Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
Vom Netzwerk:
hätten das Kriegsrecht gerne angenommen?«, brachte er vor
.
    »Sehr sogar«, war die Antwort des Zeugen
.
    Sir C. Setalvad: »Sie sagen, die Leuten wären froh gewesen, wenn es auf Dauer geblieben wäre?« – »Das war der Eindruck, den man hatte.«
    »Haben die Leute Ihnen das tatsächlich gesagt – dass sie die Standgerichte vorzogen?« – »Sie waren froh, wenn jemand vors Kriegsgericht kam, ohne Recht auf Berufung. Sie wollten für die Berufung kein Geld ausgeben.«
    Nach den Gerüchten befragt, dass Frauen mit lockerem Lebenswandel gezwungen worden seien, der Vollstreckung von Auspeitschungen beizuwohnen, erwiderte der Zeuge, diese Darstellung sei, wenn auch unbeabsichtigterweise, irreführend

    Des Weiteren sagte Captain Doveton, was seinen Befehl angehe, dass die Verurteilten den Boden mit der Stirn berühren müssten, so habe er gehört, dies sei schon vorher üblich gewesen. Es sei nicht als Demütigung gemeint gewesen
.
    An dieser Stelle wandte General Barrow sich an Lord Hunter und protestierte, dass der Zeuge ein junger Offizier sei, der seinen Dienst nach besten Kräften unter recht schwierigen Bedingungen versehe, jedoch kein Krimineller
.

    Mitte Mai kehrte der Major nach Kilnalough zurück und rechnete mit dem Schlimmsten. Seit Anfang des Jahres war die Zahl der gewaltsamen Vorfälle immer weiter angestiegen. Eine offizielle Aufstellung der Gewalttaten, die der Sinn Féin zur Last gelegt wurden, war eben veröffentlicht worden, und der Major hatte sie mit Grausen gelesen: die Zahl der Morde im ersten Quartal des Jahres war mit sechsunddreißig angegeben; »Schusswaffengebrauch gegenüber Personen« einundachtzig; dreihundertneunundachtzig Überfälle, bei denen Waffen erbeutet wurden, und siebenundvierzigmal war Feuer gelegt worden. Der Major war müde von der Reise, und er war nervös, auch wenn der Bahnhof von Kilnalough friedlich wie immer aussah, und so zuckte er heftig zusammen, als sich ihm eine Hand auf die Schulter legte. Er fuhr herum, doch er blickte nur in das freundlich lächelnde Gesicht des Bahnhofsvorstehers, der ihm ausrichten wollte, dass Dr. Ryan draußen in seinem Wagen warte und ihn ins Majestic mitnehmen werde.
    Dr. Ryan hatte einen jungen Mann von vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahren bei sich, mit schwarzem Haar und blassem, schönem Antlitz. Der Doktor, dessen Gesicht fast ganz von einem dicken Schal und einem breitkrempigen Hut verdeckt war, stellte ihn brummend vor. Dies sei sein Enkel Padraig. Sie seien zum Tee im Majestic eingeladen, fügte er missmutig hinzu, und Edward habe ihn gebeten … Kurz: »Steigen Sie ein, Mann, hier ist Platz genug. Und wir warten schon eine ganze Weile.«
    Bald tauchten am Wegesrand die langen, ungepflegten Hecken des Majestic auf; dahinter lag das feuchte Dickicht des Waldes, und im Vergleich sahen die gepflügten Felder auf der anderen Straßenseite mit ihren Feldsteinmauern umso ordentlicher aus. Doch je weiter hinaus man kam, desto armseliger wurden sogar die Felder; ungepflügt, kein Vieh auf den Weiden, die Kartoffelfelder dem Unkraut überlassen, das in dem feuchten irischen Klima den Erdboden so gefräßig verschlingt. Am Tor zu einem dieser Felder stand ein Mann im zerlumpten Mantel, reglos wie ein Fels, den Blick auf den Boden geheftet. Was macht der Bursche da, fragte sich der Major, wieso steht er einfach so auf einem leeren Feld herum und starrt unter sich?
    Edward hatte wohl schon Ausschau nach ihnen gehalten, denn kaum waren sie vor der Viktoriastatue zum Halten gekommen, dass der Kies nur so spritzte, da eilte er auch schon die Treppe herunter, um sie zu begrüßen. Edward ergriff fest seine Hand und schüttelte sie heftig, sein Mund arbeitete sichtlich, aber es kam doch nichts heraus außer »Mein guter Junge!« Dann wandte er sich den anderen zu.
    Erst jetzt, als er den Doktor und seinen Enkel begrüßte, fiel dem Major auf, wie sehr Edward sich seit ihrer letzten Begegnung verändert hatte. Sein Gesicht wirkte um vieles schmaler, die Umrisse seines Schädels traten deutlicher hervor; auch in seinem Betragen schien er merkwürdig erregt, übertrieben gut gelaunt und gesprächig, jetzt wo die eigentliche Begrüßung vorüber war, zugleich aber auch furchtsam und erschöpft, als er sich daranmachte, dem alten Mann aus dem Beifahrersitz des Wagens zu helfen (auch Dr. Ryan wirkte müde; sein Enkel hingegen war munter wie eine Gazelle). Edward, der, während dieser schwach Widerstand leistete, an den Gliedern des Doktors

Weitere Kostenlose Bücher