Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
dich selbst?« warf ein anderer ein. Die übrigen bogen sich vor Lachen.
    Conrad schnellte plötzlich empor und rammte seinem Vater den Kopf in den Magen. Der Alte stolperte rückwärts und stieß mit den dort Stehenden zusammen, die sich empört nach ihm umdrehten.
    »Das würde dir wohl gefallen, wenn ich von der Wüste verschlungen würde, was?« Conrad war weiß vor Wut und gerechter Empörung. »Ausgerechnet du – ein Vater, der nie für den Unterhalt seiner Familie gesorgt hat, der seinem Sohn Brot stiehlt, um es gegen Bier einzutauschen, damit er sich bewußtlos saufen kann, bis er wieder ins Gefängnis gesteckt wird! Ich gehe gern in die Wüste, wenn du darauf bestehst; dann kannst du jammern, ohne daß sich jemand um dich sorgt!«
    Sein Vater wollte sich auf ihn stürzen, aber die anderen hielten ihn fest, bis Wächter Gelbay heran war, der seinen Posten vor dem Haus verlassen hatte. Conrad sah ihm unruhig entgegen, denn Gelbay war einer der Saufkumpane seines Vaters, von dem er kein Mitleid zu erwarten hatte.
    »He, was fällt dir ein, dich auf offener Straße mit deinem Vater zu prügeln!« rief Gelbay empört. »Unverschämt! Du bist schon alt genug für das Gefängnis, du Taugenichts, und dorthin werde ich dich auch bringen!«
    »Von mir aus«, meinte Conrad. »Ich mag ohnehin nicht mehr für meinen Vater schuften, damit er sich ständig besaufen kann.«
    »Abführen! Ins Gefängnis mit ihm! Sofort einsperren!« riefen einige der Zuschauer, aber Conrads Vater machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Vielleicht doch lieber nicht«, meinte er und zupfte Gelbay am Ärmel. »Wenn er eingesperrt wird, gibt es in der ganzen Stadt am nächsten Waschtag keine Seife.«
    Oh, dieser alte Heuchler! Conrad warf ihm einen wütenden Blick zu. »Warum gibst du nicht gleich zu, daß du dann kein Geld mehr hättest, um dir Bier zu kaufen?«
    »Genug, genug«, unterbrach ihn Gelbay laut und versetzte ihm mit seinem Stock einen Schlag auf die Schulter. »Verschwinde und sei dem Himmel dafür dankbar, daß du einen Vater hast, der trotz allem noch für dich spricht!«
     
    *
     
    Das Geschrei der Menge dröhnte Conrad noch immer in den Ohren, als er den winzigen Raum betrat, in dem er zusammen mit seinem Vater lebte. Wie erwartet, war das Brot aus dem Schrank verschwunden – wahrscheinlich wieder einmal gegen Bier eingetauscht.
    Er warf den Sack mit Seife in eine Ecke und setzte sich auf sein Bett. Dann stützte er den Kopf in die Hände und dachte nach. Hatte das Leben denn überhaupt noch Sinn?
    Unter seinem Hemd spürte er etwas Hartes und fuhr auf, als er an die Schnitzerei aus Seife dachte. Er griff mit zitternden Händen danach. Wie durch ein Wunder war sie unbeschädigt geblieben.
    Er hatte Idris nicht vor Mallings Haus gesehen, wo sich fast die ganze Stadt versammelt hatte. Da die Mädchen von Lagwich nach Einbruch der Dunkelheit nur selten ohne Begleitung ausgingen, war es durchaus möglich, daß sie zu Hause war.
    Conrad trug seine Arbeit vorsichtig in beiden Händen, bis er die Hintertür des übernächsten Hauses in derselben Straße erreicht hatte. Dort horchte er zunächst eine Weile in der Dunkelheit, um sicherzugehen, daß er nicht Gefahr lief, der Mutter des Mädchens zu begegnen. Conrad war sich nämlich sehr genau darüber im klaren, daß keine Mutter davon begeistert war, wenn ihre Tochter mit einem Seifensieder in Verbindung gebracht wurde. Unter der Schwelle war ein gelber Lichtstreifen sichtbar, und jemand ging in der Küche umher. Eine klare Stimme summte ein Lied – Idris' Stimme. Er klopfte vorsichtig an die Tür.
    »Wer ist da?« rief Idris.
    »Conrad. Bist du allein?«
    Schnelle Schritte näherten sich, dann wurde der Riegel zurückgezogen. »Ja, alle sind zu Mallings Haus gelaufen, um die Fremden anzugaffen. Komm doch herein. Du kannst nicht allzu lange bleiben, aber ... Conrad, du hinkst ja ganz fürchterlich!«
    Er rieb sich das schmerzende Knie und schilderte den Streit mit seinem Vater. Die Augen des Mädchens blitzten zornig.
    »Das ist wirklich schandbar!« meinte sie. »Du bist nicht faul; du arbeitest wie jeder andere, und außer dir kann niemand in Lagwich so gute Seife machen. Dein Vater versäuft deinen Verdienst – und dieser Gelbay sagt, daß du deinem Vater auch noch dankbar sein sollst. Eine ausgesprochene Gemeinheit! Was hast du da in der Hand?«
    »Ich habe es für dich geschnitzt«, sagte Conrad schüchtern und hielt seine Arbeit hoch. »Es ist nur aus Seife, aber ich hoffe,

Weitere Kostenlose Bücher