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Türkisgrüner Winter (German Edition)

Türkisgrüner Winter (German Edition)

Titel: Türkisgrüner Winter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bartsch
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haben?
    Mann, und ich dachte, mein erstes Mal mit Sören Nordmann wäre schlimm gewesen … Der Typ hatte gezittert, als hätte er Parkinson, und mir mit seiner stinkenden Knoblauchfahne ins Gesicht gekeucht, als würde er jeden Moment den Löffel abgeben. Ich schüttelte mich.
    »Alles okay?«, fragte Elyas irritiert.
    »Äh, ja«, murmelte ich, immer noch mit diesen unschönen Szenen im Kopf. »Ich habe mich nur gerade in dich hineinversetzt und dann festgestellt, dass es auch seine Vorteile haben könnte, sich nicht an sein erstes Mal zu erinnern.«
    Elyas zog einen Mundwinkel nach oben und sah mich mitleidig an. Wenn ich mir vorstellte, ich hätte mein erstes Mal eigentlich mit ihm haben können … Ich schnaubte. Der Gedanke war niederschmetternd.
    So angespannt die Stimmung auch war, in manchen Sekunden spürte ich eine starke Vertrautheit zu Elyas. Als wäre niemals Schlechtes zwischen uns vorgefallen und als hätten wir noch gestern zusammen in diesem Bett gelegen. Jetzt war so eine Sekunde.
    »Wie ich gerade erfahren habe, bin ich wohl nicht der Einzige mit einem missglückten ersten Mal«, fuhr Elyas zermürbt fort. Er sammelte sich kurz, ehe er seine Erzählung wieder aufgriff. »Der Hass auf dich hat mir vieles leichter gemacht, und doch irgendwie auch nicht. Dir über den Weg zu laufen, blieb weiterhin der blanke Horror für mich. Wochen später hingen in der Schule Informationsbroschüren über schulische Austauschprogramme in Europa aus. Kevin hatte Neustadt schon immer für ein Loch gehalten und war gleich Feuer und Flamme. Und je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass es die perfekte Lösung war. Ich konnte alles hinter mir lassen und durch die Entfernung zu dir endlich anfangen, wieder ein normales Leben zu führen.
    Alena war weniger begeistert von meinen Plänen, mein Vater dafür umso mehr. Bildung ist sein größtes Anliegen und er schaffte es, meine Mutter zu überzeugen.«
    »Wie du weißt«, sagte Elyas, »entschied ich mich für London. Und auch wenn der gewünschte Effekt, von dir loszukommen, sehr lange auf sich warten ließ, so trat er doch irgendwann ein.« Er rieb sich den Hals. »Na ja, zumindest dachte ich das.«
    Ich wollte nachfragen, wie der letzte Satz gemeint war, aber Elyas sprach weiter.
    »Die ersten Monate in England konzentrierte ich mich nur aufs Lernen und wollte weder von Frauen noch von Partys irgendetwas wissen. Kevin betrieb das Gegenteil, er war ständig unterwegs und schleppte fast jeden zweiten Tag eine andere an. Er hatte wenig Verständnis, dass ich es ihm nicht gleichtat und wollte mich jedes Mal zum Mitgehen zu überreden. Irgendwann gab ich nach und begleitete ihn. Für fünf, vielleicht sechs Mal endete die Nacht dann auch für mich mit einer fremden Frau. Es hatte etwas sehr Unkompliziertes an sich, sodass ich Kevin auf einmal mehr verstehen konnte, als mir lieb war.«
    »Ich mag Frauen«, sagte Elyas. »Ich mag, wie sie aussehen, wie sie sich bewegen, wie sie riechen, wie weich sie sind, wie zart sie sich anfühlen.« Er hob die Schultern. »Alles eben. Und auf diese Weise konnte ich das genießen, ohne Gefahr dabei zu laufen, mich erneut zu verlieben.
    Nach über einem Jahr lernte ich dann Amy kennen, meine einzige richtige Freundin. Sie ging auf die gleiche Schule wie wir, und eines Tages quatschte Kevin sie an. Amy hatte langes, rotblondes Haar, eine Stupsnase, hübsche Gesichtszüge und sprach das niedlichste geschwollene Oxford-Englisch, das ich jemals gehört habe. Menschlich hatte sie mit dir nichts gemeinsam. Das Einzige, was mich hin und wieder an dich erinnerte, war die Unschuld und Zerbrechlichkeit, die sie ausstrahlte.
    Amy war keine Frau, die man zu einem One-Night-Stand überredete. Deswegen versuchte ich es erst gar nicht. Über Wochen hinweg trafen wir uns regelmäßig und ich merkte, dass sie Gefühle in mir auslöste. Nicht so intensiv wie bei dir, sodass ich die Kontrolle darüber verlor, aber nach einer Weile war ich doch ziemlich verknallt in sie. Das behielt ich aber für mich.
    Zwei Monate nachdem ich Amy kennengelernt habe, war sie es, die mir anvertraute, dass sie sich in mich verliebt hat. Ich stand damals vor einer sehr schweren Entscheidung. So etwas wie mit dir wollte ich kein zweites Mal erleben. Es war ein harter Kampf mit mir selbst. Aber durch die Mühe, die sich Amy mit mir gab, habe ich mich schließlich überwunden, es mit ihr zu versuchen. Für die ersten Monate dachte ich auch, dass es die absolut

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