Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 21: Die Überlebenden

TS 21: Die Überlebenden

Titel: TS 21: Die Überlebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. McIntosh
Vom Netzwerk:
Südamerika oder gar Australien versteckt. Auf die Wahrheit kam keiner – zu unserem Glück.
    Ich wollte eigentlich mit Gloria nach England, aber sie weigerte sich. Als sie tot war, machte ich mein Vorhaben wahr. Und nun bin ich hier.
    Nur der schlecht gefälschte Paß verriet mich, Dave.
    Es liegt an Ihnen, ob Sie mich zum Tode verurteilen oder nicht.“

 
13. Kapitel
     
    Von diesem Augenblick an duzten wir uns.
    „Ich würde das niemals tun, Don“, sagte Dave mitfühlend. „In unserem Lande könnten solche Dinge nicht geschehen.“
    „Sag das nicht! Gibt es nicht auch hier Menschen, die sich nur allzu gern mit anderen herumstreiten oder gar schlagen, um am anderen Tag friedfertig in der Kirche zu sitzen? Jene Männer, die Stan und Carol ermordeten, befanden sich am gleichen Abend im Kreise ihrer Familien und spielten mit den Kindern.“
    Dave schwieg.
    „Du hast die ganze Geschichte von meinem Standpunkt aus gehört, wie aber ist ihr Standpunkt? Wen sollten sie zur Verantwortung ziehen, nachdem mein Vater tot war? Uns natürlich, seine Nachkommen.“
    „Nein!“ schüttelte Dave den Kopf. „Das ist ungerecht. Warum haben sie es getan?“
    „Aus Angst und Schrecken! Reine Panik! Hast du noch nie gehört, zu wessen der Mensch fähig ist, wenn er um einen Platz im Rettungsboot kämpft? Stans Tod kann ich vergessen, er gleicht einem Unfall. Gloria starb so, wie sie sterben mußte in einer Welt, zu der sie nicht paßte. Aber Carol – wie Carol starb! Das war bestialisch und menschenunwürdig! Ich möchte wissen, was sie mit mir getan hätten.“
    Schweigend fuhren wir weiter. Niemals mehr sprachen wir darüber.
     
    *
     
    Nichts hielt uns auf, und sehr schnell erreichten wir Stamford.
    Obwohl ich Mil einige Male von Amerika und Frankreich aus geschrieben hatte, erhielt ich nie eine Antwort. Mich überraschte das allerdings nicht besonders, denn heutzutage ging viel Post verloren.
    Kurz nach Stamford verließen wir die breite Hauptstraße und hielten in Greetham, dem nächsten Platz, soweit ich informiert war, bei Nether Saxham. Ich saß wieder am Steuer.
    „Die Gegend gefällt mir nicht“, stellte Dave sachlich fest. Mir ging es ebenso, und ich hielt meinen Revolver schußbereit.
    Greetham war eine kleine Stadt wie viele andere in England auch, mit weißgekalkten Häusern, die links und rechts der Straße standen, scheinbar so, wie es ihnen gefiel. Vielleicht jedoch war es der Kontrast zwischen dieser typisch englischen Umgebung und den gar nicht englischen Menschen, der uns beide mißtrauisch machte. Uns neugierig und fast feindselig anstarrend gruppierten sie sich in der Nähe, eine Ansammlung wenig Vertrauen erweckender Typen, Männer und Frauen. Und immer mehr kamen, aber keiner sah besser aus als der andere.
    Der Mann drüben an der Mauer hatte das gekräuselte Haar eines Negers, sein Gesicht jedoch leuchtete hellweiß. Zwei noch junge Mädchen schlenderten an uns vorbei und warfen mit auffordernden Blicken um sich, die alles andere als nur kokett wirkten. Eine kleine, fette Frau watschelte in der entgegengesetzten Richtung und rümpfte die Nase. Ob über uns oder die beiden Mädchen, war nicht ersichtlich.
    Alles wirkte wie in einem Film. Wie in einem Zigeunerlager, dachte ich unwillkürlich. Eine Mischung zwischen Soho, Harlan, Neapel und Montmartre.
    Dann geschah etwas, das die Aufmerksamkeit augenblicklich von uns ablenkte. Von vorne her kam ein Ruf, und dann raste eine Pa-Katze auf uns zu, wilde Haken schlagend.
    Der Mann an der Mauer bewegte sich blitzschnell. Etwas Silbernes zischte durch die Luft, dann erfolgte ein schrilles Fauchen, und die Katze lag zuckend im Dreck der Straße. Ein Junge lief hinzu, zog das Wurfmesser aus dem blutenden Körper und rannte zu dem Mann, um ihm das scharfe Instrument zurückzubringen.
    Niemals hätte ich so etwas für möglich gehalten. Wahrhaftig eine resolute Methode, mit den Paggets fertig zu werden. Ein wenig ermutigt von dem Gedanken, die gleichen Feinde zu besitzen, wandte ich mich an den erfolgreichen Messerwerfer:
    „Wie komme ich nach Nether Saxham?“ fragte ich ihn, das Gefühl unterdrückend, welches ein mit Juwelen beladenes Mädchen haben mußte, das sich in Soho nach einer Adresse erkundigt.
    „Fragt ihn“, antwortete der weiße Neger.
    Erst jetzt erblickte ich den Neuankömmling, einen großen breitschultrigen Mann, in dessen Augen so etwas wie gutmütiger Humor funkelte. Er trug ein weißes Baumwollhemd und blaue Hosen.
    Ich fragte

Weitere Kostenlose Bücher