Troubles (German Edition)
mit Ihrer beschämenden Politik dem Schicksal in den Weg stellen.«
Der General fragte, was der Dichter zu tun gedenke. Die Antwort lautete: »Kein einziger Schuss soll abgegeben werden, wenn meine Männer freien Zugang erhalten.«
Der General erwiderte: »Ich habe strikte Order und muss eine Aktion verhindern, die für mein Land unabsehbare Konsequenzen haben kann.«
Der Dicher entgegnete: »Ich verstehe Ihre Worte, General. Sie werden Ihren Männern befehlen, auf meine Soldaten zu schießen, ihre Brüder. Aber lassen Sie sie zuerst auf mich schießen. Hier stehe ich. Lassen Sie sie zuerst auf mich schießen.«
Mit diesen Worten wandte er sich den Soldaten zu und präsentierte ihnen die ordengeschmückte Brust. Bewegung kam in die Truppen, sie umringten den Dichter und umjubelten ihn. Der General erkannte, dass Widerstand zwecklos war. Er ging zu dem Dichter hin und schüttelte ihm die Hand. Nun ließen die Soldaten auf beiden Seiten den Dichter und den General hochleben, und ohne weitere Order überquerten sie die Straße, die Fiume von den Vorstädten trennt, und zogen in die Stadt ein. General Pittaluga trat allein den Rückzug an, und die Soldaten machten den Weg für ihn frei
.
Mr. Noonan, wenn auch Müller von Beruf, war ein Bewunderer alles Militärischen und trug gern Kleidung, deren Façon ihm etwas Soldatisches gab. Für den Besuch im Majestic hatte er seinen schneidigsten Anzug angelegt, Khaki mit schwarzen Epauletten. Er war so unklug, seinen Chauffeur schon am Tor zum Majestic zurückzuschicken (er war nie vorher dort gewesen), und ging nun zu Fuß die Auffahrt hinauf. Geschäfte hatten ihn aufgehalten, und Edward, der längst nicht mehr damit rechnete, dass er noch kam, war in seine Gartenkleider geschlüpft und grub ein Blumenbeet um, denn er fand, ein wenig Bewegung werde seiner Leber guttun. Da er Mr. Noonan nicht persönlich kannte, war er im Glauben, er habe einen wenn auch etwas ältlichen und übelgelaunten Telegrammboten vor sich, und forderte ihn auf, zum Haus zu gehen. Mr. Noonan, der seinerseits annahm, dass ihm gerade ein besonders ungehobelter Gärtner begegnet sei, tat wie ihm geheißen, doch gereizter denn je. Einen Augenblick blieb er an der Statue von Königin Viktoria stehen und begutachtete sie, dann stieg er die Stufen hinauf und verschwand hinter der großen Haupttür des Majestic, durch dessen weitläufige Gänge er mit zunehmender Wut irrte, während Edward friedlich in seinem Garten grub und überlegte, ob er wohl das Gesicht verlor (und Ripons Schuld anerkannte), wenn er Mr. Noonan einfach bei sich zu Hause aufsuchte.
Edward und Mr. Noonan hatten wahrscheinlich mehr gemeinsam, als beide dachten, und hatten nur einfach nie eine Gelegenheit gehabt, das herauszufinden. Keiner verspürte, so wie die Dinge standen, die geringste Lust, sein Kind mit dem des anderen zu verheiraten. Mr. Noonan, der sich in den schimmligen Grotten des Majestic umsah, begriff vermutlich sofort, dass nur eine massive Finanzspritze den Kasten auch nur noch für ein paar Jahre bewohnbar halten konnte; finanziell war hier für die Tochter der Mehlfabrik Noonan nichts zu holen. Und was dasjenige anging, was für Mr. Noonan den Gedanken an Ripon Spencer als Schwiegersohn anfangs doch zumindest ein klein wenig schmackhaft gemacht hatte, nämlich die »Herkunft« (und damit automatisch der Zugang zur herrschenden Klasse in Irland, von der Mr. Noonan bei allem Reichtum und allem Einfluss in Wirtschaftsdingen so gut wie ausgeschlossen war), so hegte er mittlerweile beträchtliche Zweifel daran, ob Ripon diese Qualität in ausreichendem Maße besaß. Außerdem war es jetzt im Herbst 1919 auch für jedermann in Irland, vielleicht mit Ausnahme der Unionisten selbst, offensichtlich, dass es um die Sache der Unionisten nicht mehr so gut bestellt war. Wenn man dazu noch den Makel von Ripons Protestantismus rechnete (von dem ihn in Mr. Noonans Augen auch noch soviel »Unterweisung« nicht reinwaschen konnte), dann war der Junge ganz und gar keine gute Partie mehr.
Edwards Einstellungen waren im Wesentlichen das Spiegelbild derjenigen von Mr. Noonan. Geld interessierte ihn nicht im Mindesten, weil es dazu nie knapp genug gewesen war, und bei dem Gedanken, dass seine Schwiegertochter (drall und rotbäckig) auf Mehltüten zu sehen war, die das gemeine Volk für einen Penny oder zwei in seine schmutzigen Finger nehmen konnte, lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Er war keineswegs versessen darauf, dass »die
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