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Trügerische Ruhe

Trügerische Ruhe

Titel: Trügerische Ruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Persönlichkeit eines Kindes verändern. Glauben Sie, daß er mit irgend etwas herumexperimentiert hat?«
    Wanda zögerte. »Nein.«
    »Es klingt, als wären Sie sich nicht ganz sicher.«
    »Es ist bloß ...« Sie schluckte, und Tränen traten ihr in die Augen. »Ich habe das Gefühl, daß er mir ganz fremd geworden ist. Er ist mein Sohn, und ich erkenne ihn kaum noch wieder.«
    »Haben Sie irgendwelche Warnsignale bemerkt?«
    »Er war immer schon ein bißchen schwierig. Deshalb hat Dr. Pomeroy ja vermutet, er könnte ein hyperkinetisches Syndrom haben. In letzter Zeit scheint es noch schlimmer geworden zu sein. Besonders, seit er sich mit diesen schrecklichen Jungen rumtreibt.«
    »Welche Jungen?«
    »Sie wohnen ein paar Häuser weiter von uns. J. D. und Eddie Reid. Und dann ist da noch dieser Scotty Braxton. Alle vier haben sie vergangenen März Ärger mit der Polizei gehabt. Das war das erste Mal, daß wir uns so richtig schlimm gestritten haben. Da hat er mich auch geschlagen.«
    » Taylor hat Sie geschlagen?«
    Wanda ließ den Kopf sinken – sie war das Opfer gewesen, doch sie schämte sich für die erlittene Mißhandlung.
    »Wir haben seitdem kaum noch miteinander gesprochen. Und wenn wir es mal tun, ist es so offensichtlich, daß ...« Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern. »Daß wir einander hassen.«
    Claire berührte sachte Wandas Arm. »Ob Sie mir glauben oder nicht, es ist gar nicht so ungewöhnlich, wenn man die eigenen Kinder in diesem Alter nicht besonders liebt.«
    »Aber ich fürchte mich auch vor ihm! Das macht es noch viel schlimmer. Ich mag ihn nicht, und ich habe Angst vor ihm. Als er mich geschlagen hat, war es, als ob sein Vater wieder im Haus wäre.« Sie berührte ihre Lippen mit den Fingern, als ob sie sich an eine längst verheilte Wunde erinnerte. »Paul und ich streiten immer noch um das Sorgerecht. Da kämpfen wir zwei um einen Jungen, der doch keinen von uns beiden liebt.«
    Claires Pager meldete sich. Sie warf einen Blick auf die Digitalanzeige und sah, daß das Labor sie angepiepst hatte. »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte sie und verließ die Kapelle, um von der Eingangshalle des Krankenhauses aus zu telefonieren.
    Anthony, der Laborleiter, nahm den Anruf entgegen. »Das Labor in Bangor hat gerade angerufen und weitere Ergebnisse bezüglich Taylor durchgegeben, Dr. Elliot.«
    »Gab es irgendwelche Treffer bei den spezifischen Screenings?«
    »Ich fürchte nein. Sein Blut enthält weder Alkohol, Cannabis, Opiate noch Amphetamine. Also ein negatives Resultat für alle Drogen, auf die Sie es getestet haben wollten.«
    »Ich war mir so sicher«, sagte sie perplex. »Ich weiß nicht, was sonst ein solches Verhalten hervorrufen könnte. Es muß eine Droge geben, die ich übersehen habe.«
    »Vielleicht ist da wirklich etwas. Ich habe sein Blut durch unseren Gaschromatographen geschickt, und bei einer Retentionszeit von einer Minute und zehn Sekunden gab es einen abnormen Ausschlag.«
    »Was bedeutet das?«
    »Es zeigt zwar nicht das Vorhandensein einer bestimmten Droge an, aber jedenfalls gibt es einen Kurvengipfel, was darauf hinweist, daß irgendeine ungewöhnliche Substanz in seinen Adern zirkuliert. Sie könnte völlig harmlos sein – etwa irgendein pflanzliches Arzneimittel.«
    »Wie können wir herausfinden, was es ist?«
    »Wir brauchen eine umfangreichere Analyse. Das Labor in Bangor ist dafür nicht ausgestattet. Wir müssen noch mehr Blut abnehmen und es in unser Referenzlabor in Boston schicken. Dort kann man es simultan auf Hunderte von verschiedenen Drogen testen.«
    »Dann lassen Sie uns das doch tun!«
    »Nun, da liegt das Problem. Das ist der andere Grund, weshalb ich Sie angepiepst habe. Ich habe gerade die Order bekommen, alle noch ausstehenden Drogen-Screenings zu streichen. Unterschrieben hat die Anweisung Dr. DelRay«
    »Was?« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. » Ich bin Taylors Ärztin!«
    »Aber DelRay schreibt die Anweisungen, und seine widersprechen den Ihren. Also weiß ich nicht recht, was ich tun soll.«
    »Hören Sie, lassen Sie mich mit der Mutter reden. Ich werde die Angelegenheit sofort klären.« Sie hängte auf und ging zurück zur Kapelle.
    Sie hatte die Tür noch nicht geöffnet, da konnte sie bereits eine wütende männliche Stimme hören.
    »... hast dich doch nie richtig durchgesetzt! Du bist doch zu rein gar nichts zu gebrauchen! Kein Wunder, daß er so verkorkst ist!«
    Claire öffnete die Tür und trat ein. »Gibt es hier ein Problem,

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