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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Schluß war er eine Woche vor ihrer Reise nach Dallas, gebucht für Flug 398, gekommen.
    Jetzt schüttelte er den Kopf, um sich von der unangenehmen Erinnerung zu lösen. Er würde diese Frage genausowenig beantworten wie ihre Behauptung, es habe nie ein Kind gegeben. Er fürchtete sich vor Streitigkeiten. Er wollte sich in keiner Weise festlegen, bevor er nicht wußte, ob Caroles Veränderungen von bleibender Art waren.
    »Bestellt doch etwas zu essen, damit wir vor dem Besuch bei Dr. Webster nicht mehr ausgehen müssen«, schlug er vor.
    So wichtig war es ihr wohl nicht gewesen. »Was möchtest du haben?«
    Als sie sich aufs Bett setzte, um zu telefonieren, schlug sie automatisch die Beine übereinander. Tates Bauchmuskeln zogen sich zusammen, als er hörte, wie ihre Strümpfe aneinander rieben.
    Wenn er ihr immer noch mißtraute, warum hatte er dann so unheimliche Lust auf Sex mit ihr?
    Für ihre Anstrengungen hatte sie allerdings eine gute Note verdient. Seit sie wieder zu Hause war, hatte sie ihr Bestes getan, um wieder mit ihm zurechtzukommen. Sie war kaum noch unbeherrscht, bemühte sich, mit seiner Familie auszukommen, und interessierte sich in nie dagewesener Weise für ihre Belange und Aktionen. Sie war das genaue Gegenteil der ungeduldigen, mißlaunigen Mutter, die sie vorher gewesen war.
    »Ja genau, Brot mit Erdnußbutter«, sagte sie in den Hörer, »und Traubenmarmelade. Ich weiß, daß das nicht auf der Karte steht, aber das ißt sie nun mal gern zu Mittag.«
    Mandys Vorliebe für Erdnußbutter und Marmelade bereitete ihnen beiden immer wieder Vergnügen. Carole warf ihm über die Schulter ein Lächeln zu.
    Mein Gott, er wollte dieses Lächeln kosten.
    Vor nicht allzu langer Zeit hatte er es getan. Ihr Mund hatte
nicht nach Betrug und Lügen und Untreue geschmeckt. Die Küsse, die sie erwidert hatte, waren süß und köstlich und... anders gewesen. Bei genauerer Überlegung — und in letzter Zeit hatte er sich das öfter überlegt — wurde ihm klar, daß es gewesen war, als küsse er eine Frau zum ersten Mal.
    Was ihm vertraut hätte sein müssen, war einzigartig gewesen. Ihre wenigen Küsse hatten ihn erschüttert und einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen. Er hatte sich um die Selbstdisziplin eines Mönchs bemüht, als er nichts lieber getan hätte, als ihren Mund ausführlich zu erforschen, bis er eine Erklärung für dieses Phänomen gefunden hatte.
    Aber vielleicht war es gar nicht so phänomenal. Sie sah mit ihren kurzen Haaren anders aus. Vielleicht hatte die Operation ihres Gesichts sie gerade soviel verändert, daß sie eine ganze andere Frau zu sein schien.
    Das Argument war gut, überzeugte ihn aber nicht.
    »Sie kommen sofort«, teilte sie ihm mit. »Mandy, räum bitte die Stifte in die Schachtel zurück. Wir essen gleich.«
    Sie bückte sich, um ihr zu helfen. Als sie sich vorbeugte, spannte sich der schmale Rock ihres Kostüms über ihrem Hinterteil. Lust durchflutete ihn. Blut strömte in seine Lenden. Das war nur verständlich, versuchte er sich zu überzeugen. Er war schon so verdammt lange nicht mehr mit einer Frau zusammengewesen.
    Aber er wollte nicht nur irgendeine Frau. Wenn das so wäre, müßte er nur zum Telefon greifen.
    Nein, er wollte diese Frau, Carole, seine Ehefrau, die er gerade erst kennenzulernen begann. Manchmal, wenn er ihr in die Augen sah, war ihm, als hätte er sie noch nie gesehen und als hätten ihre Auseinandersetzungen nie stattgefunden. So unmöglich es ihm erschien, es zu glauben, er mochte diese Carole. Und noch unmöglicher erschien es, daß er sich in sie verliebt hatte.
    Aber das würde er noch auf seinem Totenbett bestreiten.
     
    »Ich bin froh, daß du mit uns gekommen bist«, sagte Avery und lächelte Tate unsicher an, während sie in Dr. Websters Sprechzimmer auf ihn warteten.
    »Anders hätte ich nicht entscheiden können.«
    Der Psychologe war jetzt schon seit einer Stunde mit Mandy zusammen. Und die Wartezeit fiel ihnen schwer, auch wenn sie sich unterhielten, um die Nervosität zu lösen.
    »Eddy wird mir das nie verzeihen.«
    »Ich habe noch kurz mit ihm gesprochen. Mama und Dad scheinen ihn beruhigt zu haben. Außerdem ist er nie richtig böse.«
    »Daß ist seltsam, findest du nicht?« Tate sah auf die Uhr. »Wie lange dauerte diese Sitzung denn noch, um Himmels willen?« Er sah zu der geschlossenen Tür, als müsse sie sich öffnen. »Was hast du gesagt?«
    »Das es seltsam ist, daß Eddy nie richtig böse wird.«
    »Ja, stimmt.«

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