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TS 99: Exil auf Centaurus

TS 99: Exil auf Centaurus

Titel: TS 99: Exil auf Centaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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er also nur schließen, daß sie zu spät erkannt hatten, auf welch erbärmlicher Grundlage ihre Reife ruhte. Sie hatten sich in der jahrelangen Gewohnheit selbst gefangen, in ihren engen, eingezäunten Leben, aus denen es kein Entrinnen gab. Denn das Leben war schon zu weit fortgeschritten, die Gelegenheiten waren dahin, noch ehe man sie wahrgenommen hatte, man befand sich zu lange schon auf dem falschen Weg.
    Sie konnten daher nur bangen, daß in den Kindern so viel Hoffnung, so hoher Idealismus stecke, daß weder Sorgen noch Schicksalsschläge sie brechen würden.
    Michael Wireman atmete tief auf. Er war auf seine Weise dem Übel auf die Spur gekommen. Überrascht und auch erfreut stellte er fest, daß es ihm gelungen war, eine Kette aus durchwegs logischen Gliedern zusammenzustellen.
    Von Kompliziertheit war er zu Klarheit gekommen.
    Nun, dachte er, jeder ist genauso wie ich!
    Er lächelte Mrs. Lemmon warm an und streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Ihnen sehr dankbar, Mrs. Lemmon. Ich heiße Michael Wireman. Sieht aus, als müßten wir uns jetzt gegenseitig helfen.“
     
    *
     
    „Wireman …“, sagte sie nachdenklich. Dann fuhr sie mit den Handrücken zum Mund. „Oh!“
    Offensichtlich hatte sie den Namen erkannt. Sie hatte keine Ahnung, daß er tatsächlich mit jenem Wireman verwandt war, den sie vor fünfundzwanzig Jahren gewählt hatte. Aber in diesem wahren Abenteuer, das sie da erlebte, konnte es keinesfalls ein Zufall sein, denn nach den Regeln ihrer Romane mußte eine Verwandtschaft bestehen.
    Michael Wireman konnte ihre Gedanken natürlich nicht lesen. Er sah lediglich, daß er erkannt worden war, daß sie schwankte und nicht wußte, was sie tun sollte. Er mußte sie ablenken. Gut wäre ja zu wissen, was draußen vorging. Aber wie sollte er Mrs. Lemmon an sich binden, damit sie nicht sofort zum Feind lief, sobald sie aus seinen Augen war?
    „Ach, würden Sie bitte mal hinaufgehen und schauen, ob keine Blutspuren zu Ihrer Tür führen?“ meinte er.
    Er hatte jetzt nicht mehr Recht als vor seinen Überlegungen, frei herumzulaufen, aber wenn die Welt voller Menschen war, die ebenfalls Dinge getan hatten, die sie bereuten, und die trotzdem weiterlebten, dann war er noch nicht bereit aufzugeben.
    Mrs. Lemmon errötete schuldbewußt, verärgert über ihre momentane Unentschlossenheit. „Natürlich“, sagte sie mit entschuldigendem Blick auf seine Bandagen. „Ich bin bald zurück.“ Sie eilte die Kellertreppe hinauf.
    Michael Wireman beobachtete sie und machte sich gar keine Sorgen mehr um ihre Rückkehr. Er wußte, sie würde zurückkommen. Eigentlich war ihm alles gelungen, was er vorgehabt hatte. Obwohl er nicht genau verstand, wieso es so einfach gehen konnte, war doch dankbar, daß es möglich gewesen war. Offensichtlich gab er ihr etwas, wonach sie hungerte, was einen wesentlichen, leeren Teil ihres Lebens ausfüllte.
    Es stimmte ihn traurig, daran zu denken, daß jedes menschliche Wesen so unzufrieden mit allem sein könnte, daß sogar ein Mann in Michael Wiremans Lage willkommen war. Er wäre aber kein Mensch gewesen, hätte er sich zur gleichen Zeit nicht gefreut.
    Aber was nun? Wohin konnte er gehen, und wenn er ging, was sollte aus Mrs. Lemmon werden?
    Sachte schlüpfte er wieder ins Hemd. Er mußte nachdenken und einen für beide Teile zufriedenstellenden Plan formulieren. Aber welche Mittel hatte er?
    Und wohin sollte er gehen? Welche Möglichkeiten gab es noch?
    Er hob kaum den Kopf, als Mrs. Lemmon zurückkam.
    „Alles in Ordnung“, sagte sie atemlos. „War nichts zu sehen.“
    „Danke“, sagte er. „Was machen die Fremden?“
    „Sehen konnte ich nichts“, sagte sie, „aber ich hörte Pfiffe und Menschen die Straßen entlanglaufen. Und eine ganze Anzahl Streifenwagen fuhr mit Sirenengeheul vorbei.“
    Er horchte. „Ja, das kann ich hören“, bestätigte er und bemerkte überrascht, daß sie sofort verärgert dreinschaute, als hätte er ihr einen Verweis gegeben, seine kostbare Zeit nicht mit ohnedies vernehmbaren Vorgängen zu beanspruchen. Aber so deutlich vernehmbar war das nun auch wieder nicht. Das Geräusch war hier unten so schwach zu hören, daß es einem anderweitig beschäftigten Menschen ohne weiteres entgehen konnte.
    Er konnte sie doch nicht ständig mit langen Erklärungen beruhigen. So viel Zeit hatte er nicht. Sie schien ihre Haltung jedoch bald zu bereuen. Offensichtlich sah sie immer nachher ihre eigenen Unzulänglichkeiten ein, sowohl die

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