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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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etwas geändert?
    »Das Glück ist wohl nicht auf unserer Seite«, seufzte er.
    Ich blickte auf meine Finger. »Sieht nicht danach aus.«
    »Das erklärt, warum ich vergeblich auf dich gewartet habe«, sagte Elyas. »An deiner Stelle tauchte Kevin irgendwann auf und ich erzählte ihm, dumm wie ich war, von dem Kuss. Er wollte mich von dem Vorhaben, dir meine Gefühle zu gestehen, abbringen und sagte, die ganze Schule würde sich über mich lustig machen, wenn ich eine kleine hässliche Mistkröte wie dich als Freundin hätte.«
    »Hässliche Mistkröte«, wiederholte ich. »Wie charmant.«
    »Er war ein Arsch, Emely. Nimm das nicht persönlich. Er wusste nicht, was er sagt. Und wie sich später herausgestellt hat, konnte man ohnehin nichts darauf geben, was dieser Wichser von sich gab.« Deutliche Verachtung schwang in Elyas‘ Tonfall mit. Damals hatte er noch keine Ahnung gehabt, was sein ›bester Freund‹ ein paar Jahre später in London mit seiner Freundin tun würde.
    »Nach und nach sind auch die anderen Jungs eingetrudelt«, fuhr er fort. »Und Kevin hatte nichts Besseres zu tun, als ihnen zu erzählen, dass ich demnächst unter die Pädophilen ginge.«
    »Wieso pädophil?«, fragte ich. »Du bist doch nur eineinhalb Jahr älter als ich?«
    Elyas verdrehte die Augen. »Weil die Jungs bescheuert waren. Sie hatten die Meinung, dass du noch recht jung und kindlich aussiehst.«
    Ich sah nach unten, auf meine kleine Oberweite, und bekam mit einem Mal wieder Komplexe. Männer waren scheiße.
    »Im Prinzip glaube ich, dass sie nur das nachplapperten, was Kevin vorgegeben hat«, sagte er. »Aber selbst wenn nicht, für mich zählte nur die Meinung, die ich über dich hatte. Und für mich warst du das schönste und klügste Mädchen, das ich mir nur hatte vorstellen können.«
    Ich sah wieder nach unten, dieses Mal allerdings aus Verlegenheit.
    »Sie spotteten, machten sich lustig über mich und als eine Reihe von Zweitklässlerinnen an uns vorbeilief, fragten sie mich, ob die nicht auch in mein Beuteschema passen würden. Der reinste Schwachsinn. Ich schaltete auf Durchzug und habe weiter auf dich gewartet.
    Du kamst nicht. Dafür aber der Penner, mit dem du immer rumgehangen bist. Der Typ hat am Haupttor angefangen zu erzählen, dass er mit dir zusammen wäre und erst beim Notausgang wieder damit aufgehört. In diesem Moment …« Elyas schüttelte den Kopf. »Meine komplette Welt ist vor meinen Augen zusammengebrochen. Keine Sekunde zog ich in Erwägung, dass dieser Sören nur Scheiße erzählt haben könnte. Für mich war in diesem Augenblick alles glasklar. Ihr beide verbrachtet ständig Zeit miteinander. Dass er mehr von dir wollte, hätte ein Blinder gesehen. Nur wusste ich nie, wie du zu ihm stehst.
    Unser Kuss, die Verabschiedung danach an deiner Tür – ich hatte mir riesen Hoffnung deshalb gemacht und innerhalb von einer Sekunde fiel das Ganze an diesem Morgen wie eine Mauer zusammen.« Elyas formte die Hände zu einer Pyramide und fuhr sich durchs Gesicht. Eine Weile verharrte er in dieser Position, während sich mein Magen immer mehr verkrampfte.
    »Als du vor zwei Monaten reingeplatzt bist, wo Alex die Sache mit den Mails herausgefunden hat, da sagtest du, du würdest dich gedemütigt fühlen … Das tat mir innerlich so weh. Es erinnerte mich an genau diesen Moment vor sieben Jahren.«
    Elyas blickte mir direkt in die Augen, nichts als Ehrlichkeit konnte ich in dem türkisen Grün lesen. Und genau diese Ehrlichkeit überforderte mich. Ich sah auf die Bettdecke. Doch es war zu spät. Sein Blick hatte sich bereits in meine Iris gebrannt. Ich hörte Elyas tief einatmen und schließlich setzte er dort an, wo er stehen geblieben war.
    »Sich in ein Mädchen zu verlieben, das von den eigenen Freunden nicht akzeptiert wurde, war die eine Sache – von ihr verarscht und gegen einen Milchbubi eingetauscht zu werden, eine andere. Du hattest nicht nur meinen Stolz verletzt und mir mein Herz gebrochen, du hattest mich zu einer Lachnummer in meinem gesamten Freundeskreis gemacht.
    In meinen Augen warst du immer so perfekt gewesen. So rein in der Seele, so unverdorben. Niemals hätte ich dir so etwas zugetraut. Jetzt im Nachhinein weiß ich, dass ich Idiot auf dieses Gefühl hätte hören sollen. Stattdessen war es aber leider so, dass Kevins Worte auf einmal Sinn ergaben. Für ihn warst du seit jeher eine kleine hinterlistige Schlampe. Und ich musste mir fälschlicherweise eingestehen, dass er damit Recht und ich

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