TS 52: Der Weltraumarzt und die Seuche von Dara
ein Tropfen auf den heißen Stein. Eine Ladung ist nicht genug. Leider können die Jäger nicht mehr nach Orede, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen, entdeckt zu werden. Sie haben einige Gefangene mitgebracht, Bergleute, die nicht schnell genug fliehen konnten. Sie mußten die Leute gefangennehmen.“
„Natürlich!“ pflichtete Calhoun ihr bei. „Sie hatten gar keine andere Wahl. Sie konnten die Leute nicht einfach töten, aber sie durften die Männer auch nicht als lebende Zeugen der Ereignisse zurücklassen. Wahrscheinlich werden die armen Kerle aber jetzt getötet!“
Maril schauderte zusammen. „Nein, das wird nicht geschehen. Die Leute erhalten die gleichen kargen Rationen wie wir und bleiben unter ständiger Bewachung. Sie fürchten sich zu Tode, weil sie glauben, nun selbst krank zu werden. Unsere Leute sehen sich die Gefangenen an und lachen sie aus. Es ist furchtbar!“
„Das ist eine ganz natürliche Reaktion“, sagte Calhoun beruhigend. „Diese Behandlung der Gefangenen ist nicht sehr nett, aber auch nicht sehr gefährlich. Mich interessieren diese Nebenerscheinungen im Augenblick aber nicht besonders. Wie sieht es mit den Astrogatoren aus? Ich brauche die Schiffe für die Ausführung meines Planes.“
Maril blickte ihn verständnislos an, bis Calhoun sie sanft in die andere Kabine zog. Der Posten kümmerte sich nicht um die beiden. Er hatte keine Ahnung, was Calhoun machte, und es interessierte ihn auch nicht sonderlich, solange sich keiner dem Steuerpult näherte.
Als die Tür geschlossen war, änderte Maril schlagartig ihre Haltung. Sie packte Calhoun am Arm und flüsterte erregt: „Die Piloten sind wahrscheinlich schon auf dem Wege hierher. Sie wollen einige Instruktionen haben, um das Schiff besser führen zu können. Sie sind auf der Heimfahrt vom Wege abgekommen und haben viel Zeit verloren. Sie wollen sich informieren und mich dann mitnehmen, weil ich einigermaßen Bescheid weiß.“
„Ich verstehe nicht, was das bedeuten soll“, sagte Calhoun.
„Die Leute sind von Sinnen!“ rief Maril. „Sie wissen, daß uns Gefahr droht und wollen den Gegnern zuvorkommen; deshalb die Eile. Sie werden Gepäck mitbringen – gefährliches Gepäck! Sie wollen den Gegner kampfunfähig machen und zu diesem Zweck auf Weald Verwirrung stiften. Ich fürchte nur, daß es in eine Katastrophe ausarten wird. Sie wollen das Inspektionsschiff nehmen, weil es schnell ist, und weil sie sich damit Weald unbehelligt nähern können.“
Calhoun blickte mißmutig zur Decke. „Das habe ich nun von meiner Menschenfreundlichkeit!“ sagte er ärgerlich. „Ich habe zwar nicht jahrelang Hunger gelitten und bin von keinem Menschen gemieden worden, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, wie den Leuten zumute sein muß. Vielleicht würde ich an ihrer Stelle auch nicht anders handeln. Ich glaube aber nicht, daß alle Probleme auf diese. Weise gelöst werden können. Kein gewaltsamer Weg kann richtig sein.“
Calhoun öffnete die Tür wieder und ging in den Kontrollraum zurück. Nachdenklich blickte er auf sein Laboratorium und sagte: „Ich habe mich mit einem bestimmten Problem beschäftigt. Ich glaube, ich habe es gelöst. Es ist aber noch nicht an der Zeit, darüber zu reden.“
Draußen polterten Schritte über die Stahlplatten des Landegerüsts. Maril drehte sich um und schaute zur Tür. Beide Luftschleusentüren standen weit offen. Vier kräftige junge Männer traten ein. Sie waren weitaus besser ernährt als alle anderen Darianer und machten einen frischen Eindruck. Calhoun kannte den Grund und ahnte, daß diese Männer bereit waren, für ihre Privilegien zu kämpfen.
Einer der Männer stellte sich und die anderen vor. Es war, wie Calhoun richtig vermutet hatte, die Besatzung des Raumschiffes, das die Darianer in ihrer Verzweiflung gebaut hatten, um Fleisch von Orede zu holen. Der Mann erklärte, daß ihm und den anderen navigatorische Erfahrungen fehlten und daß sie von Calhoun unterrichtet werden wollten.
Calhoun nickte und sah sich die Leute dabei genau an. Alle hatten die unverkennbaren Flecke der Blauhäute, einer mehr, der andere weniger. „Ich habe um Ihren Besuch gebeten“, sagte er dann.
Der Sprecher der Gruppe ging darüber hinweg und sagte: „Wir haben den Befehl, uns in der Führung dieses Raumschiffes unterweisen zu lassen. Dieses Schiff ist schneller als unsere Konstruktionen.“
Nach diesen Worten tat Calhoun so, als hätte er sie überhört. „Ich möchte Ihnen einen Plan
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