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TS 52: Der Weltraumarzt und die Seuche von Dara

TS 52: Der Weltraumarzt und die Seuche von Dara

Titel: TS 52: Der Weltraumarzt und die Seuche von Dara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Murray Leinster
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verschwunden, wahrscheinlich, weil sie zu ihrer Familie gefahren war oder diesen Korvan aufgesucht hatte. Was war das für ein Mann, der ihr die Flucht ermöglicht hatte?
    Calhoun erkundigte sich vorsichtig bei den Leuten in seiner Umgebung und erfuhr, daß Korvan zwei Entdeckungen gemacht hatte. Seine Arbeiten hatten erst Aufsehen erregt, sich dann aber als nicht besonders wertvoll erwiesen. Korvan hatte den Vorschlag gemacht, den Wert seiner zweiten Entdeckung durch einen Selbstversuch zu beweisen, aber es war nie dazu gekommen. Calhoun war ein nüchterner Denker und hielt nicht viel von heldenmütigen Demonstrationen, die nur zu oft nicht der Sache selbst, sondern lediglich der Befriedigung der persönlichen Eitelkeit dienten. Immerhin hatte der Mann aber Maril geraten, ihrer Heimat für immer den Rücken zu kehren – und das, obwohl sie ihm etwas bedeutet haben mußte.
    Zwei Tage später war Calhoun durch den ungewohnten nagenden Hunger schon so reizbar geworden, daß er keinem Menschen mehr etwas Gutes zutraute. Tagsüber arbeitete er unablässig in den Krankenhäusern und nachts im Raumschiff, wobei er die ständige Anwesenheit der Wachen als sehr lästig empfand. Immer wieder beobachtete er unter dem Mikroskop den Kunststoffwürfel, in dessen Zentrum sich eine Bakterienkultur immer stärker vermehrte.
    Die durch den ungewohnten Hunger verursachten Magenkrämpfe irritierten ihn, aber er wollte keine Sonderstellung beanspruchen und fand sich damit ab.
    Er hatte sich schon eine Sammlung blauer Hautstreifen angelegt, die er verstorbenen Patienten aus den verschiedensten Körperteilen geschnitten hatte. Sorgfältig verglich er die in den Pigmentteilchen gefundenen Bakterien mit den Kulturen, die bei einer Seuche auf dem Planeten Tralee entdeckt worden waren. Nach langer, mühevoller Arbeit am Elektronenmikroskop entdeckte er, daß die beiden Bakterienarten sich glichen. Auch die Tralee-Viren verursachten Spätfolgen, die auf die Nachkommen übertragen wurden.
    Calhoun legte einen Hautstreifen mit lebenden Viren auf den Objektträger und setzte mit einer Pipette eine stark verdünnte Lösung der im Plastikwürfel gezüchteten Kultur hinzu. Erregt beobachtete er die Vorgänge, die sich daraufhin im Bereich der Mikroorganismen abspielten.
    Er fand seine Annahme bestätigt und gähnte zufrieden. Schlagartig überkam ihn die Müdigkeit. Er konnte gerade noch aufstehen und halb betäubt in die Schlafkabine taumeln. Seine Bewacher sahen sich verständnislos an und schüttelten ratlos die Köpfe.
    In dieser Nacht landete das mit steifgefrorenen Rinderkörpern beladene Schiff von Orede. Calhoun wußte noch nichts davon, als Maril am nächsten Morgen wieder auftauchte. Erschrocken starrte er das Mädchen an. Sie hatte tiefe Schatten unter den Augen und schien eine schwere seelische Last zu tragen. Er hatte den Eindruck, daß sie am Leben verzweifelte und jede Hoffnung aufgegeben hatte.
    „Es ist alles in Ordnung“, sagte sie schwach, als Calhoun sich vorsichtig nach ihren Erlebnissen erkundigte. „Ich war bei meiner Familie – und ich habe auch Korvan gesehen. Es ist wirklich nichts.“
    „Sie haben anscheinend nichts gegessen“, sagte Calhoun.
    „Wie konnte ich denn?“ fragte Maril. „Meine kleinen Schwestern sind so unterernährt, daß ich ihnen alles geben mußte. Es gibt natürlich Rationen für alle, aber es reicht nicht aus, was da verteilt wird. Sie sind wie kleine Tiere über die zusätzliche Nahrung hergefallen.“
    Calhoun schwieg. Was sollte er auch sagen? Er hatte selbst die skelettartig abgemagerten, vom Tode gezeichneten Kinder gesehen und konnte sich gut vorstellen, wie Maril zumute sein mußte.
    Der hoffnungslose Unterton in ihrer Stimme wurde noch deutlicher, als sie von ihrer Begegnung mit Korvan berichtete. „Er sagte, ich sei eine Närrin, weil ich zurückgekommen bin.“
    „Möglicherweise hat er sogar recht“, sagte Calhoun.
    „Aber ich mußte doch zurückkommen!“ rief Maril verzweifelt. „Warum soll es ausgerechnet mir bessergehen? Ich schäme mich beinahe, daß es mir so gut gegangen ist. Können Sie sich vorstellen, wie furchtbar es ist, immer nur ans Essen denken zu müssen?“
    „Ich denke, etwas dagegen unternehmen zu können“, antwortete Calhoun. „Dazu benötige ich aber einen Astrogator, wenn möglich sogar zwei.“
    „Das Schiff von Orede ist heute nacht angekommen“, informierte ihn Maril. „Das Schiff ist zum Bersten mit Gefrierfleisch beladen, aber das ist auch nur

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