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TS 72: Das Erbe von Hiroshima

TS 72: Das Erbe von Hiroshima

Titel: TS 72: Das Erbe von Hiroshima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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regelmäßigen Abständen auf den Mund, wodurch der ihrer Ansicht nach echte Kriegsruf eines Apachen entstand. Noch ehe der Wagen hielt, war sie aus der Tür herausgesprungen und lief den buntbemalten Indianerboys entgegen, die sich als ihre Vettern-Zwillinge Tom und Jerry entpuppten.
    Die drei Kinder bildeten bald ein unentwirrbares Knäuel miteinander raufender Gestalten, das sich erst dann entwirrte, als Ann zwischen den Beinen ihrer Cousins hindurchschlüpfte und noch zurechtkam, Onkel und Tante vor den Eltern begrüßen zu können.
    „Ich habe heute Geburtstag“, verkündete sie eifrig. „Acht Jahre werde ich alt.“
    „Als ob das schon etwas wäre“, mischte sich Jerry ein, der inzwischen ebenfalls herbeigekommen war. „Ich und Tom sind zusammen schon zwanzig Jahre alt.“
    „Der Esel nennt sich immer zuerst“, ermahnte ihn Mira sanft.
    Jerry hob die Hände, als wolle er sich entschuldigen.
    „Stimmt, ich hatte es vergessen, daß der Esel zuerst genannt wird. Also Tom und ich …“
    Er unterbrach sich mit einem Schrei. Sein Bruder hatte ihm einePfeilspitze hinterlistig in einen gewissen Körperteil gebohrt und rannte, die Rache fürchtend, spornstreichs davon. Jerry folgte ihm mit schrillem Kriegsgebrüll.
    Bob Britten lachte und gab Mira einen Kuß auf die Wange.
    „Die werden sich niemals bessern“, tröstete er sie und grinste Bill listig zu. „Das Blut der Vorfahren steckt in ihnen.“
    „Hältst du Bill für einen wilden Indianer?“ wunderte sich seine Schwägerin. „Ich habe nie etwas davon bemerkt.“
    Bill stemmte seine Brust heraus und schob Mira wie eine leichte Puppe beiseite.
    „Wenn ich böse werde, wiege ich das Doppelte“, behauptete er und stimmte in das allgemeine Gelächter ein. „Seid willkommen auf der Farm, ihr bedauernswerten Stadtmenschen. Es ist alles vorbereitet. – Und dir, liebe Ann, wünschen wir alles Gute zum Geburtstag. Die Torte wartet schon drinnen –“
    Ann rannte ihn fast um, um schnell genug in das Haus zu gelangen. Verdutzt starrte Onkel Bill ihr nach, bis Mira das Rätsel löste.
    „Du hast wohl vergessen, daß die Rangen ihr beim letzten Besuch den Kuchen weggefuttert haben? Dem wollte sie heute sicherlich vorbeugen.“
    Wieder lachten alle. Jeder nahm ein Gepäckstück und brachte es ins Haus. Von irgendwoher aus den Büschen drang ein wehleidiges Gebrüll an ihre Ohren. Jemand mußte eine Tracht Prügel beziehen. Es würde sich niemals herausstellen, wer das war. Wenn man Tom und Jerry fragte und ihnen glaubte, gab es bei den brüderlichen Kämpfen stets zwei Sieger und zwei Besiegte.
    Sie bezogen ihr gewohntes Zimmer und räumten ein, als wollten sie einige Wochen bleiben. Ann würde auf der breiten Couch Platz finden, die in der Ecke unter dem Fenster stand. Sie schlief immer dort, wenn sie auf der Farm weilte. Mit ihren beiden Vettern verband sie eine rauhe aber herzliche Freundschaft, die ihren besonderen Ausdruck darin fand, daß man sich stets und zu allen Gelegenheiten gehörig neckte.
    Diesmal aber kamen die Brüder zu spät. Im Eifer ihrer Rauferei hatten sie Ann vergessen, und als sie schließlich keuchend und zerzaust das Wohnzimmer betraten, ohne Kriegsschmuck natürlich, aber nicht gewaschen, blickte Ann ihnen triumphierend und satt entgegen.
    „Ihr könnt froh sein, daß ich noch etwas von der Torte für euch übrig gelassen habe“, verkündete sie gönnerhaft. „Na, wer hat denn gewonnen?“
    „Ich“, stellte Tom fest.
    „Nein, ich“, behauptete Jerry ebenso sicher.
    „Da ihr beide noch lebt, erkläre ich den Kampf für unentschieden“, sprach Bob Britten als unparteiischer Schiedsrichter das Urteil. „Wie wäre es, wenn ihr euch nun ebenfalls an unseren Tisch setztet? Schließlich hat Ann Geburtstag.“
    Für eine Weile blieb man von den Zwillingen unbelästigt, weil diese ihre hungrigen Mägen zu füllen hatten und für nichts anderes Zeit erübrigten. Tom schob schließlich das letzte Stück Torte mit einiger Mühe in den Mund. Mit einem schnellen Blick stellte er fest, daß keine Beute mehr zu machen sei, stieß seinen Bruder an und versank gleichzeitig mit ihm hinter der Tischplatte. Für Sekunden waren sie unauffindbar, dann tauchten sie neben Anns Stuhl auf.
    „Kommst du mit? Wir zeigen dir auch unsere neue Festung.“
    „Ihr habt eine Festung?“ begeisterte Ann sich. „Wo?“
    „Drüben am Hügel vor dem See. Wir haben sie selbst gebaut.“
    Ann sah Bob Britten an.
    „Darf ich, Dad?“
    Er nickte.
    „Du hast

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