Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)
sie sofort als Erregung erkannt hätte, setzte er die Sonnenbrille auf, obwohl die Sonne schon untergegangen war.
Während er losfuhr, mußte er sich eingestehen, daß ihm wirklich fehlte, was sie zusammen gehabt hatten, aber sie vermißte er nicht. Obwohl sie oft heißen und guten Sex miteinander gehabt hatten, hatte es nur wenig Nähe zwischen ihnen gegeben. Eine geistige Verbindung und spirituelle Nähe hatten ihrer Ehe von Anfang an gefehlt, obwohl er das erst sehr spät erkannte.
Er konnte nicht vermissen, was er nie gehabt hatte, aber er sehnte sich doch danach. Es wäre für ihn eine Genugtuung, den Sitz im Senat zu gewinnen. Aber die Freude würde durch seine unglückliche Ehe getrübt werden. Das alles wäre viel schöner, wenn er es mit einer liebenden Frau teilen könnte.
Aber genausogut konnte er sich den Mond wünschen, dachte er. Selbst falls Carole eine solche Liebe geben konnte, was nicht der Fall war, würde er sie doch nicht haben wollen. Dazu hatte sie schon vor langer Zeit jede Grundlage zerstört.
Die körperliche Anziehung war immer noch da, unerklärlicherweise sogar stärker als je zuvor, aber seine gefühlsmäßigen Bindungen waren dahin. Und er wollte tot umfallen, wenn er das eine nehmen würde, während sie ihn um das andere betrog.
Er spürte nur, daß sein Schwanz diesen Entschluß noch nicht akzeptierte.
Er betrachtete Carole aus dem Augenwinkel. Sie sah phantastisch aus. Seine Mutter hatte es ganz richtig bezeichnet — sie hatte zuviel Stil und Erotik für eine Braut.
Sie sah aus wie eine von ihrem Mann geliebte, zufriedene Ehefrau — und das sah Carole gar nicht ähnlich.
KAPITEL 19
Eddy Paschal kam aus der Dusche. Er strich sich hastig mit dem Handtuch über Arme und Brust und beide Beine. Dann rieb er sich den Rücken trocken, wobei er aus dem Badezimmer ins Schlafzimmer ging. Direkt hinter der Tür blieb er plötzlich stehen. »Was zum –«
»Hallo. Ich wußte gar nicht, daß du auf scharfe Fotos stehst.«
Fancy lag quer über seinem Bett, hatte einen Ellenbogen aufgestützt und blätterte in der Ausgabe von Penthouse, die sie auf seinem Nachttisch gefunden hatte. Nach einem ungerührten Blick auf eine besonders herausfordernde Stellung sah sie zu ihm auf und lächelte süßlich. »Du schlimmer Junge, du.«
»Was, zum Teufel, hast du hier zu suchen?« Er band sich das Handtuch hastig um die Hüften.
Fancy streckte sich mit der gelassenen Bewegung einer Katze. »Ich war am Pool beim Sonnenbaden und bin hereingekommen, um mich ein bißchen abzukühlen.«
Eddy lebte in einer Wohnung über der Garage der Ranch. Kurz nachdem er als Tates Wahlkampfleiter angestellt worden war, hatte er gefragt, ob er die Wohnung nicht mieten könne. Die Rutledges hatten nachdrücklich protestiert.
Tate hatte darauf bestanden, daß Eddy bei der Familie wohnen müsse, wenn er im Haus blieb.
Aber Eddy hatte erklärt, daß er es vorzöge, in der Nähe der Familie zu leben, aber doch seine Privatsphäre zu behalten. Und die Garagenwohnung kam beiden Bedürfnissen entgegen. Sie hatten nachgegeben, und er war eingezogen.
»Warum mußt du dich hier abkühlen?« fragte er barsch. »Ist die Klimaanlage im Haus kaputt?«
»Sie nicht so zickig.« Fancy schob die Zeitschrift weg und richtete sich auf. »Freust du dich nicht, mich zu sehen?«
»Sehen kann man allerdings eine Menge«, murmelte er und rieb sich das nasse Haar. Es war fein und hell. »Ich habe schon elastische Binden gesehen, die deutlich breiter als dieser Bikini waren. Findet Nelson es in Ordnung, daß du so heraumläufst?«
»Großvater findet überhaupt nichts Erotisches in Ordnung«, schnaubte sie. »Ich schwöre, daß ich mir nicht vorstellen kann, wie mein Vater und Onkel Tate gezeugt worden sind. Ich wette, Großvater singt Kriegslieder, während er Großmutter bumst. Oder vielleicht auch Wanderlieder.« Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß sie je kommt, du etwa?«
»Du bist hoffnungslos, Fancy.« Aber trotzdem kicherte er über die Vorstellung, die sie gab. Dann stemmte er die Hände in die Hüften und sah sie vorwurfsvoll an. »Kannst du dich jetzt bitte verziehen, damit ich mich anziehen kann? Es wird schon spät.«
»Warum kann ich nicht mitkommen?« jammerte sie.
»Keine Eintrittskarte mehr.«
»Das würdest du doch sicher hinkriegen.«
Er schüttelte entschieden den Kopf. »Es wird ein förmlicher, steifer Abend nur mit Erwachsenen, Fancy. Du würdest dich zu Tode
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