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Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Titel: Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Maria Koldau
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Ruhe – die Ruhe vor dem Sturm.
    Die sogenannte Minoische Eruption verlief anschließend in vier Phasen. Die erste Phase begann in der Mitte der Caldera, dem ringförmigen, mit Wasser gefüllten Vulkankrater, den die Insel Santorini damals fast gänzlich umschloss. Vermutlich befand sich dort eine kleine Felseninsel im Zentrum. Hier erfolgte der erste Ausbruch. Mit der Eruption einer bis zu 38 Kilometer hohen Säule aus Bimsstein und Asche wurde Santorini an manchen Stellen bis zu 7 Meter von vulkanischem Material bedeckt. Gleichzeitig gelangten große Mengen von Gesteinspartikeln in die Atmosphäre und wurden bis Grönland getragen.
    In der zweiten Phase gelangte Meerwasser durch die Risse, die sich im Gestein aufgetan hatten. Das Aufeinandertreffen des Wassers mit heißen Gasen und geschmolzenem Gestein verursachte gewaltige Explosionen. Rund zwei Kubikkilometer an kleinen Steinen, Asche und großen Gesteinsblöcken verteilten sich in mehreren Schichten auf der ganzen Insel. Die dritte Phase war die heftigste: Pyroklastische Ströme gingen nieder und verwüsteten die Insel. Im Südosten lagerte sich eine bis zu 55 Meter dicke Schicht ab. Erneut drang Wasser in den vulkanischen Krater ein, daraus entstanden wahre Fluten an heißem Schlamm, die über die 400 Meter hohen Kraterwände der Caldera hinaus wortwörtlich überkochten. Enorme Mengen vulkanischen Materials wurden mit dem Schlamm ausgestoßen. Vermutlich brach zu diesem Zeitpunkt der Hohlraum der sich plötzlich leerenden Magmakammer zusammen. Dadurch bildete sich der nördliche Teil der neuen, mit Wasser gefüllten Caldera, die die typische Form der heutigen Insel Santorini ausmacht. Vermutlich wurden in dieser dritten Phase die Tsunamis ausgelöst, die ihre Spuren in der Ägäis und sogar noch an der Küste Israels hinterließen.
    In der vierten Phase des Ausbruchs – manche Forscher sehen sie lediglich als eine Weiterentwicklung der dritten Phase – lagertesich feineres Lavagestein am südlichen und nordöstlichen Außenrand der Inseln ab; teilweise entstand hier zwischen den steil abfallenden Hängen und dem Meer neues, ebenes Land. Im Süden flossen Lahare wieder zurück in die Caldera; möglicherweise brach der Ring der Insel auch erst jetzt zusammen. Letztlich blieb die heutige Insel Santorini mit ihrer halbkreisförmigen Hauptinsel, der nordwestlichen Insel Therasia und der kleinen Felseninsel Aspronisi im Südwesten zurück. In der Mitte der neuen Caldera, wo einst der Gipfel des Santorin-Vulkans gewesen war, wurde nun über mehrere Jahrtausende neues vulkanisches Material nach oben transportiert. Es bildeten sich die Inseln Palea Kameni und Nea Kameni, deren Form sich im Laufe der Jahrhunderte durch Erosion und neue vulkanische Aktivität veränderte.
    Der Santorin-Ausbruch war eine vielfach gestaffelte Katastrophe, die Santorini und die umliegenden Inseln traf, aber auch Auswirkungen auf den Großraum des östlichen Mittelmeers hatte. Ascheregen ging auf die umliegenden Inseln nieder, und das Meer war zu weiten Teilen mit treibendem Bimsstein bedeckt, der sogar bis ins Nildelta trieb. Im Verlauf des Ausbruchs wurden mehrere Tsunamis ausgelöst; sie hatten im Ostmittelmeerraum zweifellos den größten zerstörerischen Effekt. An verschiedenen archäologischen Stätten in der Ägäis haben sich Vulkangestein und Sedimente geradezu chaotisch angehäuft, ein weiteres Indiz für die zerstörerische Gewalt der Tsunamis von Santorin. Mit einer Auflaufhöhe, die an der Küste Israels noch immer 7 Meter betrug, verwüsteten sie im östlichen Mittelmeerraum zahlreiche Küstensiedlungen der späten Bronzezeit. Auf Santorini selbst weisen Sedimentablagerungen auf Tsunamis von 7 bis 12 Metern Auflaufhöhe hin, in den heftigen Phasen des Ausbruchs hat die Wellenhöhe jedoch offenbar über 80 Meter erreicht. Die pyroklastischen Ströme, ab der dritten Phase des Ausbruchs mit dichtem Gesteinsmaterial, gingen an den Außenrändern der Insel ins Meer und verursachten dort Tsunamis, die sich in alle Richtungen ausbreiteten. Das «Überkochen» und der spätere Zusammenbruch der Caldera müssen weitere gewaltige Tsunamis ausgelöst haben; im Inneren des Inselringsdürfte es zudem zu Resonanzeffekten gekommen sein. Nachweisen lassen sich die Tsunamis durch Sedimentablagerungen auf Santorini und an den umliegenden Küsten, vor allem aber auch in den Tiefseebecken des östlichen Mittelmeers, in die beim Durchlaufen des Tsunamis gewaltige Gesteins- und

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