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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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im Flur sind zwei Reporter, die mit Ihnen sprechen wollen.«
    »Reporter?«
    »Sie kommen von einer der Fernsehstationen.«
    »Jetzt? Hier? Hat Eddy Paschal sie geschickt?«
    »Nein, das habe ich sie als erstes gefragt. Offensichtlich ist irgendwie durchgesickert, daß Mrs. Rutledge morgen operiert wird. Sie möchten mit Ihnen über die Auswirkungen des Flugzeugabsturzes auf Ihre Familie und Ihre politische Zukunft sprechen. Was soll ich ihnen sagen?«
    »Sagen Sie ihnen, sie sollen sich zum Teufel scheren.«
    »Das kann ich nicht, Mr. Rutledge.«
    »Nein, das stimmt. Und wenn Sie es täten, würde Eddy mich umbringen«, murmelte er. »Richten Sie ihnen aus, daß ich keine Kommentare abgebe, solange es meiner Frau und meiner Tochter nicht besser geht. Wenn sie dann noch nicht gehen wollen, rufen Sie die Sicherheitsabteilung des Krankenhauses an. Und bestellen Sie den Presseleuten, daß ich ihnen die Hölle heiß mache, wenn sie sich in der Nähe der Kinderstation blicken lassen, um meine Mutter oder meine Tochter zu sehen.«
    »Tut mir leid, Sie belästigt zu haben –«
    »Sie können ja nichts dafür. Wenn die Burschen irgendwelche Schwierigkeiten machen, holen Sie mich.«
    Als er sich wieder zu ihr umwandte, bemerkte Avery durch ihre Tränen, daß auf seinem Gesicht seine Sorgen und seine Erschöpfung deutlich zu erkennen waren. »Diese Geier. Gestern hat die Zeitung eine Bemerkung von mir über die Krabbenfischerei gedruckt — das Zitat war unvollkommen aus dem Zusammenhang gerissen. Heute morgen stand mein Telefon nicht mehr still, bis Eddy eine Gegendarstellung durchgesetzt hatte.« Er schüttelte den Kopf voller Ärger über diese Gemeinheit.
    Avery hatte Mitleid mit ihm. Sie war lange genug in Washington gewesen, um zu wissen, daß die einzigen Politiker, die nicht unter so etwas litten, die ganz skrupellosen waren. Männer mit integrer Persönlichkeit wie Tate Rudledge hatten es damit sehr viel schwerer.
    Es war wirklich kein Wunder, daß er so müde wirkte. Er war nicht nur dadurch belastet, daß er versuchte, die Wahl zu einem öffentlichen Amt zu gewinnen, sondern er mußte auch noch mit einem seelisch geschädigten Kind und einer schwer verletzten Frau fertig werden.
    Nur war sie eben nicht seine Frau. Sie war eine Fremde. Sie konnte ihm nicht sagen, daß er sich einer Fremden anvertraute. Sie konnte ihn nicht vor Angriffen der Presse bewahren oder ihm helfen, Mandys Probleme zu bewältigen. Sie konnte ihn nicht einmal davor warnen, daß möglicherweise jemand versuchte, ihn zu ermorden.
     
    Er blieb die ganze Nacht bei ihr. Jedesmal wenn sie wach wurde, sah sie ihn neben sich. Die Züge seines Gesichtes wurden immer schärfer, während sich die Erschöpfung bemerkbar machte. Seine Augen röteten sich wegen des Schlafmangels. Einmal bekam Avery mit, wie eine Krankenschwester ihn zu überreden versuchte, sich ein wenig hinzulegen, aber er weigerte sich.
    »Ich kann sie jetzt nicht alleinlassen«, sagte er. »Sie hat Angst.«
    In ihrem Innern rief es: Nein, bitte geh nicht weg. Laß mich nicht allein. Ich brauche jemanden .
    Es mußte wohl schon Morgen sein, als ihm eine andere Krankenschwester einen Kaffee brachte. Er duftete herrlich.
    Dann kamen Techniker herein, um Averys Beatmungsgerät neu einzustellen. Ihre Lungen erholten sich, aber sie würde es noch ein paar Tage brauchen.
    Die Schwestern bereiteten sie auf die Operation vor und maßen ihren Blutdruck. Avery versuchte immer noch, jemanden auf sich aufmerksam zu machen, um den Irrtum aufzuklären, aber niemand kümmerte sich um die Bemühungen der mumienähnlichen Patientin.
    Tate ging für eine Weile hinaus, und als er zurückkam, war Dr. Sawyer bei ihm. Der Chirurg war kurz angebunden und voller Schwung. »Wie geht es Ihnen, Carole? Mr. Rutledge hat mir gesagt, daß Sie eine unruhige Nacht hinter sich haben, aber heute ist Ihr großer Tag gekommen.«
    Er las ihre Karteikarte genau durch. Viel von dem, was er sagte, war rein mechanisch. Avery mochte ihn auch nicht mehr als Tate.
    Zufrieden mit ihren Werten schloß er die Akte und gab sie einer Krankenschwester. »Körperlich geht es Ihnen prima. In ein paar Stunden werden Sie die Grundlage für ein neues Gesicht haben und den Weg zur völligen Genesung antreten können.«
    Sie legte ihre ganz Kraft in die Kehllaute, die sie von sich geben konnte, um irgendwie mitzuteilen, daß sie drauf und dran waren, einen furchtbaren Fehler zu begehen. Sie mißverstanden ihre Verzweiflung. Der Chirurg nahm

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