TTB 118: Die schlafende Welt
seiner Aufregung brach er beinahe den Schlüssel ab, doch dann fegte er mit durchdrehenden Rädern auf die Straße hinaus. Er lenkte nach links hinüber und schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
Der Zeiger des Geschwindigkeitsmessers stand auf hundertzwanzig, als er die Straßensperre sah – zwei Panzerwagen, die quer über der Fahrbahn standen und mit Soldaten geradezu gespickt waren. Er trat auf die Bremse, und das Kreischen der gequälten Reifen klang wie der Entsetzensschrei eines Menschen. Der Wagen kam heftig ins Schleudern und hinterließ zwei schwarze Gummispuren, Funken und eine kleine Rauchwolke. Zwei Blocks vor der Sperre wirbelte Rierson das Steuerrad herum und bog links in eine Nebenstraße ein.
Er schaffte die Kurve nicht ganz; die Räder holperten über die gegenüberliegende Bordsteinkante. Der Wagen schleuderte in die neue Richtung.
Und kam abrupt zum Stillstand, halb seitwärts herumgerissen.
Kaum zweihundert Meter entfernt war eine zweite Straßensperre.
Er warf den Rückwärtsgang ein, und erneut protestierten die Reifen, als er auf die Kreuzung zurücksetzte.
Rechts kamen Soldaten von der ersten Straßensperre herbeigerannt und begannen zu feuern, als er wieder auftauchte.
Unmittelbar vor ihm drehten sich drohend die Geschütze der Panzerwagen, um ihn unter Feuer zu nehmen.
Von links näherte sich ein leichter Panzer.
Rierson riß den Wagen herum, als die ersten Energieschüsse zischten. Die Kanonentürme der Panzerwagen folgten seiner Bewegung. Rierson biß die Zähne zusammen und wirbelte das Steuer nach links, holperte auf den Bürgersteig und ließ den Wagen an der Hauswand entlangscheuern. Ein weißer Blitz fegte die Straße entlang, eine ohrenbetäubende Explosion ließ die Luft erzittern. Wo er eben noch gefahren war, breitete sich ein schwarzer Krater aus.
Er rutschte nach rechts hinüber und glitt zur Tür hinaus. Ehe er um den Wagen herumlief, gab er drei schnelle Schüsse ab. Zwei Soldaten sanken zu Boden. Das trotzige Knallen seines Gewehres inmitten all des Kampflärms schien die Angreifer zu verwirren, und er gelangte unbeschadet in eine Türöffnung. Die Tür war offen; ein Energieschuß hatte das Schloß zerschmolzen. Plötzlich durchschaute Rierson das Manöver. Er wußte, warum man ihn langsam nach Baxter und in diese Straße getrieben hatte.
Er zog die Pistole, duckte sich, rammte durch die Tür und landete flach auf dem Boden.
Hellblaues Licht blendete ihn, als der Energieschuß über ihn hinwegblitzte. Er warf sich herum und schoß in die Dämmerung. Es folgte ein erstickter Schrei.
Rierson wartete einen Augenblick, ehe er sich aufrichtete. Er befand sich in einem Farbengeschäft. Hinter dem Ladentisch lag ein toter Llralaner, Rierson nahm die Energiewaffe des Gefallenen an sich und trat durch einen Vorhang. Hinter dem Geschäft verlief eine Ladenstraße, die an beiden Enden von Llralanern besetzt war. Auf der gegenüberliegenden Seite ragte ein gewaltiges Lagerhaus auf. Er huschte hinüber und betrat die Laderampe des Gebäudes. Auch hier waren alle Türen unverschlossen.
Er saß noch immer in der Falle.
Vorsichtig drang er in das Gebäude ein und rechnete jeden Augenblick mit einem Angriff. Doch nichts geschah. Er nahm sich nicht die Zeit, über sein Glück nachzudenken, sondern wanderte durch das Verpackungslager in einen Möbelausstellungsraum. Ein kleines Fenster gestattete ihm einen Blick auf eine ziemlich breite Straße mit geparkten Autos und einer noch funktionierenden Verkehrsampel.
Er wandte sich nach links, jeden Augenblick auf einen Angriff gefaßt, und stieß auf eine stillstehende Rolltreppe zum Obergeschoß. Oben näherte er sich einem Fenster, das mit einer Lamellenblende versehen war, und blickte hinaus.
Zu beiden Seiten der Türen, flach an die Hauswand gepreßt, hinter Ecken und Autos, wartete etwa ein Dutzend Soldaten auf sein Erscheinen.
Er wandte sich um und überblickte den Raum, in dem er sich befand. Überall standen Möbelstücke. Die eine Tür war als Zugang zum Dach gekennzeichnet.
Einer der Llralaner schien die Fenster beobachtet und eine Bewegung bemerkt zu haben, denn er verließ seinen Posten, hob das Gewehr und zielte sorgfältig. Rierson preßte sich gegen die Wand.
Das Fenster wölbte sich mit einem saugenden Geräusch nach innen und überschwemmte den schönen Teppich mit geschwärzten Glassplittern.
Aus seiner Deckung konnte Rierson die Soldaten unmittelbar unter sich nicht mehr sehen, doch er bemerkte zwei Llralaner,
Weitere Kostenlose Bücher