TTB 176 - Laumer, Keith - Diplomat der Grenzwelten
schienen sich zum Ausstoßen der Landeboote bereitzumachen.
Retiefs Finger spielten über die Tasten. Er stellte am Autopiloten den Kursvektor ein, der das Schiff auf eine Abfangbahn bringen würde. Die Beschleunigung drückte ihn tief in den Sitz, als die Maschine voranjagte. Dann erst schaltete er den Sprechfunk ein.
»… Sie in dem gestohlenen Schiff«, brüllte Sean. »Einmal müssen Sie ja landen, und dann …«
»Aufpassen, Sean!« unterbrach ihn Retief. »Beobachten Sie das vordere Schiff!«
»He!« schrie Sean. »Ich weiß nicht, was Sie vorhaben, verflucht noch mal, aber kehren Sie um. Stop! Ich befehle es Ihnen. Wenn Sie die Maschine nicht heil nach unten bringen …«
»Befehlen Sie lieber äußerste Alarmbereitschaft, Sean«, riet ihm Retief. »Wenn alles wie geplant abläuft, werden Sie sich beeilen müssen, um Ihre Kräfte noch rechtzeitig nach Port Saphir zu bringen.«
»Was reden Sie da eigentlich, Sie … Sie … Pferdedieb! Das ist mein allerbester Jäger – meine einzige wirksame Waffe gegen den Feind, bis unsere Verbündeten kommen …«
»Ich verstehe Ihre Sorgen. Aber es wäre jammerschade, wenn die Feinde die Maschine am Boden zerstören würden.«
»Hören Sie zu! Ich sehe, daß Sie einen Abfangkurs zu dem Transporter von Jawbone eingestellt haben. Was soll das für ein Idiotenstreich sein?«
»Wenn es sich um einen Jawbone-Transporter handelt, schreibe ich hundertmal ›Ich war ungezogen‹ an die Tafel. Wenn nicht …«
»Mann – wenn es sich tatsächlich um ein Kriegsschiff der Krebse handelt, dann wird es Sie in Atome pusten! Ich kann es mir nicht leisten, die K-000 zu verlieren. Scheren Sie ab!«
»Wenn er mich abschießt, haben Sie den überzeugenden Beweis, daß ich die Wahrheit sagte«, entgegnete Retief. »Warten wir ab, wie sich die Sache entwickelt. Ich schalte jetzt aus, Sean. In den nächsten fünf Minuten gibt es viel zu tun.«
Mit Höchstgeschwindigkeit jagte das Schiff voran. Retief beobachtete den feindlichen Transporter, der immer tiefer in die planetarische Atmosphäre eindrang. Er stellte seinen Zielschirm auf stärkste Vergrößerung ein. Der Feind kam näher, und mit jeder Sekunde schloß Retief auf. Als der Abstand nur noch knappe zwanzig Meilen betrug, wechselte das andere Schiff abrupt den Kurs und kam direkt auf ihn zu. Einen Augenblick später sah er die winzigen Spuren der Luft-Geschosse. Er selbst hielt die Geschosse seines Jägers zurück und beobachtete den Annäherungszeiger. Das Gerät war bei fünfzehn Meilen angelangt. Zehn – fünf …
Als es so aussah, als hätten die Projektile das Cockpit fast erreicht, drehte er die K-000 auf den Rücken und tauchte vertikal weg. Die Geschosse, die den abrupten Kurswechsel nicht mitmachen konnten, detonierten weit hinten, ohne Schaden anzurichten.
»Sie da oben – ich habe eben zwei schwere Detonationen gesehen.« Seans Stimme bibberte vor Aufregung. »Haben Sie – sind Sie …«
»Ich bin noch ganz, wenn Sie das erleichtert, Sean«, rief Retief gutgelaunt. »Er hat schlecht gezielt. Aufpassen jetzt!«
»He, einen Augenblick! Sie wollen doch diese Krebse nicht rammen?«
»Heißt das, daß ich Sie überzeugt habe? Warten Sie, gleich kann ich meine Argumente beweisen.«
»Verschwinden Sie von dort oben und bringen Sie mir die Maschine wieder heil her! Wenn die Kerle von Jawbone sind, verschwenden Sie Treibstoff. Und wenn es Hatracks sind, verschwenden Sie mein bestes Schiff!« Während Sean tobte, steuerte Retief den Jäger in einer ansteigenden Kurve auf das Riesenschiff zu. Es war jetzt kaum noch drei Meilen entfernt. Er schaltete die Schirme aus, dämpfte die Cockpitlichter und starrte hinaus, bis er den Feind durch die Kanzel erkennen konnte. Das Schiff in der typischen Zigarrenform der Haterakans schwenkte aus, um genügend Platz zum Abschuß seiner Torpedos zu bekommen.
»Also gut, ich bin überzeugt«, brüllte Sean. »Ich sehe, wie sie manövrieren – das würde kein anständiges Schiff tun. Himmel, hauen Sie ab, bevor meine K-000 im Eimer ist!«
»Das kann ich mir jetzt nicht leisten«, erwiderte Retief. »Ich befinde mich im Bereich der Feind-Abschirmung. Wenn ich nahe genug bleibe, kann er seine schweren Waffen nicht einsetzen. Das gibt mir einen kleinen Vorteil.«
Das fliehende Haterakan-Schiff versuchte den Abstand zu vergrößern und die relative Sicherheit der Troposphäre zu erreichen. Das Schwesterschiff, das sich hundert Meilen weiter westlich befand, änderte plötzlich seinen
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