Tür ins Dunkel
stand ein großer Fernseher und ein Videogerät. Die Regale waren zur Hälfte mit Büchern, zur anderen Hälfte mit Videokassetten gefüllt. Dan warf zuerst einen Blick auf die Kassetten und entdeckte einige vertraute Filmtitel wie Silver Streak, Tootsie und The Goodbye Girl, außerdem zahlreiche Filme mit Charlie Chaplin und zwei Streifen der Mary-Brothers. Es waren ausschließlich Komödien; offenbar mußte ein professioneller Killer etwas zu lachen haben, wenn er nach einem harten Arbeitstag nach Hause kam. Den weitaus größeren Teil der beachtlichen Videosammlung bildeten aber Kassetten, die nur illegal vertrieben wurden: Pornofilme mit Titeln wie Debbie Does Dallas und Deep Throat. Dan schätzte die Zahl dieser Pornovideos auf etwa dreihundert. Die Bücher interessierten ihn mehr, denn auf sie hatte es der Einbrecher zweifellos abgesehen gehabt. Auf dem Boden vor den Regalen stand ein Karton, und mehrere Bände waren schon darin verstaut worden.
Dan ließ seinen Blick über die Regale schweifen und stellte fest, daß es sich ausschließlich um Sachbücher über alle möglichen Zweige des Okkultismus handelte. Anschließend inspizierte er den Inhalt des Kartons, während er mit der anderen Hand noch immer die Kompresse an seine Stirn drückte. Die sieben Bücher im Karton waren von ein und demselben Verfasser, einem Albert Uhlander. Uhlander? Dan griff in eine Innentasche seines Jacketts und zog das kleine Adreßbuch heraus, das er vergangene Nacht aus Dylan McCaffreys verwüstetem Arbeitszimmer mitgenommen hatte. Er schaute unter >U< nach und fand nur eine Eintragung: Uhlander. McCaffrey, der sich für okkulte Phänomene interessierte, hatte Uhlander gekannt. Rink, der sich ebenfalls für den Okkultismus interessierte, hatte Uhlander zumindest gelesen; vielleicht hatte auch er ihn persönlich gekannt. Dan war auf ein Bindeglied zwischen McCaffrey und Rink gestoßen. Aber waren sie Verbündete oder Feinde gewesen? Und was hatte der Okkultismus mit all dem zu tun? Ihm schwirrte der Kopf, und das nicht nur von dem Schlag auf die Stirn. Jedenfalls mußte Uhlander ein Schlüssel zum Verständnis der ganzen Sachla ge sein, denn der Eindringling hatte offenbar nur diese Bücher aus dem Haus entfernen und auf diese Weise verhindern wollen, daß Uhlander in diese geheimnisvolle Mordaffäre verwickelt wurde.
Dan verließ das Arbeitszimmer. Der dröhnende Schmerz in seinem Kopf strahlte in die Schultern, die Arme, den Nacken und den Rücken aus. Er hinkte im Raum umher und durchsuchte es ziemlich gründlich, wenn auch nur mit einer Hand. Er fand nichts Interessantes mehr. Rink war ein Killer gewesen, und solche Leute pflegten Polizeiermittlungen nicht dadurch zu erleichtern, daß sie handliche kleine Adreßbücher hatten und Aufzeichnungen über ihre Tätigkeit machten. Schließlich nahm er im Bad die Kompresse ab und stellte fest, daß die Blutung tatsächlich aufgehört hatte. Er sah grauenhaft aus. Aber das paßte ganz gut, denn er fühlte sich auch grauenhaft.
21
Als Dan, den kleinen Bücherkarton unter den Arm geklemmt, auf die Straße hinaustrat, saß George Padrakis noch immer hinter dem Lenkrad der Limousine, im Dunkeln, bei halbgeöffnetem Fenster, das er wieder herunterkurbelte, als er Dan sah. »Ich habe gerade telefoniert. Mondale will... He, was ist mit deiner Stirn passiert?« Dan erzählte ihm von dem Einbrecher. Padrakis stieg aus dem Wagen. Er sah nicht nur wie Perry Como aus, er bewegte sich auch wie Perry Como: gemächlich und mit unbewußter Grazie. Sogar seine Pistole zog er ohne Hast aus dem Halfter. »Der Kerl ist weg«, erklärte Dan, als Padrakis einen Schritt auf Rinks Haus zu machte. »Schon lange.«
»Aber wie ist er reingekommen?«
»Von hinten.«
»Hier auf der Straße war es ganz ruhig, und ich hatte das Fenster auf«, protestierte Padrakis. »Ich hätte das Splittern von Glas oder sonst was gehört.«
»Ich habe kein zerbrochenes Fenster gefunden«, erwiderte Dan. »Ich nehme an, daß er einen Schlüssel hatte.«
»Verdammt, ich bin jedenfalls nicht schuld daran«, sagte Padrakis, während er seine Pistole wegsteckte. »Ich kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Ein zweiter Mann hätte die Rückseite des Hauses beobachten müssen. Könntest du diesen Einbrecher gut beschreiben?«
»Leider nicht.« Dan gab Padrakis den Hausschlüssel zurück. »Aber er hat ein ziemlich ramponiertes Ohr.«
»Häh?«
»Ich habe ihm ein Ohr halb abgerissen.«
»Warum hast du das
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