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TS 88: Das Ende der Zeitreise

TS 88: Das Ende der Zeitreise

Titel: TS 88: Das Ende der Zeitreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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Schaltungen vor. Eine grüne Lampe leuchtete auf und meldete die Einsatzbereitschaft des Gyrotrons. Noch einmal überprüfte ich die Instrumentenanzeigen.
    Als das Doppler-Navigationsgerät die vorgeschriebene Höhe anzeigte, gab ich über die Helmfunkanlage eine letzte Warnung durch. Dann legte ich den rot-schwarzen Schalthebel um. Jetzt begannen im Mittelpunkt des Raumschiffes die Schwingkölbchen des Gyrotrons ihre rasend schnelle Präzisionsarbeit. Selbstverständlich sah man das nicht direkt, aber die Instrumente verrieten es – und der Mond!
    Die bleiche, von blauen Schatten übersäte Scheibe, die eben noch den Panoramaschirm des Bugsektors zu drei Vierteln ausgefüllt hatte, glitt rasch nach Backbord hinüber. Ich stellte mein Helmmikrophon auf größere Lautstärke. „Achtung! Kommandant an Besatzung! In sechzig Sekunden erfolgt Zündung Haupttriebwerk. Kurzfristige Beschleunigungsspitze erreicht etwa acht g!“ Es war natürlich in Wahrheit keine Beschleunigung, sondern eine Verzögerung der Fahrt. Doch die Wirkungen waren die gleichen.
    Das Zählwerk tickte unnatürlich laut in der nachfolgenden Stille. Die Sekunden wurden zur Ewigkeit. Der Mond, eben noch über uns, lag jetzt unten, nur noch 40 000 Kilometer entfernt. Das Fadenkreuz des elektronischen Einweisers pendelte aus. Dann tauchte, genau im Mittelpunkt der sich kreuzenden Platinfäden, ein winziger schwarzer Fleck inmitten einer hellen, kreisförmigen Ebene auf.
    Der schwarze Fleck war der Krater Timocharis, vierzig Kilometer im Durchmesser und 2300 Meter tief, die helle Ebene das Mare Imbrium, dessen äußere Randberge schon deutlich erkennbar waren. Ich würde nachher noch eine manuelle Kurskorrektur vornehmen müssen, um das Schiff nicht direkt im Krater zu landen. Timocharis war ein ehemaliger Vulkan und für eine Landung denkbar schlecht geeignet. Die Bodenteller der Teleskopstützen würden keinen Halt auf den erstarrten, teilweise unter meterdickem Staub verborgenen Lavawülsten finden. Es galt, so nahe wie möglich heranzugehen, aber nicht so nahe, daß die Sicherheit bedroht würde.
    Das akustische Signal riß mich aus meinen Überlegungen. Das Ticken des Zeitmessers war verstummt. Ich zündete das Mesonentriebwerk und bemühte mich, die Kontrolle über meinen Körper nicht zu verlieren. Der Andruck von acht g füllte die Glaskörper der Augen mit Blut und drohte das Herz zu einem unförmigen Fleischklumpen zusammenzuquetschen. Mir taten meine Gefährten leid. Ihnen war die Belastung nicht Gewohnheit wie mir, wenn sie ihnen, bis auf Peggy, auch nicht völlig neu war. Doch sie ertrugen es tapfer.
    Nur kurz schoß mir der Gedanke durch den Kopf, was geschehen mochte, wenn ich versagte. Juri war der einzige, der etwas von der Steuerung eines Raumschiffes verstand; aber das würde nur ausreichen, eine gefahrvolle Notlandung auf dem Mond zu schaffen. Er war Mikrobiologe, während mein Beruf der eines Raumkapitäns für große Fahrt war, zu dessen Ausbildung die Erwerbung der Doktortitel für Mesonik, Kybernetik und der Klassischen Atomphysik gehörte.
    Noch vor zwei Jahren wäre es unmöglich gewesen, den Start eines so unvollständig besetzten Schiffes bei der Raumkontrollbehörde durchzusetzen. Aber Not bricht Eisen. Die Manitoba war das einzige Schiff, das man vor dem Zugriff des Mondmooses gerettet hatte – und so ziemlich das kleinste. Deshalb mußte die Sicherheit zugunsten des größtmöglichen Nutzeffektes der Expedition zurückstehen. Und von vier Spezialisten auf exobiologischem Gebiet erwartete man eben einen größeren Nutzeffekt als von nur dreien oder zweien.
    Mit drei Fingern drückte ich auf die Tasten der Korrekturdüsen, beobachtete das Wandern des Fadenkreuzes, und schaltete sie wieder aus. Acht Kilometer Abstand vom Kraterrand mußten genügen. Es war nicht meine erste Landung dort unten, und ich wußte, was uns erwartete. Wir würden auf einer relativ staubarmen Ebene herunterkommen. Von dort war es nur noch ein Katzensprung bis zum eigentlichen Krater.
    Inzwischen befanden wir uns noch achtzig Kilometer über dem Mond. Hier wies die Atmosphäre – sofern sie diesen Namen noch verdiente – etwa die gleiche Dichte wie die der Erde in gleicher Höhe auf, wenn sie im Unterschied zur Erde allerdings nach unten zu nicht mehr dichter wurde. Es genügte jedoch, um die Meteorgefahr etwas abzumildern.
    Der von den Kraftfeldern der Gravitationsdüsen komprimierte und scharf gebündelte Mesonenstrahl war unsichtbar. Dennoch

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