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TS 79: Der Mars-Robinson

TS 79: Der Mars-Robinson

Titel: TS 79: Der Mars-Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
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denn noch?“ Meine Stimme dröhnte furchtbar laut.
    Mein Kollege sah mich mürrisch an. Irgendwo hinter mir war ein Lautsprecher, aus dem jetzt eine Stimme kam:
    „Wer sind Sie? … Wir dürfen keine Luft verschwenden! Vor allem müssen wir sicher sein, daß Sie keine Bazillen mit an Bord bringen. Darum müssen wir jetzt die Druckkammer desinfizieren.“
    „Hol euch der Teufel“, sagte ich, „ich bin ein Mensch wie ihr alle und habe fünfzehn Jahre hier gelebt. Nur ein Bazillus kann euch auf dem Mars etwas anhaben, und den schleppe ich nicht mit mir herum!“
    Ich hatte in einem Atemzug gesprochen, um mir rasch wieder die Maske aufzusetzen. Das war auch nötig, denn nun breitete sich in der Druckkammer der Gestank eines Desinfektionsmittels aus. Man wollte kein Risiko in Kauf nehmen.
    Wir warteten.
    Mein Kollege vollführte Bewegungen wie ein Taucher, der sich anschickte, die Wasseroberfläche zu durchbrechen. Jemand sagte: „Bleiben Sie ruhig stehen, John, es ist alles in Ordnung.“
    Ich setzte meine Maske ab, hustete einige Male und sagte: „Sie würden vielleicht noch verrücktere Bewegungen machen, Gentlemen.“
    Ich drehte mich um und betrachtete die glatte Fläche der Außenluke. Noch heute mußte ich an die Katastrophe in M 76 denken und an alles, was seitdem geschehen war. Ich wünschte, ich hätte mich in der Kammer ein wenig wohler gefühlt. Und warum war dieses Raumschiff nicht schon sechs Monate nach meiner Bruchlandung aufgekreuzt? Warum hatte das fünfzehn Jahre gedauert?
    Ich fühlte einen Griff an meinem Arm. John, wie er genannt wurde, setzte seinen Helm ab. Er war ein dunkler und hagerer junger Mann mit den fanatischen Augen eines Experimentalwissenschaftlers.
    „Sind Sie Engländer?“ fragte er sachlich.
    „Ja.“
    Schweigend musterte er mich eine Weile und sagte dann: „Ihr Land hatte einmal einen berühmten Forscher namens Scott.“
    „Ja, das stimmt“, sagte ich verwundert und wußte noch nicht, worauf er hinaus wollte.
    „Dieser Scott“, fuhr er fort, „wollte zuerst den Südpol erreichen und mußte feststellen, daß Amundsen schon dagewesen war. Darüber hat er sich geärgert. Ist es also ein Wunder, daß wir uns auch ein wenig über Sie ärgern?“
    Ich sagte nichts. Mir war das völlig unwichtig. Ich hätte gern mit ihm getauscht, wenn er nur früher gekommen wäre. Daß sich ein Mensch eine derartige Bagatelle so zu Herzen nehmen konnte!
    Die Innentür wurde geöffnet. Vor mir, flankiert von Männern in einer Art Spezialuniform, stand ein General der U. S. Air Force.
    „Kommen Sie herein“, sagte er knapp, „und herzlichen Glückwunsch.“
    Ich leistete dem Befehl Folge und streckte die rechte Hand aus. „Sie sind der erste Mensch, der ein Raumschiff zum Mars gesteuert und eine glatte Landung gemacht hat. Daß ich hier bin, verdanke ich ausschließlich der Tatsache, daß ich mehr Glück hatte als Verstand.“ Ich blickte von einem zum anderen. „Sie haben das erste Raumschiff gelenkt, das – hoffentlich – wieder in der Lage ist, die Erde anzusteuern.“
     
    Doch zurück zu meinem ersten Kontakt mit den Marsianern. Das Raumschiff, von dem ich gesprochen habe, war noch lange nicht da …
    Im Augenblick wußte ich nicht, wie viele Jahre vergehen und was mir die nächsten Stunden bringen würden. Ich saß in einer Felsenspalte, von der aus ich das Tal überblicken konnte.
    Die Monstren kamen. Ich sah sie zu mir hinaufblinzeln. Die ,Mutter’ mit den Jungen konnte ich nicht erkennen. Ich hatte nurAugen für die hellen Scheinwerferlichter, die sich von Terrasse zu Terrasse höherbewegten.
    Ich war ihnen aufgefallen. Wie Katzen schlichen sich diese gespenstischen Ungeheuer an, verbargen sich hinter Felsvorsprüngen, tauchten plötzlich auf und waren wieder nähergekommen.
    Ich sah sie, beobachtete sie mit angehaltenem Atem und erschrak, wenn ich an die Ausführung meines Plans dachte. Du sitzt viel zu nahe an deiner Glühbirne, sagte ich mir.
    Der Boden unter meinen Füßen zitterte, und ich fühlte den unwiderstehlichen Zwang in mir, einfach davonzurennen.
    Sie sind sehr groß, dachte ich angsterfüllt, so groß wie eine Segeljacht von zehn Tonnen. Welch ein Wahnsinn, an eine engere Fühlungnahme zu denken! Im Vergleich zu den Wesen war ich nicht größer als ein Käfer. Was nützt es, wenn ein Käfer einem Elefanten zublinzelt?
    Ich gab mit meiner Glühbirne verzweifelte Morsezeichen, zweimal lang, zweimal kurz, dann eine Pause; dreimal lang und dann einelange Pause.

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