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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Dame gelang es, sich in dieser Frage der Unterstützung Edwards zu versichern (obwohl dieser sichtlich das Interesse an der Kleidung der Zwillinge schon wieder verlor), und so wurde das Tragen von ausgeschnittenen Schuhen verboten. Die Zwillinge wurden launisch und gingen tagelang ihrer Großmutter aus dem Weg. Doch bald war alles vergessen, und keiner (außer dem Major) schien zu merken, dass sie nun doch wieder Angelas Schuhe trugen. Und niemand wäre auf die Idee gekommen, die alte Mrs. Rappaport darauf hinzuweisen.
    Diese Vorfälle bezeichneten den Anfang und im Grunde auch schon das Ende von Edwards Sparmaßnahmen. Und das lag einfach daran, dass die alten Damen recht hatten: es war ja, als sei schon seit Langem gespart worden. Es gab kaum noch etwas, woran sie sparen
konnten
. Sicher, man hätte ein paar Diener entlassen können, aber die bekamen so wenig, dass es kaum der Mühe wert war. Außerdem war das Haus ohnehin schon kaum noch bewohnbar; wie sollte es erst werden, wenn auch noch die Diener fehlten? Na, genau genommen wahrscheinlich nicht viel anders, denn die Aufgabe, das Hotel sauberzuhalten, war Murphy und den rotbackigen Mädels »vom Lande« längst über den Kopf gewachsen, und selbst wenn sie gewollt hätten (was wohl kaum der Fall war), hätten sie nicht mehr viel ausrichten können.
    Murphy benahm sich schon seit einer Weile seltsam. Bei Edwards Versammlung hatte er Zeichen tiefster Furcht an den Tag gelegt bei dem Gedanken, dass er durch die angedrohten Maßnahmen sein mageres Einkommen verlieren könnte. Doch nun kamen dem Major ein oder zwei unglaubliche Gerüchte über das aufsässige Benehmen des alten Hausdieners zu Ohren; Gerüchte allerdings, die jemand, der den Mann je zu Gesicht bekommen hatte, kaum glauben konnte.
    Einer Geschichte zufolge, die Miss Staveley in Umlauf gebracht hatte, eine der ältesten und schwerhörigsten, nichtsdestoweniger aber redseligsten Damen des Hotels, hatte diese Murphy gebeten, ihr die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer im ersten Stock zu helfen, wo sie ihren vergessenen Zwicker vermutete. Aber der unverschämte alte Gauner habe ihr rundheraus geantwortet, sie solle besser bleiben, wo sie sei … und dann sei er durch einen einsamen Korridor mit einem keuchenden Glucksen davongeschlurft. Sie habe ihren Ohren nicht getraut (ja, sie höre schlecht, da habe der Major recht) und hatte gewartet, dass er zurückkehrte. Aber keine Spur von ihm. Er war in den finsteren Tiefen des Hauses verschwunden und jede Suche nach ihm war aussichtslos (niemand, nicht einmal die Zwillinge, nicht einmal Edward selbst, kannte die Geographie dieses unglaublich verwinkelten Gebäudes besser als Murphy, der sein ganzes Leben dort verbracht hatte). Erst zwei Tage später hatte sie ihn wieder gesehen, und bis dahin hatte sie den Zwicker schon in ihrem Nähkörbchen wiedergefunden und von Neuem verloren (diesmal wurde der Major zur Hilfe bei der Suche verpflichtet und hatte ihn auf der Nase der Venusstatue in der Hotelhalle entdeckt). Das Gerücht kam Edward zu Ohren, der Murphy dafür ausschimpfte. Doch Murphy beteuerte, dass er von der ganzen Sache nichts wisse, und hatte offensichtlich keine Ahnung, was ein Zwicker war; irgendwie schien er zu glauben, es sei eine sündhafte Art von Unterwäsche, die ausländische Damen trügen. Im Zweifel wurde zugunsten des Angeklagten entschieden, und außerdem, Miss Staveley … Edward tippte sich an die Stirn und rollte mit den Augen.
    Aber was immer man von Miss Staveley halten mochte, es musste dazugesagt werden, dass sie regelmäßig ihre Rechnungen beglich. Damit hatte sie eine gewisse Rangstellung unter den Gästen des Majestic. So wirr ihre Wahrnehmung der Welt, in der sie lebte, bisweilen auch sein mochte, hörte man ihr doch stets mit Respekt zu. Ein anderes Gerücht, diesmal von Mr. Norton, dem »Mathematikgenie«, verbreitet, besagte, dass Murphy bekannt dafür sei, dass er in Wirtshäusern aufrührerische Reden schwinge. Miss Johnston meinte ängstlich: »Bestimmt wird dieser grässliche Kerl uns noch alle in unseren Betten ermorden«, doch kaum einer konnte sich vorstellen, dass von Murphy eine ernste Gefahr ausging, nicht einmal benebelt von Whisky und Bolschewismus, wie er angeblich war. Immerhin waren der Major und die alten Damen sich darin einig, dass es ein Zeichen der Zeit war. Und was war es für eine entsetzliche Zeit! Zu keinem Zeitpunkt in der jüngeren Geschichte, sinnierte der Major (der nach dem Abendessen angenehm träge in

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