weil er dachte, Angela habe Dinge über ihn erzählt.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Edward hob einen der Stöcke wieder auf und rührte in dem Kessel, und die Hunde umsprangen ihn bellend. Auf seinem kantigen Gesicht mit dem kurz geschnittenen Schnurrbart und den angelegten Ohren stand, obwohl der Major ihn beschwichtigt hatte, noch immer die Anspannung.
    »Glauben Sie mir, im Grunde seines Herzens ist er kein schlechter Junge. Es stimmt schon, man hat ihn von der Schule verwiesen (aber wohlgemerkt, nichts Unmoralisches) … und das hat ihn schon ziemlich in die Opposition getrieben. Manchmal verliere ich mit ihm die Geduld, und das ist auch nicht gut. Runter! Ich sage dir schon, wenn es soweit ist«, fügte er noch hinzu, an einen großen jungen Schäferhund gewandt, der ihm von hinten den Kopf unter dem Arm durchgesteckt hatte. »Aber er hätte sich freiwillig melden sollen, als er gebraucht wurde, Feigling hin oder her. Eine so gute Chance wie die, die er jetzt verpasst hat, bekommt er vielleicht nie wieder.«
    Eine Chance wozu?, fragte sich der Major. Dass sein Name in das schwarze Holz von

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