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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Schreins, und dachte: »Heuchelei.«
    Edwards Blick streifte in seinem Gebet einen Moment lang denjenigen des Majors, und vielleicht bemerkte er dessen Bitterkeit, denn ein Schatten von Sorge glitt über seine Züge. Er wandte sich ab, brachte sein Gebet zu Ende und setzte sich.
    Jetzt, wo die Kuppel der Silberschale gehoben wurde, besserte sich die Stimmung des Majors, und er sagte sich, dass er heute, nach dem Frühstück, mit Angela reden und ihr klarmachen musste, dass sie sich falsche Vorstellungen machte. Dann würde er abreisen. Denn wenn er sich nicht bald verabschiedete, würde seine Gegenwart schnell weitere falsche Vorstellungen wecken. Wenn sie sich nur wegen einiger kurzer Begegnungen in Brighton als seine »Verlobte« verstehen konnte, dann brachte sie es womöglich fertig und lud zur Hochzeit ein, ohne ihn zu fragen. Aber natürlich war es nicht leicht, dieses Thema zur Sprache zu bringen, solange Angela ihn behandelte wie einen flüchtigen Bekannten. Es schien unpassend, sie daran zu erinnern, dass sie sich geküsst hatten, damals bei dem Kaktus in Brighton.
    »Hast du gut geschlafen, Brendan?«, erkundigte sich Angela … und als er nun in ihr bleiches, abweisendes Gesicht blickte, fragte er sich, ob der Kuss womöglich nur in seiner Phantasie stattgefunden hatte.
    »Ja«, antwortete der Major knapp und hoffte, dass damit das Gegenteil gesagt war.
    »Das ist schön«, meinte Edward zufrieden und spießte den dicken Leib einer Niere und ein paar Scheiben Speck auf (inzwischen alles eiskalt und bemerkenswert fettig). »Geben Sie nichts auf das Geschwätz in diesen Reiseführern. Es ist vielleicht nicht mehr ganz das, was es in den alten Zeiten war, aber es ist doch immer noch ein behagliches altes Haus. Die werden alle von Liberalen und Sozialisten und solchen Leuten geschrieben … Purer Neid, wenn Sie mich fragen, so einfach ist das.«
    Das war zuviel für den Major. »In meinem Nachttisch lag ein Schafskopf.«
    »Lieber Himmel!« rief Angela, schien aber nicht im Mindesten überrascht.
    »Futter für die Hunde. Wir kochen sie aus. Äußerst nahrhaft, und sie kosten so gut wie nichts. Der Schlachter würde sie wahrscheinlich wegwerfen, wenn wir sie nicht nehmen würden, obwohl ich mir habe sagen lassen, dass sie auf dem Lande auch manchmal gegessen werden. Sie sollten mal sehen, was da an Fett dran ist. Kommen Sie nachher mit, ich zeige es Ihnen.«
    Der Major, der hoffte, dass er nie wieder im Leben einen Schafskopf zu Gesicht bekam, konnte nur schweigend nicken und auf sein Glück vertrauen, dass Edward es vergaß.
    Aber er vergaß es nicht. Gerade als der Major sich nach dem Frühstück davonschleichen wollte (vielleicht um Angela beiseitezunehmen, damit er ihr mit ein paar knappen Worten zu verstehen geben konnte, dass er nicht vorhatte, sie zu heiraten), baute Edward sich neben ihm auf und steuerte ihn mit eiserner Hand durch unbekannte Korridore, über einen Hof, wo Girlanden aus feuchten Bettlaken sich im Wind blähten, zu einem kleineren Innenhof, eingefasst von Nebengebäuden. Hier döste etwa ein Dutzend Hunde verschiedensten Alters, in jeder erdenklichen Gestalt und Größe (ihre Namen kannte der Major allesamt auswendig) auf Strohballen oder leeren Säcken vor sich hin.
    »Meine Hunde«, sagte Edward einfach nur. »Sind sie nicht schön? Passen Sie auf, wo Sie hintreten.«
    »Doch, das sind sie«, log der Major.
    Als die Hunde Edward sahen, wurden sie munter; aufgeregt umringten sie ihn, schnappten nach seinen Fingern, versuchten ihm die Pfoten auf die Brust zu setzen, drängelten, rauften, sprangen ihnen dermaßen vor die Füße, dass die Männer Mühe hatten, zwischen ihnen hindurch zu einem Tor an der anderen Seite zu waten. Dies führte in wiederum einen weiteren Hof, leer bis auf eine offene Feuerstelle, von der schwarzer Qualm und orangerote Flammen aufstiegen. Über dem Feuer hing der schwarze runde Bauch eines Eisenkessels, in dem es brodelte und dampfte. Aufgeregt stürmten die Hunde zu ihm hin.
    Evans, der Hauslehrer, stand neben dem Kessel und rührte darin; sein bleiches, kränkliches Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Was für ein merkwürdiger Bursche!, dachte der Major. Wie er da in dem Hexenkessel rührte und ihm dabei die Flammen um die Ohren schlugen, sah er regelrecht satanisch aus.
    »Danke, Evans. Kräftige Brühe heute, was?« Edward wandte sich wieder an den Major. »Evans kocht, ich füttere. Hunde wissen, wer sie füttert, glauben Sie mir das. Es ist nicht

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