TTB 107: Gefängnis im All
Fielding, würde ich gern Ihren Bericht hören.«
Als die Psychologin jedoch zu sprechen begann, hörte Warren ihr nur mit halber Aufmerksamkeit zu. Er hatte die selbstgerechten, reuelosen Mienen von Kelso und Sloan gesehen. Sie wußten genau, daß er keine strengen Maßnahmen gegen einen für den Erfolg der Flucht so wichtigen Offizier wie den Ausbildungschef ergreifen konnte. Hutton – und in geringerem Maß auch Hynds – hatte Verlegenheit und Mißbilligung gegenüber seinem Verhalten gezeigt, das wie Schwäche wirken konnte.
Es wäre schön gewesen, dachte Warren bedauernd, wenn nun, da das Unternehmen so gut voranging, keine internen Spannungen mehr aufgetreten wären. Fielding, Hutton und Hynds waren im Grunde genommen leicht zu leiten, während Kelso fast unmerklich am Zügel geführt werden mußte. Sloan dagegen konnte überhaupt nicht beeinflußt werden. Wie eine Rakete ohne Lenksystem stürmte er rücksichtslos weiter in die ursprünglich eingestellte Richtung.
»Um noch einmal zusammenzufassen«, beendete Fielding ihren Bericht. »Es gibt genügend Nicht-Komitee-Personal, das gegenwärtig hinter Ihnen steht, um alle notwendige Hilfe für die Flucht zu leisten. Es existiert auch eine kleine, ständig wachsende Opposition, aber ich glaube kaum, daß sie uns ernstlich behindern kann, vorausgesetzt, wir geben ihnen kein Material, um die Leute gegen uns aufzuhetzen.« – Sie blickte dabei nicht etwa auf Sloan, aber das war auch nicht nötig. – »Gleichzeitig kann die Begeisterung, die wir bereits für die Flucht geweckt haben, nachlassen, wenn wir sie nicht nähren. Es könnte das Interesse und die Unterstützung aufrechterhalten, wenn bekannt würde, wo und wann die Flucht stattfinden wird.«
Ein gebrochener Kiefer, dachte Warren, als Fielding sich setzte, konnte für eine längere Zeit sehr schmerzhaft sein, besonders bei einem Mann an die Sechzig, denn in diesem Alter ging der Heilungsprozeß nur langsam voran. Da er Ruth kannte, vermutete er, daß mehr die Ärztin als die Psychologin über den Vorfall erbost war, und auch in ihm stieg wieder der Zorn hoch.
»Es scheint, daß Sie alle diese Information benötigen und ohne sie nicht viel weiter kommen«, sagte er kurz. »Nun, ich werde sie Ihnen geben – heute in zehn Tagen in Huttons Berg. Vorher möchte ich noch einiges erledigen – Sie werden rechtzeitig Einzelheiten erfahren. Jetzt können Sie gehen – alle außer Major Fielding und Major Sloan. Ich möchte mit Ihnen beiden sprechen.
Getrennt«, fügte er hinzu.
12
»Ich möchte nicht, daß die Opposition die Komitee-Männer für eine Horde von Raufbolden hält, und der Vorfall mit Sloan könnte ihnen leicht diesen Eindruck vermitteln. Darum möchte ich gern eine Idee durchsetzen, die ich seit einiger Zeit habe«, erklärte Warren Ruth Fielding. »Der neue Kontinent ist ein Segelflieger-Paradies mit Bergen, Seen und günstigen Aufwinden. Die Bevölkerung ist weit verstreut und seit den zahlreichen Eheschließungen im letzten Jahr ist da noch das Problem der Babys. Indem wir nun mit den neuentwickelten Segelflugzeugen innerhalb von Stunden einen Arzt dorthin schicken können, wo er am dringendsten gebraucht wird, könnte man dem vielleicht etwas abhelfen.
Wir werden natürlich noch viel mehr Segelflugzeuge bauen müssen«, fuhr er fort. »Aber wenn wir für rasche ärztliche Hilfe sorgen, während wir mit dem Fluchtprojekt beschäftigt sind, sollte das auf die Nicht-Komitee-Leute doch einen guten Eindruck machen und den unerfreulichen, der durch den Sloan-Vorfall verursacht wurde, etwas verwischen, meinen Sie nicht?«
»Es wird ganz bestimmt auf die werdenden Mütter einen guten Eindruck machen, Sir«, erwiderte Fielding in merkwürdig neutralem Ton.
Warren blickte sie einen Augenblick scharf an. »Glauben Sie es oder nicht«, sagte er dann ruhig, »aber ich hatte auch an Sie gedacht.«
Ruth Fielding lächelte plötzlich, und Warren erwiderte ihr Lächeln. Dann gab er ihr Anweisung, einiges Material über Bug-Psychologie zu beschaffen, das er benötigte, um es per Segelflugzeug zu Huttons Berg zu bringen. Er erwartete, bis dahin selbst dort zu sein, und dann konnten sie das Material zusammen durcharbeiten.
Als Fielding ging, schickte er nach Sloan.
Es gab jedoch nicht viel, das er dem Major hätte sagen können, außer ihn für sein Verhalten während der Übung zu belobigen und sein späteres Verhalten zu bedauern. Während er sprach, sah Warren den Regen und den Matsch, die
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