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TTB 104: 200 Millionen Jahre später

TTB 104: 200 Millionen Jahre später

Titel: TTB 104: 200 Millionen Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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der Tatsache, es hier mit einer Göttin zu tun zu haben, doch zu wenig Bedeutung beigemessen hatte, einer Göttin, die im Besitz solch unvorstellbarer Kräfte war, daß selbst L'Onee, die es verstanden hatte, das Gewebe der Zeit zu durchdringen, vor ihr zitterte. Dann berührte der Finger seine Stirn.
    Komm mit mir!
    Nichts geschah. Die Göttin blickte ihn an, und langsam zog sich ihre Stirn in Falten. »Das ist eigenartig«, sagte sie. »Ich spüre Widerst ...« Sie brach mitten im Wort ab. Dann lehnte sie sich zurück und sah ihn mit offenem Erstaunen an.
    Holroyd fand seine Stimme wieder. »Was ist los?«
    »Nichts, nichts.« Sie schüttelte ungeduldig den Kopf; es schien, als ob sie sich mit Gewalt etwas einzureden versuchte.
    Holroyd wartete. Es war nicht klar, was sie erwartet hatte. Doch bestand kein Zweifel daran, warum nichts geschehen war. So schwach auch die Kräfte Ptaths sein mochten, tief im Inneren Holroyds, wo sie komprimiert lagen, war doch diese innige Kombination von Mensch und Gott nicht mehr völlig als menschlich anzusehen. Was sie, die Göttin, auch immer beabsichtigte, als sie ihm befahl, mit ihr zu kommen – die Kräfte, die sie dazu anwendete, hatten wohl für Holroyd gereicht, nicht jedoch für Ptath, den Gott. Er stand kurz davor, entdeckt zu werden. Er fühlte eine kurze Hitzewelle; dann kam Ruhe und eiskalte Überlegenheit.
    »Ineznio, was hast du getan, seitdem ich dich zum letztenmal gesehen habe?«
    Die Worte wurden in scharfem Tonfall gesprochen. Ihre Augen glitzerten ihn in feuriger Intensität an. Es war nicht leicht, sie anzublicken. Ihr Gesicht schien von einer Lichtwolke umgeben zu sein, die pulsierte und strahlte.
    »Seitdem du mich zum letztenmal gesehen hast!« echote Holroyd, und seine Stimme klang so kühl und gelassen, daß ihn ein leichter Schauer überlief. »Laß mich nachdenken. Zuerst«, begann er, »bin ich in den Garten hinausgegangen. Als ich zurückkam, fand ich Mirow vor, der auf mich wartete. Ich ging mit ihm, um den Schatz des Zards zu überprüfen. Dann ...«
    Er brach ab. Ihre Augen hatten sich erneut verändert. Sie waren runde, himmelblaue Teiche, die sich wie unter einem plötzlich bewölkten Himmel verdunkelt hatten, jedoch in ihrer Tiefe ein Spiel elektrisch-blauer Funken zeigten. Und diese Augen starrten jetzt nicht mehr auf sein Gesicht, sondern auf seine Hand. Auf seine linke Hand.
    »Wer hat dir das dort gegeben?« fragte sie schneidend. »Den Ring!«
    »Der Ring?« entgegnete Holroyd. Er sah das dumpfleuchtende Schmuckstück einen Moment lang an, zu verblüfft, um Worte zu finden. Dann sagte er: »Aber, es ist doch nur ...«
    »Wer hat ihn dir gegeben?« schrie sie. Ihr Gesicht war wutverzerrt. »Wer? Wer?«
    »Aber Ineznia!« sagte Holroyd sanft. Sein Erstaunen ließ nach, je mehr sie sich ereiferte. Mit Verwunderung stellte er fest, daß er die Situation fest in der Hand hatte. Seine Neugier war echt, als er sie forschend anblickte. »Es ist im Grunde ganz einfach«, fuhr er fort und überlegte gleichzeitig, daß Holroyd allein niemals derart ruhig, gelassen und fast fanatisch ernsthaft geblieben wäre, angesichts ihres dämonischen Anfalls. »Ich war im Begriff, zu Mirow hinauszugehen«, erklärte er, »als er mich daran erinnerte, daß ich meinen Siegelring nicht am Finger trug. In der Eile muß ich dann den falschen erwischt haben.«
    Es klang glaubwürdig. Der Ring mußte sich in dem anderen Raum befunden haben, aus dem die hagere Frau die Formulare geholt hatte. Es schien jedoch eigenartig, daß ein solch gefährlicher Ring unter Prinz Ineznios Obhut gestanden hatte. Er bemerkte, daß sich die außerordentlich ausdrucksvollen Augen erneut veränderten. Noch immer strahlend blau, blickten sie jetzt stetig. Genauso abnormal stetig, wie er selbst sich verhielt. Und ihre Stimme, die schließlich erklang, war ruhig und ernst:
    »Ich muß dich bitten, mir zu vergeben, Ineznio. Es sind Kräfte am Werk, über die ich dich noch nicht informiert habe, und ich bin kürzlich von ihnen in einer Sache von großer Wichtigkeit gehindert worden. Lege den Ring ab, dann werde ich dich auf eine Reise des Geistes nehmen. Danach ...« Sie lächelte ein erstaunlich zärtliches Lächeln. »Danach werde ich mich so von dir verabschieden, wie es sich für zwei Liebende gehört. Doch zunächst bringe den Ring zurück – dorthin, wo du ihn geholt hast.«
    Holroyd ging langsam in den angrenzenden Raum, aus dem die hagere Frau den Ring gebracht hatte. In ihm angelangt,

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