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TS 82: Geheimagentin der Erde

TS 82: Geheimagentin der Erde

Titel: TS 82: Geheimagentin der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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um. Er fragte rauh: „Seid ihr fertig?“
    Sie nickten ängstlich. Sie bemerkten, daß der Herr schlecht gelaunt aussah, und fragten sich, was sie falsch gemacht hätten. Sie verschwanden wie geprügelte Hunde. Sir Bavis stand auf und begann, vor seinem Sohn auf und ab zu schreiten. Er spürte, wie sein Herz weit kräftiger schlug. Ohne Ambrus anzusehen, sagte er:
    „Wir werden Saikmar keinen Glückstrank schicken.“
    Ambrus machte einen halben Schritt vorwärts.
    „Aber Vater, das ist …“
    „Schweig!“
    Ambrus blieb wie versteinert stehen. Sir Bavis sagte, nach den passenden Worten suchend:
    „Mein Sohn, ich bin vielleicht schuld daran, daß du die Götter etwas zu leicht nimmst. Oh, ich bekenne es ganz offen –, ich war in Versuchung, die Geschicke nach meinem Willen einzurichten, nicht nach dem Willen der Götter. Aber das war nichts als eine Selbsttäuschung. Was die Götter wollen, das tun sie, und die Menschen sind nur ihr Werkzeug dazu. Es ist uns jetzt lange Zeit gutgegangen. Aber das war nicht unser Verdienst. Sie, die Götter, haben es zugelassen, es war ihr Geschenk. Und nun ist diese Zeit zu Ende.
    In diesen achtzehn Jahren, mein Sohn, ist dieser König über alle Maßen mächtig geworden. Vielleicht habe ich ihm dabei geholfen. Ohne mich und meine Glückstrünke, die ich alljährlich verschickte, lebte er schon längst nicht mehr. Aber nun ist es an der Zeit, daß wir mit unserer Einmischung aufhören. Er muß sein Schicksal jetzt selbst entscheiden, durch seine Kraft und seine Geschicklichkeit.“
    Aber er sah sofort, daß seine Worte bei Ambrus nicht zündeten, er sah die Rebellion in den Augen seines Sohnes. Ambrus keuchte:
    „Und ausgerechnet dieser weibische Saikmar soll den Stamm Parradil aus dem Palast verdrängen? Das ist doch unmöglich!“
    „Wenn es so kommt, dann muß es eben so kommen“, sagte sein Vater dunkel.
    „Aber es muß doch nicht!“ Ambrus stampfte mit dem Fuß auf. „Bei allen Teufeln! Warum muß ich ausgerechnet im Stamm Parradil geboren sein, der bloß dann regieren darf, wenn die anderen nicht fähig dazu sind!“
    „Du bist wahnsinnig!“ schnappte Sir Bavis. „Du bist machtneidisch! Ich schäme mich für dich. Es gibt viele Menschen, die bei ihrem Tode darum beten, in unserem Stamme wiedergeboren zu werden. Sie bitten die Götter um diese Ehre.“
    „Du kannst das gut sagen, Vater“, widersprach Ambrus. „Aber ich sehe, wie du mir das hohe Amt raubst, das du ja schon achtzehn Jahre innegehabt hast.“
    „Nach der Art, wie du dich benimmst, bist du dazu gar nicht würdig“, erwiderte Sir Bavis.
    Für lange Sekunden war Ambrus sprachlos. Er kniff die Augen zusammen. Er stützte die geballte Faust auf den Tisch, neben dem er stand. Er beugte sich vor:
    „Das sagst du! Aber wie soll ich das Gegenteil beweisen? Soll ich morgen aufsteigen und mit dem König kämpfen? Besser doch, ich bringe ihn um als dieser lächerliche Saikmar!“
    Da aber kehrte die alte, überwältigende Kraft plötzlich in Sir Bavis zurück. Er stürzte auf Ambrus zu und schleuderte seinen Sohn auf den Rücken. Er hatte das nicht mehr getan, seit Ambrus zwölf Jahre alt gewesen war.
    Er trat zurück.
    „Geh!“ sagte er. „Du wirst deinen Mund reinigen, bevor du es wagst, ein Wort zu jemand zu sprechen. Geh und büße für deinen Frevel!“
    Auf einmal schien Ambrus zu begreifen, was er getan hatte. Seine Wut schlug um in Todesangst. Er wagte keine Bewegung mehr gegen seinen Vater. Seine Lippen bewegten sich, aber es kam kein Laut heraus. Wie ein Blinder wankte er zur Tür und verschwand.
    Sir Bavis blieb allein. Er war tief bewegt. Daß sein Sohn es gewagt hatte zu sagen, er wolle gegen den König kämpfen –, er, selbst ein Mitglied des Stammes mit dem Königs- und Priesterzeichen! Wo sollte das hinführen?
     
    *
     
    Sir Bavis hatte einige Minuten sinnend dagestanden, als der oberste Hilfspriester eintrat, um ihm sein Zepter zu bringen und ihm zu sagen, daß der Sonnenuntergang bevorstand. Sir Bavis richtete sich auf und ergriff das Zepter. Er konnte nur hoffen, daß niemand die Worte seines Sohnes mitgehört hatte.
    Er schritt die Wendeltreppe zur Plattform des Wachtturmes hinauf. Von ferne hörte er das Gemurmel der Vornehmen, die schon zu der Versammlung eintrafen, die nach dem Brauch nach Sonnenuntergang zu beginnen hatte. Von seinem hohen Aussichtspunkt blickte er hinab und fand alles in Ordnung: Hilfspriester in ihren Roben, Diener, die Ratsherren, die Mitglieder seines

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