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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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verweigerten und die Waffen niederlegten, als sie aus einem Brief von den Ereignissen in Irland erfuhren …
    Die Einheit in Jutogh, sechs Meilen von Simla, ist loyal. Man geht davon aus, dass die Angelegenheit rein politischer Natur und der Agitation der Sinn Féin zuzuschreiben ist
.

    In Kilnalough regnete es, wie überall in Irland, in jenem Jahr den ganzen Juli hindurch. Die Bauernhäuser standen jetzt, abgesehen von zwei oder drei alten Männern, die noch dort ausharrten, leer; die Pächter waren ausgezogen, nachdem sie auch mit Drohungen Edward nicht dazu bewogen hatten, ihnen das Land zu übereignen. Es war zweifellos dem Umstand, dass ein Kontingent der Polizeihilfstruppen im Majestic einquartiert war, zu verdanken, dass Edward unversehrt und ohne Zwischenfälle davongekommen war. Andere Landbesitzer in etlichen Landesteilen gaben zu dieser Zeit lieber den Forderungen nach, doch Edward blieb stur und voller Verachtung. Bei den herrschenden Zuständen und der Häufigkeit, mit der Terroranschläge verübt wurden, hätte jeder rachsüchtige Landarbeiter im Besitz einer Waffe Edward ungestraft niederschießen können. Einstweilen jedoch verfügte Edward (wenn er denn Leute fand, die für ihn die Ernte einbrachten) noch immer über zwei armselige Felder, auf denen allmählich das Korn reifte.
    Der Major konnte sie beide von seinem Zimmerfenster aus sehen; sie lagen an den beiden Hängen eines sanft ansteigenden Tales, getrennt nur durch einen zerfurchten Feldweg, der an den Bauernhöfen vorbei zur Straße nach Kilnalough führte. Das Korn, das Anfang August noch blassgrün gewesen war, wurde von Morgen zu Morgen ein wenig blonder. Er hatte ein ausgezeichnetes Fernglas mitgebracht, ein deutsches Erzeugnis, das er einmal einem leblosen preußischen Offizier mit gewichstem Schnurrbart, den er mit den Beinen zuoberst in einem Granattrichter gefunden hatte, von der breiten, durchlöcherten Brust genommen hatte. Jeden Morgen musterte er damit die Landschaft, und ein besonderes Vergnügen war es ihm, die schimmernde, schillernde Oberfläche des Korns zu betrachten, wie es in dem Tal in honiggelben Wellen bald hierhin, bald dorthin wogte.
    »Seltsam«, dachte er eines Morgens, »wie ist der denn dorthin gekommen?« Ein großer Felsbrocken, der ihm nie zuvor aufgefallen war, war am Feldrand aufgetaucht. Warum sollte sich jemand die beträchtliche Mühe machen, einen ausgesprochen schweren Stein an den Rand eines Kornfelds zu karren? Er beschloss, später am Tag einen Spaziergang dorthin zu machen und ihn zu inspizieren.
    Doch gleich nach dem Mittagessen stürzten sich die Zwillinge auf ihn. Sie hatten ihn als »den Mann« ausgesucht, der mit ihnen ein paar neue Tanzschritte einüben sollte; ganz besonders waren sie offenbar begierig, »den Joytrot« und »den Vampir« zu lernen. Es war ihnen gelungen, ein Grammophon und ein paar aktuelle Platten vom alten Mr. Norton zu borgen, dessen Streben nach Jugend, bedachte man seine sichtliche Gebrechlichkeit, wirklich bemerkenswert war. Eigentlich hatte Mr. Norton »der Mann« sein wollen, als Gegenleistung für den Gebrauch des Grammophons. Aber die Zwillinge waren von der Idee nicht begeistert. Außerdem hatte sich herausgestellt, dass der Rhythmus zu schnell für seine arthritischen Gelenke war, und seinen Vorschlag, mit halbem Tempo zu tanzen, lehnten die Zwillinge kategorisch ab. Ein wenig brummig gab er sich damit zufrieden, dass er sie »drücken« durfte. Jeder Zwilling wurde umarmt, bis ihm die Luft wegblieb, und der Major paffte mit gerunzelter Stirn seine Pfeife und fragte sich, ob er nicht einschreiten sollte. Schließlich gab Mr. Norton sie aber doch frei und richtete sich in einem Sessel ein, von wo aus er knurrig die linkischen Bemühungen des Majors verfolgte, die Anweisungen der Zwillinge umzusetzen. Denn leider war der Major ein sehr ungeschickter Tänzer, und es fiel ihm schwer, neue Schritte zu lernen. Nicht dass der One-Step oder der Foxtrott übermäßig schwierige Tänze gewesen wären – es war ja auffällig, wie ähnlich sie dem ganz gewöhnlichen Gehen waren; die Schwierigkeit bestand darin, die eigenen Bewegungen mit denen der Partnerin zu synchronisieren. Auch Wendungen kamen bisweilen zu überraschend für ihn.
    »Nicht mit der Pfeife«, tadelte Faith, nahm sie ihm aus dem Mund und legte sie beiseite, während Charity das Grammophon aufzog. »Liebe Güte, jetzt halten Sie mich doch mal ordentlich fest.«
    »Ich habe euch gesagt, dass ich nicht allzu

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