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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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zumindest Äpfel, bei denen die Versorgungslage besser war –, wie er den Finger in die Teigschüssel steckte und lachend aus der Küche gescheucht wurde, von der Verfolgerin mit dem Nudelholz in der Hand. Es war jedoch bald klar, dass der Köchin seine Anwesenheit entsetzlich peinlich war; sie war puterrot geworden und schaute sich in alle Richtungen nach Fluchtwegen um. Man hätte glauben können, er habe ihr einen unsittlichen Antrag gemacht, so wie sie sich anstellte! So kam er nicht weiter. Er war zum Aufgeben gezwungen, noch bevor er überhaupt wirklich angefangen hatte, denn er musste befürchten, dass dieses dumme Stück Alarm schlug oder Edward erzählte, er habe sie belästigt. Am besten, er würde ihr in Zukunft nicht mehr zunicken, wenn sie sich auf der Treppe begegneten (obwohl er sicher nicht verhindern konnte, dass er weiterhin versessen auf das Tablett starrte).
    Zwei andere Möglichkeiten gab es, wie er etwas über Angela in Erfahrung bringen konnte: Er konnte Ripon fragen, oder er konnte den Arzt fragen. Aber Ripon ging ihm sichtlich aus dem Weg (der Major hatte ihn wohl mit seiner brüsken Art gekränkt), und außerdem war er auch immer wieder für länger nicht im Majestic. Beim Doktor sah das anders aus. Mittlerweile kam er jeden Tag vorbei, meist am Morgen oder Nachmittag, manchmal aber auch recht spät am Abend. Wenn in dem großen Gebäude schon seit Stunden Stille und Finsternis eingekehrt waren und er gedacht hätte, dass jeder im Haus in tiefem Schlummer lag, hörte der Major, der in der Empire-Bar saß, mit der gescheckten Katze auf dem Schoß, und im Licht der Öllampe ein Buch las, das tiefe Grummeln des ärztlichen Wagens, wie er die Auffahrt heraufkam, dass der Kies nur so spritzte. Wenn er ans Fenster trat, sah er Edward mit einer Laterne in der Hand mit kurzen, beklommenen Schritten zum Wagen eilen, damit er dem alten Herrn auf seinem mühsamen Weg von dort zur Tür leuchten konnte.
    Diese Besuche dauerten meist sehr lange. Das lag daran, dass Dr. Ryan, so frisch sein Verstand auch war, mit einem Körper zu kämpfen hatte, der so alt und hinfällig war, dass er kaum noch am Leben schien. Wenn man ihn beobachtete, wie er die Treppe zu seiner Patientin hinaufstieg, dann war es, als sähe man den Zeigern einer Uhr zu: er bewegte sich so langsam, dass er genauso gut hätte stillstehen können. Einmal sah der Major ihn auf seinem Weg nach oben; wie eine Schnecke an der Rinde eines Baums hing er am Treppengeländer. Der Major rauchte eine Zigarette, blätterte die Zeitung durch, und dann kam er von Neuem durch die Hotelhalle, und da sah er den Doktor, immer noch am Geländer klebend, anscheinend reglos, aber doch ein gutes Stück weiter oben. Der Major schüttelte den Kopf und hoffte nur, dass es kein Notfall war.
    Nach seinem Besuch bei Angela (obwohl niemand offen sagte, dass dies der Grund für seinen Aufstieg war) kam das gleiche Prozedere, das Hangeln am Geländer, noch einmal in umgekehrter Richtung. Danach döste er im Palmenhaus oder im großen Salon, und um ihn herum versammelte sich dann ein Grüppchen geschwätziger alter Damen, die im Vergleich zu seinem unermesslichen Alter frisch und lebendig wie junge Mädchen wirkten. Und vielleicht, überlegte der Major, waren sie in der Gegenwart von Dr. Ryan tatsächlich noch einmal ein wenig beschwipst von ihrer Jugend. Er fand das rührend, die Art, wie die Jugend zurückkehrte, und genoss ihr bezauberndes, mädchenhaftes Geplapper; im Grunde, überlegte er, war der Unterschied zwischen einer alten Dame und einem jungen Mädchen gar nicht so groß, nur ein paar Jahre, die den Überschwang mit Erschöpfung mäßigten, mit Traurigkeit und einer großen Empfindlichkeit gegenüber Zugluft.
    Aber die Gegenwart der alten Damen sorgte auch dafür, dass es ein wenig schwierig war, das Thema Angela aufzubringen. Vielleicht ärgerte sich der Doktor auch, dass sie sein hohes Alter dermaßen genossen, denn eines Tages, nachdem er wieder einmal die Treppe hinaufgeklettert war, war er anschließend an keinem seiner Stammplätze zu finden. Bekümmert, verdrossen, von Neuem alt geworden zogen die Damen mit ihrem Strickzeug von einem Raum zum anderen und wieder zurück … doch vergebens. Der alte Mann blieb verschwunden.
    Der Major entdeckte ihn allerdings bald, wenn auch durch Zufall, und zwar auf der Suche nach dem Ort, an dem die gescheckte Katze, die plötzlich und an der passenden Stelle ein gutes Stück dünner geworden war, ihre Kätzchen

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