TTB 102: Die Wächter der Sternstation
Schritte vor und legte die Hände an den Mund.
»Wir sind die Nachkommen der Wartungsmannschaften A bis einschließlich G!« rief er. Seine Stimme zitterte ein wenig. »Wer seid ihr?«
Yanderman antwortete. »Jervis Yanderman aus Esberg und ... äh ... Conrad Lagwich! Ich hoffe, daß wir keinen Fehler gemacht haben, als wir das Ding erlegten!«
Conrad warf ihm einen überraschten Blick zu. Er hatte den Alten kaum verstanden – ganz abgesehen davon, daß er nicht begriff, was der andere gesagt hatte. » Was hat er eben gesagt?« flüsterte er.
Yanderman drehte sich zu ihm um. »Weißt du wirklich nicht ... Oh, natürlich nicht. Das war etwas, das du nur in Trance weißt. Ich werde es dir später erklären.«
»Kommt herunter, damit wir euch begrüßen können«, rief der Alte. »Es ist schon lange her, daß wir jemand aus der Außenwelt gesehen haben!«
»Wie lange ist es her?« fragte Yanderman. Der andere sprach kurz mit seinen Begleitern. Als er antwortete, wollte Conrad seinen Ohren nicht trauen.
»Fast vierhundertundsechzig Jahre, glauben wir!«
Conrad betrachtete die Menschen um den Alten herum und stellte fest, daß sie sich bis auf die etwas eigenartige Kleidung – eine locker sitzende Uniform – kaum von ihm unterschieden. Sie starrten ihn ihrerseits neugierig an, ohne dabei ausgesprochen unhöflich zu wirken. Fast schien es, als hätten sie nur auf diesen Augenblick gewartet – vierhundertundsechzig Jahre lang.
Der Alte verbeugte sich ernst vor Yanderman und hob die Hand. »Hast du etwas von meinem Sohn gehört?« fragte er nach einer Pause.
»Deinem Sohn?« wiederholte Yanderman langsam. »Ist dein Sohn aufgebrochen, um die Wüste zu durchqueren und die Außenwelt zu erreichen? Vor ungefähr zwölf Jahren?«
»Ja.«
»Er ist leider ... gestorben. Die Anstrengung war zu groß. Aber wir sind nur deshalb gekommen, weil wir seine Überreste gefunden haben.« Yanderman nahm instinktiv zu dieser Halbwahrheit Zuflucht.
Der Alte seufzte und stützte sich auf den Arm des Mädchens neben ihm. »Wenigstens ist er nicht umsonst gestorben, weil sein Tod euch hierher gebracht hat«, meinte er. »Aber jetzt zu den Lebenden. Ich bin Maxall – der Chefingenieur, wie man mich nennen würde, wenn wir noch in den alten Zeiten lebten.« Er wies auf den Einäugigen, der ihn begleitete. »Keefe, Vormann der Wartungsmannschaft; meine Enkelin Nestamay und Egrin, der für unsere Hydrokulturen verantwortlich ist.«
Das Mädchen strich sich ihr langes Haar aus der Stirn und lächelte. Conrad spürte, daß seine Knie nachzugeben drohten.
Dieses Gesicht hatte er schon einmal gesehen. Er hatte es aus einem Stück Seife geschnitzt und dabei vergeblich versucht, es Idris' Gesicht ähnlicher zu machen.
Aber er hatte keine Gelegenheit, diesen Gedanken länger nachzuhängen. Nestamay betrachtete ihn interessiert, und er stellte plötzlich fest, daß er im Gegensatz zu diesen schlanken, fast unterernährten Menschen wie ein Riese wirken mußte. Außerdem waren jetzt die Zeiten vorüber, wo er noch ein Seifensieder war, dem jeder »Fauler Conrad« nachschreien durfte. Jetzt war er Conrad, der Erforscher der Wüste, Conrad, der Mann mit den wunderbaren Visionen, Conrad, der die Ungeheuer besiegt hatte!
Nun ... zumindest ein Ungeheuer. Niemand konnte bestreiten, daß er das hier miterlegt hatte.
Das Mädchen lächelte ihn freundlich an. Conrad erwiderte das Lächeln und hoffte nur, daß nicht ein idiotisches Grinsen daraus wurde. Dann beherrschte er sich wieder und versuchte so gelassen wie Yanderman auszusehen.
»Maxall«, sagte Keefe gerade, »wir können nicht bis nach Sonnenuntergang hier draußen bleiben. Außerdem müssen wir uns um die Alarmvorrichtung kümmern, die diesmal versagt hat.«
»Richtig!« stimmte Nestamay zu und sah zum erstenmal wieder ihren Großvater an. »Jetzt brauchst du dir Jaspers Unverschämtheiten nicht mehr länger gefallen zu lassen!«
Der Alte nickte und wandte sich entschuldigend an Yanderman.
»Sie haben recht; wir müssen uns um die Alarmvorrichtung kümmern, die diesmal nicht funktioniert hat, obwohl sie uns sonst vor jedem Ding gewarnt hat. Ihr müßt beide hungrig und durstig sein, und wir stehen jederzeit zur Verfügung, wenn wir dieses Problem gelöst haben. Wollt ihr nicht mitkommen?«
Die übrigen schlossen sich ihnen schweigend an, als sie in Begleitung des Alten und seiner Enkelin auf die Station zugingen. Nestamay gesellte sich zu Conrad.
»Hallo!« sagte sie.
Ȁh ...
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