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TS 06: Das andere Universum

TS 06: Das andere Universum

Titel: TS 06: Das andere Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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war eine Idee gekommen, aber einen verzweifelten Augenblick lang vermochte er sich an keinen der Verleger zu erinnern, denen er damals die Geschichten zugesandt hatte. Schließlich jedoch kam ihm die Erleuchtung.
    „Eigentlich gibt es nur eine Möglichkeit“, begann er. „Haben Sie diese Stories jemals dem Gebhart-Verlag in Garden City geschickt?“
    „Hmmm – eine auf jeden Fall, möglicherweise beide. Notfalls kann ich es nachprüfen.“
    „Vor etwa fünf Jahren?“
    „Ja, um die Zeit muß es gewesen sein.“
    Keith holte tief Atem. „Vor fünf Jahren war ich Lektor bei Gebhart“, sagte er. „Vermutlich habe ich Ihre Geschichten gelesen, als sie ankamen; sie müssen mir gefallen haben, aber der Herausgeber, der das letzte Wort hatte, muß sie nicht gebracht haben. Die Stories müssen mir im Unterbewußtsein haften geblieben sein – selbst die Details, die, wie Sie erwähntem, die gleichen sind.“
    Er schüttelte wie bestürzt den Kopf. „Wenn das zutrifft, dann mache ich am besten mit dem Schreiben Schluß. Zumindest mit Romanen und Kurzgeschichten. Ais ich diese Stories schrieb, glaubte ich, es seien meine Ideen. Aber wenn es nun in Wirklichkeit eine unbewußte Erinnerung an Erzählungen ist, die ich vor langer Zeit gelesen habe –“
    Erleichtert bemerkte er, daß Slades Griff um dein Kolben der Pistole nicht mehr so verkrampft war.
    „Oder haben Sie sich doch Notizen gemacht, mit der Absicht, diese Geschichten später unter Ihrem eigenen Namen zu bringen?“ forschte Slade.
    Keith schüttelte den Kopf. „Hätte ich dann nicht zumindest die Namen der Charaktere verändert?“
    „Das ergibt Sinn, Slade“, meinte Winton. „Das Unterbewußtsein kann einem seltsame Streiche spielen. Ich bin geneigt, ihm zu glauben.“
    Keith seufzte erleichtert. Das Schlimmste war vorüber. „Am besten zerreißen Sie die Stories, Mr. Winton“, sagte er. „Ich werde auch die Durchschläge vernichten. Wenn mich die Erinnerung derartig zum Plagiat verleitet, werde ich in Zukunft nur noch Artikel verfassen.“
    Sein Gastgeber blickte ihn neugierig an. „Das Seltsamste, Winston, ist, daß Ihre Neufassungen gut zu verwenden sind“, meinte er. „Ich bin tatsächlich versucht, sie zu kaufen und zu drucken, wenn wir uns über den gegenseitigen Anteil einigen. Ich würde Borden die Sachlage erklären müssen, aber –“
    „Einen Augenblick, bitte“, unterbrach Slade. „Ehe die Herren über Geschäfte reden, möchte ich betonen, daß ich nicht überzeugt bin. Oder jedenfalls nur zu neunzig Prozent, und Sie wissen beide, daß mir befohlen ist, beim geringsten Zweifel zu schießen.“
    „Ich habe eine Idee, Slade“, ließ sich Winton vernehmen. „Als ich ihn durchsuchte, achtete ich nur auf eine etwaige Waffe. Ich fand keine, aber ich spürte eine Brieftasche.“
    Slades Augen wurden noch härter als zuvor. Die Finger, die die Pistole umfaßten, waren weiß.
    „Eine Brieftasche?“ fragte er eisig. „Und kein Ausweis darin?“
    ,O doch’, dachte Keith. Ein Ausweis war darin – aber er lautete nicht auf Karl Winston. Er hatte ihm in Greeneville das Leben gerettet – in New York würde er es ihn kosten. Er –
    Der W.B.I.-Mann wartete nicht, bis er eine Erklärung abgab. Seine Frage war rein rhetorischer Natur gewesen. Ohne den Blick von Keith zu wenden, befahl er Winton: „Treten Sie hinter ihn und ziehen Sie ihm die Brieftasche aus der Hose. Durchsuchen Sie auch seine anderen Taschen. Das ist die letzte Chance, die ich ihm gebe – und ich bin viel zu gutherzig, soweit zu gehen.“
    Keith atmete tief ein. Das war es also. Entweder er starb hier, oder er versuchte, Slade zu überrumpeln. Romanhelden brachten es stets fertig, in eine gezückte Pistole hinein zu springen und sie beiseite zu schlagen, wenn es notwendig war.
    Standen die Chancen wenigstens eins zu tausend, daß ein solches Vorhaben ausführbar war?
    Der andere Keith Winton befand sich jetzt hinter ihm. Keith stand stocksteif; die Mündung der Automatik zeigte direkt auf ihn. Seine Gedanken wirbelten wie ein Mühlrad, aber nichts, was ihm einfiel, versprach ihm Rettung davor, innerhalb der nächsten zwei Minuten erschossen zu werden. Sobald die Brieftasche geöffnet wurde und der Ausweis zum Vorschein kam –
    Keiths ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf die Automatik. Eine derartige Pistole verfeuerte Stahlmantelgeschosse, die auf diese Entfernung seinen Körper glatt durchschlagen würden. Wenn Slade jetzt schoß, würde er vielleicht beide

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