Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
überprüfen.« Er wandte sich um und ging in den Korridor hinaus und von dort zu seinen Wohnräumen. Er schloß die Tür hinter sich, bevor er die goldene Göttin sah.
    Sie saß an einem kleinen, gedeckten Tisch, der dicht bei den großen, farbig bemalten Fenstern stand. Die Göttin sagte:
    »Setze dich, Ineznio. Ich möchte mit dir über die Hinrichtungen sprechen. Der Polizeiminister hat kurze Zeit zuvor einen Vorschlag gemacht, der mich fasziniert. Ich glaube, ich werde dich demgemäß zur nushirvanischen Front schicken, um einen vorgetäuschten Angriff zu starten, der alle Unzufriedenen beruhigen und einlullen wird. Doch setze dich, mein Lieber; wir wollen die Kampagne über einer Tasse Nir besprechen.«

 
11.
     
    Es dauerte eine Weile, bis sich Holroyd auf die Gegenwart der Göttin und auf ihre Worte umgestellt hatte.
    Sie jetzt zu sehen, bedeutete einen Unterschied. Beim vorigen Mal war er durch die plötzliche, übergangslose Weise, mit der er zu ihr gebracht worden war, bestürzt gewesen. Auch hatte er keine Zeit gehabt, mehr als einen flüchtigen Eindruck von ihr zu gewinnen, bevor sie wieder enteilte. Der allgemeine Eindruck hatte ihn nicht getrogen. Das Kindergesicht, der kleine, feingliedrige Körper, die blauen Augen ... alles war, wie er es in Erinnerung hatte. Anstelle des weißen Negligés trug die Göttin jetzt ein langes Kleid mit Schleppe, von einem tiefen Blau, das der Farbe ihrer Augen entsprach. Der große Unterschied jedoch bestand darin, daß sie zuvor wie eine Traumfigur erschienen war. Jetzt war sie Wirklichkeit. Sie war lebendig, hier, die Göttin Ineznia.
    Ihre Stimme kam sanft: »Setze dich, Ineznio. Du bist seltsam heute morgen. Warum starrst du mich so nachdenklich an?«
    »Ich habe darüber nachgedacht, was du gesagt hast«, hörte sich Holroyd antworten. Er setzte sich zögernd und sah, daß ihn die Frau prüfend betrachtete.
    Das Gefühl einer drohenden Gefahr kam in sein Bewußtsein, als er ihr erneut in die Augen sah. Er dachte: Paß auf, du unglaublicher Narr! Das dort ist keineswegs eine einfache Frau. Der warnende Gedanke brachte ein banges Gefühl der Unruhe.
    »Du möchtest also, daß ich einen Angriff auf Nushirvan vortäusche?« Er konnte nicht fortfahren. Zum erstenmal wurde er sich bewußt, was sie gesagt hatte. Er versank in Schweigen und konnte buchstäblich fühlen, wie sein Gehirn die vielfältigen Möglichkeiten verarbeitete. Schließlich dachte er: Es wäre so einfach.
    Die Göttin erwiderte mit ihrer glockengleichen Stimme: »... werde ich durch Botengänger kundtun, daß du und dein Stab morgen zur Front aufbrechen werden. Alle Tempel werden den Befehl erhalten, ihre Streitkräfte zu deiner Verfügung bereitzustellen und die Unterbringung und Verpflegung der durchmarschierenden Truppen zu organisieren. Das große Zentralvorratslager von Nahrungsmitteln und Munition wird mit jedem verfügbaren Transportmittel zur Front geschafft werden. Der wichtige Punkt bei der Vorbereitung des Angriffs besteht darin, jeden glauben zu machen, daß ein unermeßlich großer Krieg ausgetragen wird, und zur gleichen Zeit sich zu versichern, daß alle bekannten Rebellen der linken Flanke zugeteilt sind, wo sie von den Geächteten leicht abgeschnitten und in den vulkanischen Sümpfen und Gebirgen jener Gegend vernichtet werden können. Doch ich werde dir gleich genauer zeigen, was ich meine ...«
    Holroyd hörte jedes Wort, doch nicht mit ganz klarem Bewußtsein. Ein Schleier persönlicher Empfindungen umhüllte seinen Verstand – Freude, sowohl wie Abneigung von solcher Stärke, daß es schmerzte. Da war ferner eiskalte Wut und daneben das Gefühl des Vergnügens. Dieses kam zuletzt, und es verwandelte sich allmählich in ein Gefühl teuflischer Heiterkeit, als ihm klar wurde, welche Möglichkeiten ihr Plan für ihn bot. Ein falscher Angriff auf Nushirvan. O Diyan, O Kolla, O göttlicher Rad! Ein Angriff auf Nushirvan unter den Auspizien der Göttin; er konnte die Vorbereitungen dazu treffen, ohne sie Verdacht schöpfen zu lassen!
    Der Gedanke verging. Eine schlanke, weiße Hand mit einem ausgestreckten Zeigefinger kam über den Tisch auf seinen Kopf zu. »Komm mit mir«, lockte die Stimme der Göttin, »und ich werde dir alles zeigen.« Der Finger schwebte dicht vor seiner Stirn. »Halte den Kopf still und komm mit mir.«
    Holroyd unterdrückte den plötzlichen Impuls, zurückzuschrecken, obwohl er nicht zu sagen vermochte, wovor. Er hatte Zeit für den bitteren Gedanken, daß er

Weitere Kostenlose Bücher