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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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entsprangen. Er wusste, das war der Ursprung allen Lebens. Er nahm wahr, was Johannes Keppler im 16. und 17. Jahrhundert in seiner ‚Harmonica Mundi’ als Gesang der Sterne beschrieben hatte. Ja, das zu spüren war pures Glück, es füllte ihn komplett aus und es gab in diesen Momenten nichts, wonach er sich sehnte. Es war alles vollkommen.
    Er war ein aufgeweckter kleiner Kerl, lebhaft ,verspielt und er sah überall Magie.
    Er sah das Leuchten einer Blume, spürte den Zauber, der über dieser Welt lag, sah mit seinen Kinderaugen Feen und Elfen und spürte Energien, die ihn froh machten.
    Und er fühlte in sich Musik. Er konnte diese Musik immer hören. Am deutlichsten, wenn er schwieg, wenn er die Augen schloss und in dieses tiefe, ewige Schweigen eintrat, wenn ihn die Schöpfung einhüllte und es nichts gab, was anders hätte sein müssen.
    Seine Brüder spielten mit ihm, tollten mit ihm herum; sie waren immer da. Immer spürte er die Nähe von jemanden, kuschelte sich an den Körper von einem seiner Geschwister oder an den seiner Mutter. Das tat gut, das war Wärme, das war Geborgenheit und Sicherheit.
    Wie viele schwamm er in seinen ersten Babyjahren in einer glücklichen Zeitlosigkeit.
    Sein Vater und dessen Freunde kamen manchmal ins Haus und machten Musik. Das war für ihn das Spannendste überhaupt. Wie aus diesen Instrumenten ein Song entstand, wie sich Gitarren, Schlagzeug, Bass und Stimmen zusammenfügten. Michael hörte genau zu. Und mit der Zeit hätte er ihnen detailliert sagen können, wann sie mit welchem Instrument einsetzen und mit welcher Intonation die Lieder gesungen werden sollten.
    Am liebsten hätte er sich dazu bewegt, seine Füße zuckten bei jedem Beat und in seiner Seele entstanden klare Bilder, wenn er die Musik hörte. Seine Mutter ermahnte ihn, still zu sitzen, aber das konnte er nicht.
    Er tanzte, wenn er Musik hörte. Sein kleiner Körper bewegte sich automatisch, gab problemlos den jeweiligen Takt wieder. Seine Füße tappten auf dem Boden, seine Hände machten komische Bewegungen, sein Kopf swirlte nach dem Beat.
    Viele lachten herzlich, wenn sie ihn sahen. Er war drei und es sah süß aus. Und nicht nur das, es sah nicht nur süß aus – irgendetwas war anders an seinen Bewegungen. Niemand konnte wissen, dass Michael nicht nur die Musik hörte, er reagierte auch auf das, was der Musik zugrunde lag.
    Auch seine Brüder machten Musik. Wenn ihr Vater nicht spielte, holten sie sich die Gitarre aus dem Schrank und Tito und Jackie, die Ältesten, klimperten darauf herum. Sie waren talentiert, fanden schnell die Akkorde heraus und versuchten, das nachzuspielen, was sie vom Vater gehört hatten. Sie machten ihre Sache gut. Nach kurzer Zeit schon konnten sie ganze Lieder spielen und vertieften ihre Kenntnisse im Musikunterricht der Schule. Abends saßen sie, wenn der Vater spielte, dicht daneben, starrten auf dessen Hände, prägten sich ein, was sie taten.
    Außer Michael, der noch zu klein war, übten alle auf der Gitarre. Sie war ein Grund mehr, sich zu freuen, dass der Vater aus dem Haus war.
    Dass die Welt nicht nur aus Glückseligkeit und Zauber bestand, dass es Dinge gab, die diese Magie störten, damit wurde Michael sehr bald konfrontiert. Das erste Mal, als er einen Streit seiner Eltern mitbekam. Es ging um Geld. Katherine, mit ihrer leisen und sanften Stimme, versuchte Joseph irgendetwas zu vermitteln. Er reagierte wütend. Als sie nicht lockerließ und immer weiterbohrte, schrie er sie an:
    „Das ist meine Angelegenheit! Halt dich da raus!“
    Aber Katherine hielt sich nicht raus und da schlug er sie. Hart traf die Hand auf ihr Gesicht und Katherine taumelte nach hinten, dahin, wo Michael stand, der mit riesengroßen Augen die Szene mitverfolgte.
    Und da... da fühlte er zum ersten Mal Schmerz. Nicht den Schmerz, den man spürte, wenn man hinfiel und sich aufschürfte, nein, Schmerz innendrin, da, wo man mit der Hand nicht hinkam, um ihn wegreiben zu können. Einen riesigen Schmerz, der von seiner Mutter ausging und sich auf ihn übertrug. Er fühlte, wie sie litt und dass sie unglücklich war. Er war komplett mit ihr und ihrem Schmerz verbunden. Und mit diesem kam die Angst. Michael weinte erschrocken.
    Aus Katherines Mund troff Blut, hinkend holte sie sich ein Taschentuch und presste es sich an die blutende Stelle. Michael stand neben ihr, weinend, ängstlich und fühlte sich ohnmächtig. Auch Katherine weinte. Trostsuchend nahm sie ihn in den Arm und wiegte sich mit ihm

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