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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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Seite gepresst, versuchte ich mir einen Weg durch die tanzende Masse zu bahnen. Egal wo ich mich bewegte, ich spürte ständig fremde Körper an mir. Und unter diesen fremden Körpern war alle fünf Meter mindestens einer, der irgendwo bei mir hinfummelte, wo er nicht hinzufummeln hatte! Bei der Dichte an Menschen und dem schemenhaften Licht war es aber unmöglich, die Verursacher ausfindig zu machen.
    Im Grunde hatte ich dafür auch überhaupt keine Zeit. Der einzige, der jetzt Priorität hatte, war Elyas – und ihn zu finden, wurde zu einer Herausforderung. Ständig blieb ich stehen und sah mich um. Doch mit meinen 1,68 Meter hatte ich fast nur Hinterköpfe vor der Nase. Irgendwann schrieb ich Alex eine SMS. Mit viel Glück warf sie vielleicht durch Zufall einen Blick auf ihr Handy. Weder das Glück noch der Zufall traten ein.
    Nach zwanzig Minuten schlug meine Nervosität langsam in Panik um. Was, wenn ich Elyas nicht fand?
    Weil ich nicht mehr wusste, wo ich sonst suchen sollte, begab ich mich zu den Toiletten. Als erstes zum Frauen-WC, aber ich blickte nur in fremde Gesichter. Und außer drei Penissen war in der Männertoilette ebenfalls nichts Brauchbares zu entdecken. Bah, Nicolas … schüttelte es mich kurzzeitig, bevor ich überlegte, wie ich weiter vorgehen sollte. Neben den sanitären Anlagen fiel mir nur noch die Bar als zentrale Anlaufstelle ein. Mein neues Ziel fest vor Augen, mischte ich mich wieder ins Gedränge. Erst nach über zehn Minuten hatte ich es geschafft, mich bis dahin durchzukämpfen und lief jeden einzelnen Meter der langen Theke ab. Und dann auf einmal, als ich schon nicht mehr daran geglaubt hatte, sah ich tatsächlich jemand Bekanntes. Wegen der Körpergröße ragte sein Kopf über die der anderen hinaus. Andy. Wie von selbst bewegten sich meine Beine in seine Richtung und als ich nur noch ein paar Schritte von ihm entfernt war, erkannte ich noch weitere vertraute Gesichter. Zusammen mit Sebastian, Sophie, Alex, Yvonne und einem dunkelhaarigen Mann, den ich nicht kannte, stand Andy abseits des Gewühls. Elyas war nicht dabei, aber er konnte sicher nicht weit sein.
    Ich tippte Alex auf die Schulter und rief »Hallo« in die Runde. Alle drehten den Kopf in meine Richtung, sahen jedoch gleich darauf wieder zurück zu Sebastian. War ich nicht willkommen? Alex machte keinerlei Anstalten auszuflippen, und das, obwohl sie mich doch die ganze Zeit zum Kommen hatte überreden wollen. Sebastian nahm wie die anderen nur kurz Notiz von mir, ehe er die Augen wieder von mir abwandte. Nach und nach schweifte mein Blick von einem Gesicht zum anderen und ich bemerkte wegen des Dämmerlichts erst verzögert, wie blass jedes einzelne davon war.
    »Ist … alles in Ordnung?«, fragte ich.
    Wieder drehten sich alle Köpfe zu mir. Die Weise, wie sie mich ansahen, ließ meine Glieder verkrampfen. Elyas war doch nichts passiert, oder?
    Sebastians Kiefermuskeln waren angespannt und es schien eine Ewigkeit zu vergehen, ehe er endlich zu sprechen begann.
    »Wir haben gerade einen Anruf von Elyas bekommen«, sagte er.
    Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. »Und? Was ist denn los? Ist etwas geschehen?«
    »Ja«, sagte Sebastian und sah auf den Boden. Sein Körper war steif wie eine Statue. »Er hat Jessica gefunden.«
    »W-was heißt gefunden?«, fragte ich.
    »Sie hat versucht, sich das Leben zu nehmen.«
    Ich starrte ihn an. Für einen Moment stand die Zeit still.
    Yvonnes lautes Schluchzen ließ mich zu ihr aufsehen. In ihren mit Tränen gefüllten Augen spiegelte sich die blanke Verzweiflung wider. Yvonne war Jessicas beste Freundin. Wenn ich mir vorstellte, dass Alex …
    Ich konnte den Satz nicht zu Ende denken.
    Ohne dass auch nur irgendjemand ein Wort verlor, standen wir wie festgefroren im Kreis. Ich war mir sicher, dass mein Gesicht inzwischen nicht weniger blass war als das der anderen.
    Der dunkelhaarige Mann, den ich nicht kannte, war der erste, der aus seiner Starre erwachte und Yvonne in den Arm nahm. Sie weinte an seiner Brust und schüttelte immer wieder den Kopf. Sah so aus, als wäre er ihr Freund.
    »Wie schlimm ist es? Ich meine, wird sie es–?« Sophie brach ab, und Andy legte ihr unterstützend den Arm um die Taille. Alex fasste nach Sebastians Hand und drückte sie fest.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Sebastian. »Ich habe Elyas so schlecht verstanden … Aber er hat sie wohl in die Notaufnahme gebracht.«
    Das Wort »Notaufnahme« drückte von oben auf uns herab.
    »In welchem

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