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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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Krankenhaus sind sie?«, fragte Andy. Noch nie hatte ich ihn so ernst erlebt wie in diesem Moment.
    »In der Uniklinik, wenn ich das richtig verstanden habe.«
    Alle nickten und es war, als wäre ein stummer Entschluss gefasst worden. Ohne Rücksprache zu halten, ging Sebastian mit Alex an der Hand voraus. Durch die Menschenmenge folgten wir den beiden. Ich wurde genauso hin und her geschubst wie noch vorhin bei meiner Suche nach Elyas, doch jetzt schien das völlig bedeutungslos zu sein. Ich war nur darauf bedacht, Alex nicht zu verlieren und blendete alles andere aus. Alex hatte offenbar die gleiche Sorge, denn irgendwann blieb sie stehen, drehte sich zu mir um, griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. Die Party war in vollem Gange, die Gäste hatten Spaß und feierten ausgelassener denn je. Eigentlich war alles wie zuvor, nur dass es mir jetzt auf einmal nicht mehr richtig vorkam. Während hier gefeiert wurde, brach für andere eine Welt zusammen. Heute traf es die Freunde von Jessica, morgen durch einen Unfall die Freunde von jemand anderem. Erst dann würde man aus allen Wolken fallen und realisieren, dass es unausweichlich und nur eine Frage der Zeit war, bis man selbst zu den Betroffenen zählte.
    Warum hatte Jessica das getan? Was hatte sie so verzweifeln lassen, dass sie keinen anderen Ausweg mehr sah?
    Man hatte doch nur dieses eine Leben.
    Endlich draußen angekommen, wurden wir von beißender Kälte empfangen. Wie passend, dachte ich mir, konnte die Temperatur doch bei der vorherrschenden Gefühlslage mithalten.
    Tom, der Freund von Yvonne, machte mit Sebastian und Andy aus, wer bei wem mitfahren würde. Andy hatte wohl schon etwas getrunken und kam als Fahrer nicht mehr infrage.
    Ich stand ein bisschen abseits, blickte um mich und rieb mir die Oberarme. Die meisten kannten Jessica seit vielen Jahren, ich dagegen hatte sie nur zweimal getroffen. Ich fühlte mich fehl am Platz.
    Alex stellte sich an meine Seite und ihrem Blick nach zu urteilen, ging es ihr offenbar ähnlich. Yvonne klammerte sich an ihrem Freund fest. Ihre Tränen waren wieder getrocknet und einer ausdrucklosen, leeren Miene gewichen. Ich erinnerte mich an die Nacht, als ich den Anruf aus dem Krankenhaus bekommen hatte, an das Gefühl, nicht zu wissen, ob man eine geliebte Person jemals lebend wiedersehen würde.
    Wie es wohl Elyas ging? Ich bekam furchtbare Magenschmerzen.
    »Okay, dann sehen wir uns vorm Krankenhaus«, sagte Sebastian. Damit war die Unterredung geschlossen. Die Gruppe spaltete sich in zwei Richtungen. Sophie, Andy, Yvonne und Tom gingen geradeaus, Sebastian lief mit Alex nach rechts.
    »Emely?«, fragte Sebastian und drehte sich zu mir um. Ich war stehen geblieben.
    »Ich glaube nicht, dass ich mitkommen sollte«, sagte ich. »Jessica und ich kennen uns kaum. Es ist besser, wenn ich mit dem Bus nach Hause fahre.«
    »Blödsinn«, sagte Alex. Sie lief ein paar Schritte zurück, nahm mich bei der Hand und zog mich trotz leisen Protestes hinter sich her.
    »Aber Alex, überleg doch mal. Es ist Jessica bestimmt unangenehm, wenn jemand Fremdes dabei wäre.« So zumindest würde ich mich fühlen, insofern ich mir ihre Situation überhaupt vorstellen konnte.
    »Emely, du gehörst genauso dazu wie alle anderen. Also mach dir keinen Kopf und steig ein«, sagte Sebastian und öffnete das Auto. Am liebsten hätte ich weiter argumentiert, aber ich unterließ es. Sebastian hatte jetzt andere Sorgen, als mit mir über die Angemessenheit meines Beiseins zu diskutieren.
    »Vielleicht ist es besser, wenn ich fahre«, sagte Alex. »So wie du aussiehst, würde ich dich nur ungern hinters Steuer lassen.«
    Sebastian überlegte einen Moment, dann schloss er dir Fahrertür wieder. »Du hast Recht. Das wäre vernünftiger. Es ist schon genug Mist passiert.«
    Die beiden wechselten die Seiten und stiegen ein. Ich ließ mich auf der Rückbank nieder.
    Während der Fahrt schwiegen wir. Sebastian wirkte abwesend und sprach nur, wenn wir an eine Kreuzung kamen, an der Alex nicht wusste, in welche Richtung sie abbiegen sollte.
    »Hast du eine Ahnung, warum Jessica das getan hat?«, fragte sie irgendwann.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe sie das letzte Mal vor einer Woche gesehen. Da machte sie den Eindruck, als ginge es ihr so gut wie schon lange nicht mehr. Elyas und ich unterhielten uns sogar darüber, dass sie die Sache mit Domenic nun offenbar endlich hinter sich gebracht hatte. Ich kann mir nicht erklären, was sie jetzt auf

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