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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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dann die Langeweile, die Langeweile! Doch nein, sie sei
stolz
darauf, dass sie Irin sei, da könne er denken, was er wolle! Sie gedenke seiner jedoch mit Zuneigung und verbleibe mit freundlichen Grüßen.
    Nachdem er das gelesen hatte, erhob sich der Major, dann setzte er sich wieder. Er blätterte noch einmal in dem dicken, zerknitterten Bündel Briefpapier. Der Kaffee in der Kanne auf dem Frühstückstisch war kalt geworden. Was für ein bemerkenswerter Brief, dachte er … ich muss ihr gleich antworten.
    Also setzte er sich nieder, kümmerte sich nicht um die Rufe seiner Tante, die schwach aus dem oberen Stock drangen, und schrieb eine lange, ein wenig trunkene Antwort, so als sei auch er vom Fieber ergriffen, in den Klauen der Langeweile, leidenschaftlich und intensiv inmitten von erkalteten Wärmflaschen. Was er, kurz zusammengefasst, schrieb, war, dass selbst mit Flecken (und er könne nicht glauben, dass sie so schlimm seien, wie sie schreibe) niemand außer ihr selbst auch nur einen Moment lang auf die Idee kommen könne, sie hässlich zu finden. Dass es leider nur zu natürlich sei, wenn eine Motte vom Kerzenlicht angelockt werde und ihr »ländlicher Verehrer« (von anderen jungen Männern gar nicht zu reden) ihren Reizen erliege; dass er aber ganz mit Dr. Ryan einer Meinung sei (dem »senilen alten Knacker«, wie Ripon ihn genannt habe), dass es, auch wenn Mulcahy zweifellos ein Prachtexemplar sei, doch eine Schande wäre, sie an jemanden zu verschwenden, der ihre Kultiviertheit, ihre Raffinesse und Intelligenz so wenig zu würdigen wisse. Ob sie denn keine Verwandtschaft in London habe, wo sie eine Weile zu Besuch sein könne, im Vertrauen darauf, dass sich
»une heureuse rencontre
«, wie die Franzosen sagten, mit einem jungen Mann, der ihrer würdig war, ergeben würde? Wenn nicht, dann müsse sie kommen und bei ihm logieren, unter Wahrung aller Regeln des Anstands natürlich. Er wolle gern alles in seinen Kräften Stehende tun, um diese kultivierte Perle vor den irischen Säuen zu retten.
    In der Zwischenzeit müsse sie ihm schreiben und ihm alles berichten, was im Majestic vorgehe. Und das sofort. Er könne es gar nicht erwarten. Die spindeldürren Ratten der Neugierde knabberten an seinen Knochen. Was nun London angehe, das sei zwar in der Tat der Mittelpunkt des Empires, aber es sei in keinem größeren Maße Mittelpunkt »des Lebens« als etwa Chicago, Amritsar oder Timbuktu es seien – »das Leben« sei überall und überall zugleich, auch wenn man im Winter in Kilnalough wohl schon auf die Idee kommen mochte, dass sein Feuer eingedämmt war, ja sogar zu verlöschen drohte – gerade wenn man im Bett liegen müsse, und das mit einer unaussprechlichen Krankheit.
    Und damit klebte er mit trockenen Lippen und in aller Eile den Umschlag zu und gab ihn auf. Dann setzte er sich ungeduldig hin und wartete auf die Antwort. Doch die Tage vergingen, und keine Antwort kam.
    Depeschen aus Fiume vom heutigen Morgen berichten, dass Gabriele d’Annunzios Vorstoß ein Erfolg beschieden ist, der selbst die kühnsten Erwartungen aller Beteiligten übertrifft. Während seines gesamten Marsches liefen Einheiten des Militärs zu ihm über. Er forderte die alliierten Kommandanten und Truppen zum Rückzug auf … Der italienische Befehlshaber General Pittaluga versuchte umgehend, den Vormarsch zu stoppen, doch vergebens. Er entsandte Truppen, die sich denjenigen D’Annunzios stellen und ihn auffordern sollten, vor den Toren der Stadt zu bleiben, doch seine eigenen Männer verbrüderten sich sogleich mit denjenigen D’Annunzios, und die Soldaten fielen einander in die Arme. Zweimal sandte der General neunzehn Panzerwagen mit Maschinengewehren aus, doch auch deren Besatzung lief sogleich zu D’Annunzio über. Darauf folgte eine dramatische Szene. General Pittaluga marschierte mit seiner letzten Abteilung zu D’Annunzio, der sich eben zum Einzug in die Stadt anschickte. Er postierte sich einige Schritt vor der heranrückenden Kolonne, und seine eigenen Soldaten blieben wiederum einige Schritte zurück. D’Annunzio befahl seinem Fahrer zu halten und sprang aus dem Wagen. Die Truppen verharrten auf beiden Seiten abwartend und schweigend
.
    Eine angeregte Unterhaltung
    Der General und der Dichter unterhielten sich einige Minuten lang angeregt. General Pittaluga salutierte vor D’Annunzio und sagte zu ihm: »Mit Ihrer Unternehmung ruinieren Sie Italien.« Der Dichter entgegnete: »
Sie
ruinieren Italien, wenn Sie sich

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