Trust Me - Blutiges Grauen
die Haare unter deinem Stuhl wegfegen, bevor du Pause machst.”
Jane stand auf, fegte grummelnd den Boden und machte ihren Arbeitsplatz sauber. Dann ging sie in den Hinterhof, wo der stinkende Müllcontainer stand, und zündete sich noch eine Zigarette an. Hier befand sich die offizielle “Raucherecke”. Sie hatte kaum den ersten Zug gemacht, als Danielle den Kopf zur Tür rausstreckte. “Da drinnen ist einer, der dich sprechen will.”
“Sieht er gut aus?”
“Ich würde ihn nicht von der Bettkante stoßen.”
“Das sagt nicht gerade viel.”
Danielle sah sie wütend an. “Jetzt reicht’s aber! Du bist ja heute wirklich schlecht drauf.”
“Ich hab ja nur Spaß gemacht, das weißt du doch”, beruhigte Jane sie, obwohl sie es sehr wohl ernst gemeint hatte.
“Egal. Aber ich denke, dieser Typ wäre wohl für uns beide eine Nummer zu groß”, erwiderte Danielle und zuckte die Schultern.
Jane musterte ihre Kollegin. “Ist er so umwerfend?”
“Ich sage nur: stahlharte Muskeln und der knackigste Hintern, den ich je gesehen habe. Und ein sinnlicher Mund, der jede Frau für Wochen auf den Laken hält.” Und damit schloss sie die Tür wieder hinter sich.
Hin- und hergerissen zwischen der Lust aufs Rauchen und ihrer unbezwingbaren Neugier, drückte Jane ihre zweite Zigarette aus und folgte Danielle in den Salon. Sofort wünschte sie, sie hätte nach dem Namen gefragt. Dieser Typ war der Wahnsinn, das stimmte. Mit dem kurz geschnittenen dunklen, fast schwarzen Haar, den leuchtend grünen Augen und den männlichen Gesichtszügen war er eine ausgesprochen auffallende Erscheinung.
Zu dumm, dass es sich um den Detective handelte, der ihren Mann hinter Gitter gebracht hatte.
“Was wollen
Sie
denn hier?”, entfuhr es ihr.
Danielles Kopf ruckte bei diesem gereizten Tonfall hoch.
“Dieser Mann ist Polizist”, erklärte ihr Jane.
“Er muss wohl gehört haben, dass du rauchst.” Danielle warf ihm ein Lächeln zu, das ihre Grübchen zur Geltung brachte, allerdings auch ihre schiefen Zähne. “Ich hoffe, er hat seine Handschellen mitgebracht.”
Detective Willis zog die Augenbrauen hoch. Aber sein Grinsen zeigte, dass sie ihn keineswegs in Verlegenheit brachte.
“Danielle hat wohl starke Entzugserscheinungen”, murmelte Jane. “Ihr Übergewicht wirkt sich negativ auf das Liebesleben aus.”
Janes Beleidigung überraschte David mehr als das schamlose Flirten ihrer Kollegin, aber er gab keinen Kommentar dazu ab. “Würden Sie einen Moment mit mir rauskommen?”
“Nehmen Sie auch Freiwillige?”, mischte sich Danielle wieder ein.
David warf ihr ein höfliches, aber distanziertes Lächeln zu und wedelte mit der Hand, an der sein Ehering steckte. Das überraschte Jane. Soweit sie gehört hatte, war der Detective geschieden.
“Verdammt”, schimpfte Danielle. “Die Besten sind immer vergeben.”
“Lass dich bloß nicht von ihm täuschen”, sagte Jane. “Mein Mann könnte dir so einiges über diesen wundervollen Detective erzählen.”
David blickte sie ernst an. “Möchten Sie wirklich hier drinnen über Ihren Mann reden?”
Sein nüchterner Tonfall machte Jane nervös. Hatte er schlechte Nachrichten? Sie wusste, dass er glaubte, Oliver hätte drei Frauen umgebracht. Sie lebte schon unter der ständigen Angst, dass eines Tages ein Polizist an ihrer Tür klopfte, um ihr zu sagen, dass es stimmte. Wenn sich das jetzt bewahrheiten sollte, wüsste Jane nicht, ob sie damit fertig würde. Nicht noch zusätzlich zu dem Stress, dass sie sich von Noah getrennt hatte und sich nur um Kates willen aufrecht hielt.
“Ich kann jetzt nicht gehen”, entgegnete sie unsicher. “Sie haben uns den Brotverdiener in der Familie weggenommen, deshalb muss ich nun die Rechnungen bezahlen.”
Ich habe genug durchgemacht. Verdammt noch mal, bitte geh wieder!
Aber ihr Wunsch erfüllte sich nicht.
“Wie lange brauchen Sie für einen Haarschnitt?”, erkundigte er sich.
“Zwanzig, dreißig Minuten.”
Er reichte ihr einen Zwanziger. “Ich habe jetzt eine halbe Stunde Ihrer Arbeitszeit gemietet. Möchten Sie, dass ich mich jetzt hier in Ihren Sessel setze, oder können wir kurz vor die Tür gehen?”
Sie stopfte das Geld sehr effektvoll in ihren BH, aber David ließ den Blick nicht zu ihrem Dekolleté gleiten. Danielle hatte recht: Detective Willis war für sie eine Nummer zu groß. Sie war zweiundvierzig, älter als er, und so langsam konnte man ihr die Jahre ansehen. Der Altersunterschied zu ihm war noch
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