TS 52: Der Weltraumarzt und die Seuche von Dara
Geschwindigkeit drosseln und neue Berechnungen anstellen.
Als das Ziel zu einer großen, alles überstrahlenden Kugel angewachsen war, wußten die Männer erheblich mehr als zu Beginn der Fahrt, und sie waren stolz auf ihr Wissen. Sie waren Calhoun für seine strenge, aber gerechte Unterweisung dankbar und scheuten sich nicht, ihm diese Dankbarkeit zu zeigen.
Maril hatte die ganze Zeit still zugesehen und aufmerksam alles beobachtet. Sie hatte schon zwei Reisen in Calhouns Schiff hinter sich und konnte deshalb beurteilen, daß Calhouns Anweisungen sich mit seiner eigenen Art der Astronavigation deckten. Sie machte sich nützlich, indem sie den Männern die Mahlzeiten servierte. Die Auswahl war nicht sehr groß, denn der größte Teil des Lebensmittellagers war beschlagnahmt und vor dem Start aus dem Schiff entfernt worden.
Am sechsten Tage der Reise waren die um die leuchtende Sonne kreisenden Planeten zu erkennen. Calhoun ließ seine Schüler noch einmal sehr sorgfältig den Kurs für die letzte Etappe berechnen und wies auf die katastrophalen Folgen einer Fehlberechnung von auch nur einer Bogensekunde hin. Die Männer hatten die Lehren rasch angenommen und kamen alle mit großer Präzision zum gleichen Ergebnis.
Calhoun war zufrieden und sagte: „Sie haben alle die Abschlußprüfung bestanden. Das muß gefeiert werden – leider nur mit Kaffee. Machen Sie uns einen guten Kaffee, Maril!“
Murgatroyd kam sofort aus seinem Versteck hervorgekrochen und machte sich bemerkbar. Während der letzten Tage hatte er sich selten blicken lassen. Das Schiff war überfüllt, denn es war nur für einen Mann und einen Tormal konstruiert worden. Murgatroyd hatte es deshalb vorgezogen, sich in sein bequemes Loch zurückzuziehen, um nicht unter die Stiefel der vielen fremden Menschen zu geraten.
„Keinen Kaffee für Murgatroyd!“ rief Calhoun scherzhaft. „Diese Feier ist nur für Leute, die ernsthaft gearbeitet haben!“
Murgatroyd suchte aber trotzdem seine kleine Tasse und hielt sie hoch. Calhoun beachtete ihn jedoch nicht und wandte sich seinen Schülern zu. „Trinken wir auf den Erfolg! Das ist die letzte Anweisung, die ich Ihnen zu geben habe. Ich glaube, Sie haben alles begriffen und können nun selbständig ein Raumschiff steuern.“
Das ließen sich die Männer nicht zweimal sagen. Sie bewunderten Calhoun, aber sie waren auch stolz auf sich selbst und ihre Leistung.
Calhoun beschloß die günstige Stimmung auszunutzen und setzte langsam seine Tasse ab. „Ich glaube, Sie können mir jetzt auch verraten, was in den Kisten steckt, die Sie mit an Bord gebracht haben. Sie haben mir erklärt, daß sich Ihre Lebensmittelrationen in den Behältern befinden, aber merkwürdigerweise haben Sie diese Rationen in den sechs Tagen unserer Reise nicht angerührt. Ich kann mir vorstellen, was sich wirklich in den Kisten befindet, aber ich möchte es gern von Ihnen bestätigt haben.“
Die vier Männer blickten sich unsicher an, aber antworteten nicht.
„Es gibt verschiedene Möglichkeiten“, drängte Calhoun weiter. „Die Bewohner des Planeten Weald hassen euch und wollen euch ausrotten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß ihr den Leuten zuvorkommen wollt. Eine Verseuchung von Weald mit irgendwelchen Bakterien wird den Leuten schwer zu schaffen machen und ihnen die Lust zu einem Angriff nehmen, nicht wahr?“
Die vier jungen Männer wurden noch unsicherer. Es ist leicht, junge Leute zu Fanatikern zu machen, solange sie keinem anderen Einfluß unterliegen; tauchen aber einmal Zweifel auf, werden sie leicht unsicher. Calhoun hatte sich diesen Umstand zunutze gemacht und das Bewußtsein der vier Männer ganz auf die Beherrschung des Raumschiffes gelenkt. Während der ganzen Fahrt war nicht ein einziges Mal von der bestehenden Feindschaft zwischen Weald und Dara gesprochen worden. Der Planet war ein zufällig gewähltes Ziel, sonst nichts. Mit seiner unvorbereitet kommenden Frage hatte Calhoun die Männer überrumpelt und in die Enge getrieben.
„Da Sie es ohnehin ahnen, können wir es ruhig eingestehen“, sagte einer der Männer, aber er war dabei nicht sehr glücklich. „Wir haben einen Befehl bekommen und werden ihn ausführen.“
„Aber ohne meine Zustimmung“, sagte Calhoun scharf. „Euer Unternehmen wird fehlschlagen! Vergeßt bitte nicht, daß ich erst vor kurzer Zeit auf Weald war und die dortigen Verhältnisse einigermaßen kenne! Die Leute erwarten schon lange einen derartigen Anschlag und haben sich
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