TS 82: Geheimagentin der Erde
die Sache erste Vorrangstufe. Slee, wie weit haben sie die örtliche Kultur schon auf den Kopf gestellt?“
„Weiß ich nicht genau, denn ohne Agenten in Cafrig – und jetzt ist hier Winter – dauert das alles wochenlang. Aber ich möchte annehmen, daß sie bis jetzt noch in kleinen Etappen vorgehen. Wahrscheinlich haben sie ebensoviel Bestechung wie Zwang angewendet. Aber ich bezweifle, daß es dabei bleiben wird. Denn wenn sie einen Kreuzer abgeschossen haben, wird ihnen wohl auch die Zeit knapp werden, da sie mit irgendeiner Untersuchung rechnen müssen.“
„Sie meinen, Belfeor wird sein Programm beschleunigen, weil er unter Zeitdruck steht. Gut möglich. Entwerfen Sie einen Plan, wie wir die Burschen vom Planeten mit möglichst wenig Kampf herunterbekommen. Es wird nicht leicht sein, aber es muß gehen. Gus, was ist mit dir? Soll ich dich abholen lassen?“
„Meine Mannschaft ist zum Teufel“, sagte Gus grimmig. „Ich bleibe erst einmal hier. Slee kann Hilfe brauchen, und ich habe meine persönliche Rechnung mit diesem Belfeor. Wenn die Sache abgewickelt ist, lasse ich mich pensionieren. Ich bin längst überfällig.“
„Wie du willst“, sagte Brzeska sachlich. „Alles Gute!“
*
Es dauerte nur 27 Tage, bis Brzeska wieder anrief. Er teilte mit: „Gus, deine Vermutung war richtig. Sie sind von den Zyklopen.
Eine Welt voller Banditen, typisch für solche Unternehmungen. Seit anderthalb Jahren wurden sie mit Transporten von hochwertigem Radio-Material beobachtet. Sie behaupteten, große Funde auf einem unbewohnten Planeten gemacht zu haben. Sechs Ladungen haben sie hergebracht, aber das Material nicht auf den Markt geworfen, immer nur kleine Mengen. Seit der ständigen Beobachtung eures Planeten haben wir bereits zwei Flüge beobachtet. Sie scheinen ihre Beute erst einmal irgendwo in der Nähe der Zyklopen zu verstecken. Wahrscheinlich wollen sie sich demnächst dahin zurückziehen und dann ihr Zeug nach und nach verkaufen.“
„Und was sind das für Leute?“ fragte Gus.
„Stehen nicht unter der Regierung der Zyklopen“, funkte Brzeska zurück. „Das ist ein Glück, denn mit den Brüdern hätte es einen Rattenschwanz von Verwicklungen gegeben. Nein, sie sind eine Bande von Abenteurern und machen das Geschäft auf eigene Rechnung. Es muß sich um ungefähr hundert Leute handeln, soviel wir feststellen konnten.“
Slee fragte: „Aber wie sind sie zur Kenntnis dieses Planeten gekommen?“
„Einer von denen in Carrig nennt sich dort Pargetty. Das ist Meard, der vor einiger Zeit als Versager bei uns herausflog. Als wir seine Spur zurückverfolgten, haben wir den größten Teil unserer Informationen bekommen.“
„Habt ihr eine Ahnung, wie sie das Material hochbekommen?“ fragte Langenschmidt. „Darüber zerbreche ich mir nämlich den Kopf. Sie können doch bei hellichtem Tage keine Landungsboote starten.“
„Nein, aber Segelflugzeuge. Die Leute in Carrig sind glänzende Segelflieger, die Technik stammt wahrscheinlich noch von den ersten Zarathustra-Flüchtlingen. Sie fliegen das Zeug zu einem Sammelpunkt in der großen Ost-Wüste, und wenn die Eingeborenen weg sind, landen sie mit den Schiffen und packen ein.“
Der Kommandant lehnte sich im Sessel zurück:
„Und wie steht es dort? Habt ihr einen Plan, wie man Belfeor und seine Leute beseitigt, ohne daß die Eingeborenen eine Einmischung von außen bemerken?“
„Es gibt nur einen Weg“, sagte Gus. „Was wir machen, muß hier so aussehen, als ob die Götter und die Mächte der Natur gegen Belfeor sind. Wir müssen in der Stadt die nötige Unruhe stiften, wenn sie nicht schon da ist. Und außerdem haben wir ja in den Smoking Hills ein paar hübsche, wohlfunktionierende Vulkane.“
14.
Ambrus konnte sich nicht mehr länger Knoles Sohn nennen, denn er hatte sich von seinem Stamm losgesagt. Er hatte die Verachtung deutlich gefühlt, die ihm die Besucher entgegengebracht hatten. Und daher war er wütend, als er die Privaträume des Oberhauptes von Carrig im großen Wachtturm über der Zitadelle betrat.
Mit jedem Tage wurde er unsicherer, ob seine Entscheidung richtig gewesen war. Er hatte sich für besonders klug gehalten, denn schließlich war die Macht von Belfeor und seinen Freunden unvergleichlich. Ihre Wunderwaffen! Die Maschinen, die sie in den Smoking Hills hatten einrichten lassen! Er hatte sich noch nicht einmal schuldig gefühlt, als sich sein Vater, Sir Bavis Knole, seit achtzehn Jahren Oberhaupt von
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