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TTB 118: Die schlafende Welt

TTB 118: Die schlafende Welt

Titel: TTB 118: Die schlafende Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Burkett jr.
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die Haussuchungen – wenn er all dies meinte, dann konnte er es behalten. Als Jurist, als ein Mensch, der an das Recht glaubte, würde Rierson sich niemals in ein solches System einfinden können. Er würde eher sterben.
    »IHRE FÜNF MINUTEN SIND UM«, sagte Zowal.
    Aus seiner improvisierten Festung konnte Rierson die Fenster, die verbarrikadierte Rolltreppe, die Treppe zum Dach und die Tür zum Nachbarraum übersehen. An sich war es ein vorzüglicher Platz für ein tapferes letztes Gefecht.
    Er fühlte sich jedoch alles andere als tapfer.
    Ein Schatten näherte sich den Fenster. Energieschüsse zischten durch den Raum, suchten nach ihm. Rierson preßte sich gegen den Fußboden. An der improvisierten Treppenbarriere schien sich jemand zu schaffen zu machen, und aus dem Nebenraum tönten leise Schritte.
    »ICH GEBE IHNEN EINE LETZTE CHANCE! ERGEBEN SIE SICH SOFORT!« Pause. »NUN GUT, WENN SIE ES SO WOLLEN …!«
    Die Waffe war feucht in seiner Hand. Der Flugwagen schoß erneut am Fenster vorbei, und eine neue Salve riß die letzten Vorhangfetzen zur Seite. Überrascht stellte er fest, daß es bereits Mittag war.
    Und er wußte, daß er den Abend nicht erleben würde.

 
10
     
    »Du«, sagte Donovan im Gesprächston, »siehst aus wie ein Mann, dessen Vorfahren Soldaten gewesen sind.« Der Wächter, der ihm das Essen gebracht hatte, blickte verständnislos auf. Er trug eine Energiewaffe und sah so aus, als wüßte er damit umzugehen. Aber damit waren seine Fähigkeiten anscheinend bereits zu Ende. Er konnte zielen und die Waffe abfeuern – doch das vermochte ein Kampfroboter ebensogut. In dem, was denMenschen von der Maschine unterscheidet, war er nicht eben der Beste.
    »Was ist?« fragte der Mann.
    »Nun, ich wette, du hast eine Menge Verwandte in der Armee.«
    »Stimmt«, sagte der Soldat.
    »Aber keiner ist so gewieft wie du, was?«
    Der Llralaner lächelte geschmeichelt. »Aber nein, sie sind alle besser als ich.«
    »Du bist nur bescheiden«, beharrte Donovan. »Warum bist du sonst für diese gefährliche Mission ausgewählt worden, während deine Verwandten zu Hause bleiben mußten. Sie sind doch zu Hause geblieben, oder?«
    »Nein – ich habe einen Bruder und zwei Neffen in der Flotte, hier auf Terra.«
    Donovan verzog mitfühlend das Gesicht. »Das ist bedauerlich – verdammt traurig«, sagte er.
    »Wirklich?« Die Augen des anderen wurden rund, und Donovan geriet in Fahrt.
    »Ja, wirklich. Aber wenn ich es dir erzähle, wirst du sie warnen wollen, und das würden deine Vorgesetzten nicht gern sehen.«
    »Sie müssen es mir sagen!«
    Donovan schaute zur Decke und sagte: »Nun denn. Diese Verwandten von dir – sie arbeiten doch nicht etwa außerhalb der Schiffe?« Seine Stimme hatte einen unheilverkündenden Ton angenommen.
    Der Wächter schluckte schwer. Er war völlig konsterniert und zitterte vor Erregung.
    »Dann sind sie zum Tode verdammt!«
    »Verdammt?« Die Stimme des Llralaners war kaum mehr als ein Flüstern. »Aber was haben sie getan?«
    »Sie selbst haben gar nichts getan. Das Verhängnis geht allein auf eure Führer zurück. Sie allein tragen die Schuld daran, und ich bin der Meinung, daß gerade sie die Strafe verdient hätten und nicht ihr unschuldigen Soldaten. Aber mein Einfluß auf die Strafenden ist nicht sehr groß – ich lebe ja immer noch in meinem sterblichen Körper …«
    »Die Strafenden?«
    »Du weißt doch – die Geister der Toten. Hat dir dein Commander nichts davon gesagt?«
    Der Wächter verneinte.
    »Dann habe ich bereits viel zuviel gesagt. Dann hat er euch Großvater verschweigen wollen. Vielleicht hofft er, seiner Rache durch Gleichgültigkeit entgehen zu können. Das ist dumm, dennGroßvater läßt sich nicht täuschen. Aber wie kämpft man gegen ein blutrünstiges Phantom?«
    »Man zerstrahlt es!« Die Hände des Soldaten zuckten zur Waffe.
    »Aber du kannst doch nicht auf etwas zielen, was du nicht siehst. Und Großvater steht vielleicht in diesem Augenblick hinter dir und bläst dir seinen Atem in den Nacken – und du würdest es erst merken, wenn … sssk! « Und er fuhr sich mit dem Finger quer über den Hals.
    Der Soldat machte einen erschreckten Schritt rückwärts und stammelte: »Aber ich habe doch gar nichts getan!«
    Irgendwo draußen auf dem Gang knallte eine Zellentür, und ein markerschütternder Schrei gellte durch das Gewölbe. Donovan fuhr erschreckt hoch, der Soldat wirbelte geduckt herum. Schwere Schritte, von einem schleifenden Geräusch

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