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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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einem Land, in dem die Polizisten umgebracht werden, mit einem Sohn, den es in die Opposition getrieben hat, einer Tochter, die krank im Bett liegt! Später begriff er, dass er unbedingt etwas hätte sagen müssen (aber da war es natürlich zu spät), denn seine Lage war nun schwieriger denn je. Was, wenn er nun, ohne es zu merken, aufhörte mit »all dem, was Sie für uns tun« (was immer das war), oder, schlimmer noch, was wenn er, nachdem die »schwierigen Umstände« überstanden waren, es weiterhin tat und damit offensichtlich wurde, dass er es nie bewusst getan hatte? Er schüttelte kummervoll den Kopf (konnte sich aber doch ein Lächeln nicht verkneifen) beim Gedanken an diese absurde Situation.
    K AUFEN S IE S IEGESANLEIHEN !
    »Wir haben den Kampf gewonnen, aber die Boxhandschuhe sind nicht billig gewesen. Es war ein glorreicher Kampf, ein Sieg der Menschheit, aber die Investoren wollen trotzdem ihre Zinsen für die Kriegsanleihen sehen. Und sie werden alles fordern … hunderte Millionen Pfund werden in den nächsten Jahren fällig.«
    U NTERSTÜTZEN S IE I HR V ATERLAND !

    Zwei oder drei von den alten Damen, die als Dauergäste im Majestic lebten, hatten den Major nach seiner Meinung zu den Siegesanleihen gefragt, denn der Gedanke, dass England sich verschuldet hatte (wenn auch natürlich auf ausgesprochen ehrenvolle Art), ängstigte sie. Aber der Major enttäuschte. Sicher, er hörte sich höflich ihre Fragen an, doch dass sie ihm gleichgültig waren, konnte man ihm ansehen. Seine einzige Antwort war ein gemurmeltes: »Tut mir leid, aber über solche Sachen weiß ich nicht viel. Vielleicht kann Ihnen Edward oder – wie hieß er gleich? – Devlin, dieser Bankdirektor, ein paar Tipps geben.« Um die Wahrheit zu sagen, die Damen waren ein wenig verärgert von dieser Einstellung; schließlich waren ja sozusagen die »Boxhandschuhe« speziell für ihn gekauft worden. Sie zogen sich mit zusammengekniffenen Lippen zurück und dem diffusen, aber doch irgendwie deutlichen Eindruck, dass es der Major, auch wenn noch so viel Beweismaterial für das Gegenteil vorlag, am rechten Patriotismus fehlen ließ.
    Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als Miss Johnston mit blitzenden Augen für Miss Devere, Mrs. Rice und Miss Staveley laut aus der Zeitung den Bericht über die große Siegesparade vorlas. »Alle Welt vermerkte die wie mit dem Lineal gezogenen Reihen, den perfekten Gleichschritt, die schneidige Art wie gegrüßt wurde und die Augen nach rechts gingen. Zahlreiche aus dem Kriegsdienst entlassene Männer in Zivil hatten sich eingefunden und konnten, auch wenn gegenteilige Anweisung bestand, doch in der Mehrzahl der Fälle nicht anders, als zu Ehren des Königs die Hüte zu lüften.« Aber es wurde beobachtet, wie der Major schlaff, mit einem benommenen, gleichgültigen Gesichtsausdruck Mrs. Johnstons markigen Worten lauschte (denn er hatte keine andere Wahl), wie sie durch den Hotelsalon klangen.
    »Und sie marschierten über die Mall, am Admiralty Arch vorüber, durch Fleet Street, Ludgate Circus, St. Paul’s Churchyard, Cannon Street und Queen Victoria Street, wo die Menschenmenge am dichtesten stand. Ein donnernder Jubel grüßte jede einzelne Abteilung …«
    Als Miss Johnston das nächste Mal aufsah, vermerkte sie eine dicke blaue Tabakswolke, in die der Sessel des Majors gehüllt war. Die Damen tauschten vielsagende Blicke, als die Wolke sich verzog. Der Major war nicht mehr da.
    Aber der Major war zu einer wichtigen Mission unterwegs. Er
musste
einfach herausfinden, was mit Angela war, sonst würde er noch Wochen in diesem Kasten verbringen! Er hatte beschlossen, dass er es bei der Köchin versuchen würde – dass er so lange in ihrer Gesellschaft bleiben würde, bis er ihren Dialekt oder Akzent oder Sprachfehler oder was es sonst war verstanden hatte (er vermutete, dass etwas mit ihrem Gaumen nicht in Ordnung war), und von ihr würde er erfahren, wie die Dinge standen.
    Doch dieser Plan bewährte sich nicht. Er hatte seinen schneidigen Auftritt in der Küche und begann mit dem munteren, leicht anzüglichen Geplauder, von dem er sich vorstellte, dass eine dicke irische Köchin es unwiderstehlich finden würde, und kümmerte sich nicht um ihre unverständlichen (doch sichtlich verlegenen) Antworten. Irgendwie hatte er sich auf der Tischkante sitzen gesehen, wie er beim Plaudern ein Bein wippen ließ, wie er immer wieder zwinkerte, die Köchin mit ihren Verehrern aufzog, Erdbeeren stibitzte – oder

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