TS 11: Vater der Menschheit
sichtlich unter der ständigen seelischen Beanspruchung und war überempfindlich und gereizt. Der geringste Anlaß genügte, um ihn aus der Haut fahren zulassen. Jeder ging ihm, wenn möglich, aus dem Weg.
„Hätten wir nicht die schier unerschöpflichen Atombatterien, so säßen wir jetzt ohne Strom da“, meckerte Walker, obwohl es in diesem Fall gar nichts zu meckern gab.
„Mit Ihrem Funkfirlefanz können Sie sowieso nichts anfangen“, knurrte Jansen ihn an. „Oder glauben Sie vielleicht, die Fremden werden uns Unterhaltungsmusik zuspielen?“
Als der Funker gekränkt schwieg, setzte Jansen seine Belehrungen ungerührt fort:
„Ich wäre überhaupt dafür, daß wir etwas unternehmen. Wir können doch hier nicht einfach herumsitzen und warten, bis wir schwarz werden. Drei Wochen geht das nun schon so, und nichts ist geschehen. Wir könnten schon zu Hause sein, wenn das nicht passiert wäre. Manchmal habe ich den Verdacht, daß diese verdammte Energieblase, die uns hier festhält, überhaupt nicht von irgendwelchen Fremden erzeugt wird, sondern ganz einfach eine uns unbekannte Naturerscheinung ist.“
Walker erwiderte trocken:
„Unsinn, Jansen! Das Ding wird künstlich erzeugt. Und es läßt nichts durch.“
„Also auch die Lichtsignale nicht, die wir unaufhörlich abstrahlen?“
„Vielleicht wirklich nicht, denn wir können es nicht nachprüfen. Haben wir übrigens nicht schon alles versucht, um aus diesem Gefängnis zu entkommen? Drei Wochen haben wir uns nicht von der Stelle gerührt. Wir sind hilflos jemand ausgeliefert, der nicht kommt.“
„Wollen Sie denn, daß die Fremden kommen?“
Der Funker zuckte mit den Schultern.
„Nun, jedenfalls wäre mir das lieber, als zwanzig Jahre hier zu warten und dann zu sterben.“ Jansen starrte ihn an und schwieg.
Der Schreck war ihm so in die Glieder gefahren, daß er keine Lust mehr verspürte, sich weiter zu unterhalten. Es kam ja doch nichts Vernünftiges dabei heraus, außerdem war Walker ein schrecklicher Pessimist.
Er widmete sich wieder seiner Aufgabe und kontrollierte die Instrumente. Es hatte sich nichts verändert. Die STARLIGHT saß fest, und in einem Umkreis von einem halben Lichtjahr gab es nichts, das an ein anderes Raumschiff auch nur erinnert hätte.
Zwei weitere Stunden vergingen. Die Ablösung konnte jeden Augenblick eintreffen. Dirks und Jane …
Ein grelles Schrillen schreckte Jansen und Walker auf. Der Detektor!
Jansen schaltete den Alarm aus und sah auf die Skala des Geräts. Der Zeiger tanzte wie wild über die Zahlenkolonnen, bis er sich endlich beruhigte. Der Navigator bekam große Augen, als er begriff, was geschehen war. Er drückte Walker beiseite und stellte die Verbindung zu Randells Kabine her. Der Kommandant meldete sich sofort.
„Was gibt es?“ knurrte er mürrisch.
„Energium!“ stieß Jansen hervor. Er schien Atemschwierigkeiten zu haben. „Eine ganze Menge sogar, denn der Detektor zeigt die Höchstentfernung an. Ein halbes Lichtjahr! Und es nähert sich uns mit hoher Geschwindigkeit. Kann meiner Schätzung nach in dreißig Minuten bei uns sein. Und da wir uns nicht von der Stelle rühren …“
„Das weiß ich selbst! Beobachten Sie weiter, ich bin gleich da!“
Walker hatte inzwischen Alarm für das Schiff ausgelöst. Jeder eilte auf seinen Posten. Jansen stierte pausenlos auf den Detektor. Das Energium näherte sich mit gleichbleibender Geschwindigkeit dem Standort der STARLIGHT und war jetzt nur noch fünf Lichtmonate entfernt.
Harrison saß hinter seinem Teleskop, vermochte jedoch nichts wahrzunehmen, obwohl Jansen ihm die genaue Richtung durchgab. Es mußte sich demnach um ein verhältnismäßig kleines Objekt handeln, das vom Detektor erfaßt worden war.
Der Empfänger der Funkanlage blieb stumm.
Yü und Kranz machten das Atomgeschütz feuerklar – für alle Fälle. Kampflos würde man sich nicht ergeben, wenn die Fremden wirklich die Absicht verrieten, sie anzugreifen.
Deaux und Polkowski rannten in den Antriebsraum. Sie schalteten auf volle Schubkraft, damit das Schiff mit höchster Beschleunigung davonrasen konnte, sobald die Fremden die Energieblase erlöschen ließen. Die Frage war nur, ob dann das Energium auch sofort seine ursprünglichen Eigenschaften zurückerhielt.
Randell stürmte in die Zentrale, dicht gefolgt von Dirks und Jane. „Wie weit noch?“ fragte der Kommandant.
„Drei Lichtmonate“, gab Jansen Auskunft, ohne den Blick vom Detektor zu nehmen. „Es kommt schnell
Weitere Kostenlose Bücher