TTB 118: Die schlafende Welt
Übersee-Taxifahrer! Wird uns noch alle umbringen!«
Donovan betrachtete den anderen Mann neugierig. »Wer sind Sie?«
»Donald Shey. Und wo hat man Sie aufgelesen, Donovan?«
»London. Und Sie?«
»In Paris.« Er blickte sich vorsichtig zu den Soldaten um, doch die waren mit einer Flasche Walsos beschäftigt. »Ich habe gehört, Sie hätten einige erwischt, ehe Sie gefangen wurden. Stimmt das?«
»Sieben. Wenig genug.«
»Ich selbst keinen. Ging alles zu schnell. Aber jeder noch so kleine Tropfen hilft das Faß füllen, nicht wahr? Haben Sie aus diesem Grund«, Shey betrachtete Donovan mit einem seltsamen Blick, »die Geschichte mit den Gespenstern erfunden? Um die Larrys ein wenig zu verwirren?«
»Wovon sprechen Sie?«
»Das wissen Sie doch ganz genau. Sie haben es ihnen mit Ihren rachelüsternen Gespenstern und blutrünstigen Ahnen wirklich nicht leicht gemacht und sie sogar ins Schwitzen gebracht. Aber was ist los, wenn nirgends ein Geist auftaucht? Wenn niemand tot umfällt, wie Sie es so oft prophezeit haben? Warum dann überhaupt eine solche Sache erfinden?«
Donovan studierte das erwartungsvolle Gesicht seines Gegenübers. Plötzliches Mißtrauen ließ ihn vorsichtig antworten: »Sie stecken voller Fragen, eh? Warum sollte es Sie interessieren, was ich sage und tue?«
»Tut es auch nicht.« Die Worte schienen wie von selbst zu kommen. Sheys Blick fiel auf den muskulösen Sergeanten. »Es ist nur – ich habe nur keine Lust mehr, jeden Augenblick mit der Peitsche traktiert zu werden. Wenn Sie mir nun«, er hielt inne, wie um seine Gedanken zu sammeln, »sagen würden, was Sie vorhaben, dann könnten wir vielleicht zu zweit in dieselbe Kerbe hauen.« Er lehnte sich eifrig vor. »Was halten Sie davon?«
Seine Worte beruhigten Donovan etwas. Dennoch – hinter der Erregung, die Shey zur Schau stellte, schien er zu warten, zu lauern, zu beobachten, bereit zu sein, seine Antwort auf die Waagschale zu legen …
Donovan sagte mit unbewegtem Gesicht: »Aber wenn Ihre Vorfahren sich mit Ihnen noch nicht in Verbindung gesetzt haben, wäre es doch eine Lüge, wenn Sie sagen würden … Und die Larrys sind nicht auf den Kopf gefallen, wenn es um Lügner geht. Es würde sie nur an der Glaubwürdigkeit meiner Worte zweifeln lassen.«
»Wenn die Larrys Lügner entlarven können, wie haben Sie sie dann von Ihrer Geschichte überzeugt?« fragte Shey scharf.
»Weil ich nicht gelogen habe«, antwortete Donovan fest.
»Nun hören Sie doch damit auf! Sie sprechen mit Donald Shey, und nicht mit einem dieser blöden Larrys. Wen wollen Sie eigentlich anführen?«
»Ich versuche nur, die Larrys von Großvater zu überzeugen.«
»Warum?«
»Weil sie nicht sterben sollen ohne ein Gebet. Selbst sie verdienen diese Chance.«
»Lassen wir doch um Himmels willen …«, begann Shey.
Donovan unterbrach ihn. »Halten Sie mal Ihre Hand hoch! Los, Sie stellen mir zu viele Fragen. Wenn Sie nur vier Finger haben sollten, werde ich Sie mit diesem Kettenende totschlagen!«
»Seien Sie doch kein Narr!« Shey brachte eine völlig normale fünffingrige Hand zum Vorschein. »Zufrieden?«
»Noch nicht ganz. Machen Sie eine Faust.«
Shey gehorchte verständnislos. Eine ziemlich große Faust streckte sich vor, eine Faust, die kein bißchen zitterte.
Doch plötzlich begann Sheys Hand wild zu schwanken. Die Finger zuckten konvulsivisch.
»Das ist verdammt zu spät!« explodierte Donovan. »Ein Mann, der eine Behandlung mit der Elektropeitsche hinter sich hat, ist mit den Nerven so am Ende, daß er fast kein normaler Mensch mehr ist.« Er zog heftig an seinen Ketten. »Scher dich weg, Larry!«
Sein Gegenüber wich an die Wand zurück. Auf einen Ruf stand der Sergeant auf und kam herbei. »Sir?«
»Machen Sie mich los. Er weiß, wer ich bin.«
Der Mann gehorchte. Shey stand auf und wandte sich um. »Großvater! Großvater!« höhnte er. »Wann wirst du dieses Kinderspiel endlich aufgeben und einsehen, daß damit nichts zu gewinnen ist? Was erwartest du von einer solchen …«
»Kurswechsel!« verkündete ein kleiner Wandlautsprecher. Shey und der Sergeant klammerten sich fest, als das Flugzeug in eine weite Kurve ging.
Shey arbeitete sich an den Haltegriffen zum nächsten Mikrophon vor. »Hier spricht Drelig Sjilla. Was soll das bedeuten?«
»Sir«, antwortete eine metallische Stimme. »Wir haben Nachricht vom Flaggschiff, daß man das Gespenst von Baxter gestellt hat. Admiral Sarno hat persönlich den Befehl gegeben, daß Sie
Weitere Kostenlose Bücher