TTB 113: Planet zu verkaufen
tun gehabt hatten, nicht verdammen, denn nichts klang so unwahrscheinlich wie die Geschichte von einem zottigen Hund, der sprechen konnte. Wenn man es genau betrachtete, war es nicht weniger unwahrscheinlich als die Tatsache, daß ein Haufen Bowlingkugeln dabei war, die Erde zu kassieren.
Wenn die Drohung blutrünstig oder eindrucksvoll gewesen wäre, würde man sie leichter begriffen haben. Aber im Augenblick war sie weder das eine noch das andere – und gerade deswegen noch tödlicher.
Der Feind konnte sich überall verbergen. Er konnte offensichtlich in beschränktem Umfang zukünftige Ereignisse voraussehen. Er arbeitete im verborgenen und würde so lange seine Tarnung beibehalten, so lange es möglich war. War es möglich, fragte ich mich, daß die Menschheit ausgelöscht wurde, ohne zu wissen, was ihren Tod verursacht hatte?
Und ich? fragte ich mich, was tat ich?
Wäre es nicht das einzig Richtige gewesen, ihnen ihr Geld ins Gesicht zu schleudern und ihnen in offenem Widerstand entgegenzutreten? Vielleicht – aber ich war in jenem Augenblick vor Angst so betäubt gewesen, daß es mir nicht möglich gewesen war, so etwas zu unternehmen.
Erstaunt erkannte ich, daß ich vom Gegner immer in der Mehrzahl dachte, nicht er, sie, oder Atwood, oder das Mädchen ohne Namen.
Ich faltete die Zeitung zusammen, legte sie auf den Sitz neben mir und glitt hinter das Lenkrad.
Dies war nicht die Zeit der großen Helden. Es war die Zeit, in der ein Mensch tat, was er konnte, ohne Rücksicht darauf, wie er es tat. Wenn es mir gelänge, durch Vortäuschen einer Zusammenarbeit wichtige Hinweise zu erhalten, die der Menschheit helfen würden, dann war es eben das, was ich tun konnte und mußte. Und wenn es jemals dazu kam, daß ich die Propaganda der Fremden schreiben mußte, könnte es ihnen dann vielleicht nicht entgehen, daß ich sie so schrieb, wie sie es nicht beabsichtigten; daß es ihnen nicht auffiel, doch den menschlichen Lesern die Tatsachen kristallklar vor Augen führen würde?
Ich startete den Motor, legte den Gang ein und reihte den Wagen in den Verkehrsstrom ein. Es war ein guter Wagen, der beste, den ich jemals gefahren hatte. Trotz seiner Herkunft überkam mich ein stolzes Gefühl, als ich ihn lenkte.
Vor dem Motel stand noch immer Quinns Wagen und daneben noch zwei andere. Bald würde auch dieses Motel überfüllt sein. Leute würden vorfahren und andere Leute fragen, ob man hier übernachten könne. Und diese würden antworten: ›Nimm ein Brecheisen oder einen Hammer!‹ und ihnen dann vielleicht selber helfen, einzubrechen. Zumindest für diesen Augenblick würden die Menschen zusammenhalten und sich gegenseitig helfen. Aber später würden sie auseinanderfallen und ihrer eigenen Wege gehen. Noch später vielleicht würden sie wieder zusammenfinden und erkennen, daß die menschliche Stärke in gemeinsamem Handeln lag.
Als ich aus dem Wagen stieg, kam Quinn aus seinem Apartment und schritt zu mir herüber.
»Haben Sie einen neuen Wagen?« fragte er.
»Er gehört einem Freund von mir«, log ich. »Haben Sie gut geschlafen?«
Er grinste. »Seit Wochen zum erstenmal wieder gut. Und meine Frau ist glücklich. Es ist natürlich nicht ideal, aber das Beste seit langer Zeit.«
»Haben Sie schon gesehen, daß wir Nachbarn haben?«
Er nickte. »Sie kamen und fragten, und ich habe ihnen alles erzählt. Ich habe auch Ihren Rat beherzigt und eine Waffe gekauft. Ich fühle mich zwar ein wenig lächerlich, aber es schadet ja nichts, wenn ich eine Waffe besitze. Ich wollte ein Gewehr, konnte aber nur eine Schrotflinte bekommen. Tut’s ja auch, glaube ich.«
»Sie bekamen nichts anderes?« fragte ich.
»Ich ging in drei Geschäfte, aber alle waren ausverkauft. Das vierte hatte noch die Schrotflinte. Deshalb kaufte ich sie.«
Es wurden also Waffen gekauft, überlegte ich. Vielleicht würde es bald keine mehr geben. Furchtsame Menschen fühlten sich sicherer, wenn sie eine Waffe bei der Hand hatten.
»Eine komische Sache ist passiert«, sagte Quinn. »Ich habe meiner Frau noch nichts davon erzählt, damit sie sich nicht aufregt. Ich fuhr einkaufen, und auf dem Rückweg sah ich bei unserem Haus vorbei … ich meine das Haus, das wir verkauft haben. Es war das erste Mal seit unserem Auszug, daß ich vorbeifuhr. Ich blieb stehen und sah, daß es vollkommen leer stand, so wie wir es verlassen hatten. Selbst in dieser kurzen Zeitspanne hatte es schon ein schäbiges Aussehen angenommen. Vor einem Monat hat man uns
Weitere Kostenlose Bücher