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TS 82: Geheimagentin der Erde

TS 82: Geheimagentin der Erde

Titel: TS 82: Geheimagentin der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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kannte ihn hier niemand!
    Er blieb stehen und fuhr herum. Aus der Dunkelheit kam ein zerlumpter Bettler, in Dayomar eine alltägliche Erscheinung. Er ging in Fetzen, war mit Schlamm bespritzt, aber bei seinem Lächeln blitzten weiße Zähne. Der Bettler begann zu hüpfen und zu tanzen und stammelte in dem sonderbaren Singsang, wie bei den Bettlern der Stadt üblich:
    „O Ehrenwerter, heute lächelt mir das Glück wie die Sonne, die hervorbricht und die Wolken verscheucht. Euer Ehren wird sich erinnern, denn Euer Gedächtnis ist ebenso wunderbar und vollkommen wie alles andere an Euch, an des Bettlers demütige Schwester Melisma, Tochter von Yull und Mazia, die in Eurem Dienste war. Erbarmen sich Euer Ehren eines Mannes, der im Gewerbe der Bettler sein Glück vergebens suchte und Euch als ein treuer Diener in Eurem Hause dienen möchte.“
    Slee hatte zwei Diener bei sich, und einer von ihnen hob den Stock, um den Bettler zu vertreiben. Slee hielt ihn auf.
    „Der Bruder von Melisma?“ sagte er. „So folgt mir. Ich will sehen, ob ich einen Platz für dich finde. Vielleicht in der Küche.“
    „Euer Ehren sind der gütigste der Menschen“, rief der Bettler und lief mit grotesken Sprüngen hinter Slee her.
     
    *
     
    Slee ließ sich in einen weichen Sessel fallen:
    „Und wie kommen ausgerechnet Sie als Bettler nach Dayomar?“
    „Zu Fuß“, sagte Langenschmidt. „Das war eine ganz verteufelte Geschichte. Ich habe mehr als zwei Monate gebraucht. Wissen Sie etwas von dem Schiff, das in einer Umlaufbahn um den Planeten kreist?“
    Slee fuhr hoch: „Was sagen Sie?“
    „Ja, mein Lieber.“ Langenschmidt setzte sich. „Ein Schiff und kein Gespenst. Als mein Kreuzer im wirklichen Raum auftauchte, haben sie uns abgeknallt. Zum Glück war ich mit Maddalena Santos im Landefahrzeug gerade abgeworfen. Sie schossen noch einmal und rissen mir das halbe Leitwerk ab, vermutlich dachten sie, der Kahn sei futsch. Aber ich brachte es fertig, in die Atmosphäre zu kommen und ihn abzufangen. Maddalena ist irgendwo in der Arktis abgesprungen. Ich hoffe, daß sie zu einem Dorf oder zum nördlichen Heiligtum durchgekommen ist, aber ihre Chance war nicht groß. Haben Sie irgend etwas von ihr gehört? Nein, natürlich nicht, denn sonst wüßten Sie ja auch etwas von dem Schiff.
    Ich ging mit dem angeschossenen Boot auf den Westozean hinunter. Über der Küste stieg ich aus. Es war zum Glück nachts, und das Boot dürften die Leute nur für einen Meteoriten gehalten haben. Ich stahl mir ein paar Kleider zusammen, und seither bettelte ich mich bis hierher durch. Heute morgen bin ich angekommen.“
    Kopfschüttelnd sagte Slee:
    „Unglaubliche Leistung. Aber ein Schiff in einer Umlaufbahn! Das bedeutet ja …“
    „Das bedeutet, daß Ihre schlaue Schießpulver-Theorie kalter Kaffee ist. Dieser Belfeor mit seinem Blitz ist ein Fremder mit einer Strahlpistole. Und wir scheinen wieder einmal einen Fall von Versklavung entdeckt zu haben, wobei die Leute von Carrig gezwungen werden, das radioaktive Material in den Smoking Hills auszubeuten. Oder?“
    Slee stand. „Raumfunkgerät“, sagte er lakonisch.
    In der luftlosen Welt des Stützpunktes war es Nacht, aber Kommandant Brzeska erschien trotzdem sofort auf dem Bildschirm. Als er Gus Langenschmidt sah, wurde er munter:
    „Gus! Mann! Dich hatte ich schon abgeschrieben!“
    „Zu zäh“, grinste Langenschmidt. „Und nun hör mal zu …“
     
    *
     
    Als er fertig war, fügte Slee noch einige Einzelheiten an, die jetzt in einem ganz neuen Licht erschienen. Brzeska nickte sorgenvoll.
    „Da haben wir die Bescherung“, sagte er. „Nun, in dieser Lage können wir wenigstens zur Aktion übergehen. Legal oder illegal, das spielt jetzt keine Rolle mehr. Sie haben einen Kreuzer abgeschossen, und damit sind sie reif. Ich werde auf schnellstem Wege feststellen, woher sie kommen.“
    Langenschmidt meinte: „Vermutlich aus einer Gegend, wo das radioaktive Material knapp ist, und wo sie noch nicht weit genug sind, um Fusionsreaktoren zu bauen, sondern noch auf Kernspaltungsreaktoren angewiesen sind. Zum Beispiel irgendwo in den Cyklopen.“
    „Guter Hinweis“, sagte Brzeska und machte sich eine Notiz. „Sie haben schon Zeit genug gehabt, um ihren Abbau in Gang zu setzen. Wenn sie ein Schiff haben, dann ist bestimmt auch ein zweites da, mit dem sie abwechselnde Transporte fliegen. Wir werden ein bis zwei Monate brauchen, um ihre Herkunft genau zu bestimmen, aber keine Angst. Von jetzt ab hat

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