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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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entschuldigen?«
    Van drehte sich wieder zu ihr um. »Ich sehe Sie dann nächstes Mal, Mrs. Rutledge. Tut mir leid, daß ich Sie so angesehen habe, aber Sie sehen jemanden ähnlich.«
    »Ich habe mich schon daran gewöhnt, daß Leute mein Gesicht anstarren«, sagte sie. »Es ist ganz natürlich, daß die Leute neugierig sind.«
    Nelson wurde ungeduldig. »Folgen Sie mir, Lovejoy.«
    Van schüttelte noch einmal verwirrt den Kopf, dann ging er hinter Nelson her. Avery zog sich in ihr Zimmer zurück und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. Sie hätte so gern nach Vans magerem Arm gegriffen und ihn ausgefragt. Wie ging es Irish? Sorgte er richtig für sich? Hatte die schwangere Sekretärin ein Mädchen oder einen Jungen bekommen? Betrog der Manager immer noch seine Frau mit der feinen Dame?
    Doch ihr war klar, daß Van vielleicht nicht gerade froh wäre, sie zu sehen. Oh, er wäre natürlich begeistert, daß sie noch am Leben war, aber sobald er sich von dem Schock erholt hätte, würde er wissen wollen, was, zur Hölle, sie mit dieser Maskerade beabsichtigte.
    Ja, was hatte sie eigentlich vor? Seit sie in diesem Haus war, hatte sie alle beobachtet. Es gab Unstimmigkeiten zwischen Jack und Dorothy Rae. Fancy hätte einen Heiligen provozieren können. Nelson war selbstherrlich, Zee zurückhaltend, Eddy arbeitswütig. Aber Tate gegenüber hatte niemand etwas anderes als Bewunderung und Zuneigung zum Ausdruck gebracht. Sie wollte einen eventuellen Attentäter ausfindig machen und endlich die Story kriegen, mit der sie den Respekt und die Glaubwürdigkeit
zurückgewinnen konnte, die sie aufgrund ihrer falschen Einschätzung verloren hatte. Van zu sehen, war ausreichend Erinnerung daran gewesen.
    Sie hatte journalistische Geschicklichkeit und das Interesse dazu von ihrem Vater geerbt. Aber seine Fähigkeit, alles unabhängig vom Faktor des Menschenlichen zu sehen, war nicht Teil seines Erbes. Sie versuchte immer wieder, objektiv zu sein, aber bis heute war es ihr nicht gelungen, Distanz zu wahren. Sie fürchtete, daß sie in diesem Haus wohl auch nicht mehr darüber lernen würde.
    Aber sie konnte jetzt nicht fort. Der größte Haken in ihrem sorgfältig geplanten Betrug war, daß sie sich keinen Fluchtweg offengelassen hatte. Außer wenn sie die ganze Angelegenheit öffentlich machte, hatte sie keine andere Wahl, als zu bleiben und zu nehmen, was kommen würde — selbst solche Überraschungsbesuche von alten Freunden.
     
    Der Freitag kam. Avery vertrödelte den langen Nachmittag damit, mit Mandy zu spielen. Sie saßen an ihrem kleinen Tisch und formten Dinosaurier aus Knetmasse, bis Mandy Hunger bekam und Mona übergeben wurde.
    Um fünf Uhr badete Avery. Während sie ihr Make-up auflegte, naschte sie von einem Teller mit Kleinigkeiten, den Mona ihr gebracht hatte.
    Sie brachte ihr Haar mit Frisierschaum in Form. Es war immer noch kurz und schick, aber nicht mehr so extrem wie früher. Zum Schluß schmückte sie sich mit einem phantastischen Paar diamantener Ohrringe.
    Gegen Viertel vor sieben, fünfzehn Minuten vor der vereinbarten Zeit, war sie bereit. Sie stand in ihrem Badezimmer und tupfte Parfum hinter ihre Ohren, als Tate hereinkam.
    Sein unerwartetes Erscheinen verblüffte sie. Er schlief auf dem ausklappbaren Sofa in dem kleinen Salon neben ihrem Zimmer. Es gab auch eine Tür zwischen beiden, die aber immer von einer Seite verschlossen war.
    Sein Zimmer war in gedämpften, männlichen Farben in der Art eines Herrenclubs eingerichtet. Ein kleines Badezimmer lag
daneben. Das Waschbecken war nicht größer als bei einem Zahnarzt, die Dusche gerade so groß, daß ein Erwachsener hineinpaßte. Und doch zog Tate diese Enge der Möglichkeit vor, das geräumige Schlafzimmer und das Bad seiner Frau mit ihr zu teilen.
    Averys erster pessimistischer Gedanke war, daß er gekommen war, um ihr zu erklären, daß er auf ihre Begleitung verzichten wollte. Er machte jedoch keinen ärgerlichen, sondern einen gestreßten Eindruck. Er blieb abrupt stehen, als er sie im Spiegel erblickte.
    Dankbar nahm Avery zur Kenntnis, daß sich ihre Anstrengungen gelohnt hatten, und drehte sich zu ihm um. »Gefällt’s dir?«
    »Das Kleid? Das Kleid ist phantastisch.«
    »Die Rechnung von den Brüdern Frost wird zeigen, wie phantastisch.«
    Sie wußte, daß es ein umwerfendes Kleid war. Ein schwarzer Hauch — lose mit Pailetten bestickt, bedeckte ihren Ausschnitt, ihre Schultern, den oberen Rücken und die Arme bis zu den Handgelenken. Von

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