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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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kam.
    Ihr Kostüm wirkte elegant und flott zugleich. Die saphirblaue
Seide betonte ihre zarte Haut. Die Locken in ihren Haaren waren dem feuchten Wetter zum Opfer gefallen, also hatte sie sich für ein Paar mutige goldene Ohrringe entschlossen.
    »Was, zum Teufel, war denn los?« fragte Tate, während er sie zur Tür drängte. »Dad hat gesagt, Mandy sei schwierig.«
    »Schwierig? Sie war die reinste Pest.«
    »Warum?«
    »Weil sie drei Jahre alt ist und den ganzen Tag in einem Auto sitzen mußte, darum. Ich konnte ihre schlechte Laune ja verstehen, aber auch mein Verständnis hat seine Grenzen. Ich greife Zee, die sich über mich beschweren will, nur ungern vor, aber ich habe ihr einen Klaps auf den Po gegeben.«
    Sie hatten das unter dem Vordach geparkte Auto erreicht, und Tate hielt ihr die Tür auf. »Und dann?«
    »Es hat funktioniert. Sie hat gehorcht.«
    Er betrachtete einen Augenblick lang den resoluten Ausdruck in ihrem Gesicht und befahl dann heftig: »Steig ein.«
    Als sie auf die Straße kamen, begannen die Scheibenwischer einen fast aussichtslosen Kampf gegen den strömenden Regen. Tate fuhr Richtung Norden durch die Stadt.
    »Warum bist du gekommen, um mich abzuholen?«
    »Ich habe sowieso nur hinter der Bühne rumgestanden.«
    »Und was meinen Dirk und Ralph dazu?«
    »Nichts. Sie wissen es nicht. Wenn sie merken, daß ich weg bin, ist es schon zu spät, was dagegen zu unternehmen. Ich bin es sowieso leid, daß sie dauernd meine Reden ändern.«
    Er fuhr sehr schnell, aber sie machte ihn nicht darauf aufmerksam. Er war nicht in der Stimmung, Kritik zu ertragen. »Warum mußten wir eigentlich alle herkommen?« fragte sie und hoffte, den Grund für seine miese Laune zu erfahren.
    »Hast du die letzten Umfrageergebnisse mitbekommen? Dann solltest du wissen, daß eine neue Strategie notwendig war. Meine Ratgeber sagen, daß wir andere Methoden anwenden müssen. Eigentlich wollten wir auf dieser Reise Stimmen gewinnen, aber wir haben welche verloren.«
    »Nelson hat etwas von Einzelgängerimage gesagt.«
    Er fluchte leise. »Ja, sie behaupten, daß ich so erscheine.«
    »Sie?«
    »Na klar, wer außer Dirk und Ralph käme auf so eine Idee. Wenn ich eine starke Familie hinter mir habe, sagen sie, wirke ich gemäßigter. Scheiße, ich weiß es nicht. Sie reden und reden, und ich höre ihnen schon gar nicht mehr zu.«
    Sie fuhren auf den Parkplatz des riesigen Gebäudes, in dem sich sogar eine Rodeohalle befand. Heute abend waren mehrere Country- und Westernstars zugunsten von Tates Wahlkampf aufgetreten.
    Tate fuhr am Eingang vor. Ein Cowboy mit gelbem Regenmantel und triefendem Filzhut machte ihnen klar, daß das aus feuerwehrtechnischen Gründen verboten sei. Tate wollte ihm widersprechen, aber er verwies sie auf einen anderen Parkplatz gegenüber. »Der ist vielleicht auch schon voll« meinte er, »aber hier können Sie auf keinen Fall stehen bleiben.«
    »Ich bin Tate Rutledge.«
    »Buck Burdine, freut mich. Trotzdem können sie hier nicht parken.«
    Offensichtlich interessierte sich Buck nicht für Politik. Tate sah Avery an, die diplomatisch auf die Hände in ihrem Schoß starrte und sich auf die Lippe biß, um nicht zu lachen. Schließlich gab Tate nach.
    Ein paar Minuten später parkte er in einer Nebenstraße ein paar Blocks weiter. Er stellte den Motor ab und sah Avery an. Sie warf ihm einen schelmischen Blick zu, und beide brachen in Gelächter aus. Sie lachten und lachten.
    »Himmel noch mal«, stöhnte er, »ich bin müde. Und das Lachen tut mir gut. Ich schätze, ich muß mich bei Buck Burdine dafür bedanken.«
    Es regnete wie aus Eimern auf die Autofenster. Die Straßen waren menschenleer, aber die rosa und blaue Leuchtreklame der Geschäfte erleuchteten flackernd das Innere des Autos.
    »Ist es sehr schlimm, Tate?«
    »Ja, schrecklich. Ich habe das Gefühl, daß ich jeden Tag an Boden verliere.« Er schlug mit der Faust aufs Steuerrad.
    Avery konzentrierte sich ganz auf ihn. Sie wußte, daß er jemanden brauchte, der nur zuhörte und ihm nicht dazwischenredete.
Daß er müde war, erkannte sie deutlich an den Fältchen um seinen Mund und an den Augen.
    »Ich hatte nie Zweifel daran, daß ich dafür bestimmt bin, diesen Staat im Senat zu vertreten. Aber in letzter Zeit denke ich manchmal, daß ich vielleicht nur denen zugehört habe, die das sagen, was ich hören will. Meinst du, ich leide an Größenwahn?«
    Avery, die bisher geschwiegen hatte, erwiderte lässig: »Zweifellos.« Sie lächelte,

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